Auf Konstantins Spuren in Trier und Istanbul

Istanbul/Trier · Istanbul hat 150-mal so viele Einwohner wie Trier und ist eine Weltmetropole. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts war jedoch Trier die größere Stadt; damals residierte Konstantin der Große an der Mosel, erst später ging er in das heutige Istanbul. In beiden Städten hinterließ er viele Spuren.

Istanbul/Trier. Istanbul, die geheime Hauptstadt der Türkei am Marmara-Meer, und das beschauliche Trier im Westen der Bundesrepublik haben auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam. Dabei gibt es eine bedeutende Persönlichkeit der Weltgeschichte, die beide Städte bis heute miteinander verbindet: Kaiser Konstantin der Große.
Um das Jahr 300 lebten im damaligen Augusta Treverorum 80 000 Menschen, was die Stadt zur größten nördlich der Alpen machte und nach damaligen Maßstäben zu einer Weltstadt. Eine Weltstadt war damals auch Byzanz, das spätere Konstantinopel und heutige Istanbul. Zwischen 307 und 317 residierte Konstantin der Große in Trier und ließ es ausbauen, was der Stadt besondere Bedeutung verlieh. Noch heute zeugen die Palast-Aula, besser bekannt als Konstantinbasilika, die Kaiserthermen und Teile des Doms von dieser Zeit. 330 ging Konstantin endgültig nach Byzanz, wo er, wie vorher in Trier, große Bauten errichten ließ, darunter das Hippodrom und das Konstantinforum. Im gleichen Jahr noch wurde die Stadt am Bosporus dann offiziell zu Konstantins Hauptresidenz und von ihm in Nova Roma umbenannt. Sieben Jahre später starb der Kaiser und das heutige Istanbul erhielt den Namen Konstantinopel, den es formell bis 1930 behalten sollte.
Trier hingegen verlor nach dem Weggang Konstantins an Bedeutung. "Geplante Bauvorhaben wurden gestoppt, und die Stadt wurde von Barbareneinfällen geplagt", erklärt die Trierer Althistorikerin Prof. Dr. Elisabeth Herrmann-Otto. Und was wäre aus Trier geworden, hätte sich Konstantin damals gegen den Bosporus und für die Mosel entschieden? "Wir müssen uns ein wenig von der Überbetonung der Stadt Trier verabschieden. Sie war Konstantins Residenzstadt, aber sobald er Trier verließ, richtete sich sein Blick nur noch in den Osten, aus dem er gebürtig stammte. Dennoch: Für die Entwicklung beider Städte hat der römische Kaiser auch heute noch eine enorme Bedeutung." gsc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort