Auf der roten Zora durch die Region

Sie ist die Gründerin des Vereins Nestwärme, Mutter der 15-jährigen Leonie und seit drei Jahren Motorradfahrerin: Petra Moske. Am Dienstag wurde sie in Berlin mit dem Victress Emotion Award ausgezeichnet (der TV berichtete). Auf was die 46-Jährige sich besonders bei ihrer Rückkehr nach Trier freute, davon berichtet sie in unserer Serie.

 Nur fürs Pressefoto ohne Helm: Petra Moske kurvt gerne auf ihrer roten Yamaha durch die Region. TV-Foto: Katja Bernardy

Nur fürs Pressefoto ohne Helm: Petra Moske kurvt gerne auf ihrer roten Yamaha durch die Region. TV-Foto: Katja Bernardy

Ursprünglich bin ich eine Saarländerin. Meine Geburtsstadt ist Saarbrücken. Aber als ich ein Kind war, sind wir einige Male umgezogen. Heimisch wurde ich erst in Trier, als ich mit 16 Jahren mit meinem Vater an die Mosel zog. Er hatte eine Arbeit bei Michelin angenommen, und wir beide wohnten in Trier-Ehrang. Nicht nur wohnungsbedingt hatte ein neuer Lebensabschnitt für mich begonnen, auch beruflich: Ich machte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin.
Während dieser Lehrjahre ist mir vor allem eines bewusst geworden: Es ist besser, einen weiteren Abschluss zu machen. Man hat dann einfach mehr Chancen. Diese Erkenntnis habe ich auch umgesetzt. Das hieß: wieder die Schulbank drücken. Erst habe ich die mittlere Reife nachgemacht, dann Fachoberschule und eine kaufmännische Ausbildung sowie ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium.
Trierer wollen Beständigkeit


Ein weichenstellendes Jahr in meiner Biografie ist 1999: Mit Elisabeth Schuh habe ich den Verein Nestwärme gegründet. Wir wollten selbst etwas kreieren, unseren Traum zum Beruf machen. Unser Ziel war, Familien mit behinderten und chronisch kranken Kindern eine Stimme zu geben, sie in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Diese Familien sind unverschuldet in eine schwierige Situation geraten. Sie leben in einer Dauerkrise, sind von permanenten Ängsten getrieben. Nestwärme möchte ihnen ein Stück Sicherheit geben. Denn wenn man Ängste teilen kann, lässt es sich besser schultern. Mit dieser Aufgabe sind meine Wurzeln, die ich mittlerweile in Trier hatte, noch tiefer und fester geworden.
Danke Trier, viele Menschen dieser Stadt haben uns erst den Start ermöglicht. Sie haben unsere Vision mitgetragen. Und sie haben immer zu mir gestanden, in guten wie in schlechten Zeiten. Deshalb habe ich den jüngsten Preis, den Victress Emotion Award, den ich am Montagabend von dem Frauenmagazin Emotion erhalten habe, mit nach Trier gebracht. Es ist nicht mein Preis, sondern ein Preis vieler Menschen und vor allem vieler Menschen aus Trier. Ich habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Bundesländer und Städte kennengelernt, aber Trier ist besonders.
Nicht umsonst ist Deutschlands älteste Stadt Teststadt für zahlreiche Einzelhandelsprodukte. Denn die Trierer prüfen Menschen und Dinge auf Herz und Nieren: Sie wollen keine Eintagsfliegen, sondern Beständigkeit. Dass Nestwärme bundesweit erfolgreich ist, hat viel mit meiner Wahlheimat zu tun. Denn was hier angenommen wird, kann man getrost auf andere Regionen adaptieren. Einmal hatte ich überlegt, nach Berlin zu ziehen. Doch ich hätte zu viel aufgeben müssen: mein schönes Zuhause in Pfalzel, wo ich mit meiner Tochter Leonie lebe, meine Freunde und einen meiner Lieblingsplätze. Der ist in meinem Garten, auf der Holzbank an meinem Teich mit Seerosen, Fröschen und Goldfischen. Umgeben von friedlichen Engelsstatuen und hohem Bambus kann ich wunderbar entspannen. Übrigens: Auf meinem Motorrad, einer 650er Yamaha, die mein Vater "rote Zora" getauft hat, kann ich ebenfalls alles loslassen. Ich bin eine gemütliche Sonnenfahrerin, also nur bei schönem Wetter. Man sieht beim Motorradfahren hier nicht nur eine fantastische Landschaft, sondern man riecht sie auch. Viele kurvenreiche Straßen und wunderschöne Dörfchen habe ich durch das Motorradfahren in unserer Region entdeckt. "Petra, wie schön wohnst du denn hier", denke ich oft, wenn ich mit meiner Tochter als Sozia durch die Gegend zockele. Manchmal muss ich berufsbedingt verreisen, manchmal suche ich ganz privat das Neue in der Ferne: Vor drei Jahren bin ich ein Stück des Jakobsweges mit Paulo Coelhos Hörbuch auf den Ohren gegangen. Ein Jahr später hat der Schriftsteller beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos bei einer Preisverleihung eine Laudatio auf mich gehalten. Es war ergreifend, diesen Menschen, der in Worte fassen kann, was ich fühle, kennenzulernen. Er ist ein sehr wertschätzender Mensch, der die Liebe fließen lässt - das ist es, worum es geht. Diese oder auch die Begegnung jetzt mit Sabine Christiansen in Berlin sind großartig, doch ich freue mich immer wieder sehr darauf nach Hause zu kommen - nach Trier.
Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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