Aufbruchstimmung dank Anja II.

Viele Dörfer haben gar keine. Andere Dörfer haben jedes Jahr eine neue, oder auch nur jedes zweite Jahr. Klüsserath dagegen hatte neun Jahre lang keine. Umso größer waren Überraschung und Freude, als nun endlich wieder eine Klüsserather Weinkönigin den Thron bestieg. Anja II. scheint ein ganzes Dorf in Aufbruchstimmung zu versetzen.

 Ihr Lächeln hat Klüsserath begeistert: Nach neun Jahren hat auch der Weinort an der Mosel mit Anja II. (Mitte) wieder eine Weinkönigin. Weinhoheiten der umliegenden Dörfer flankieren die Jüngste in ihrem Bunde. TV-Foto: Michael Merten

Ihr Lächeln hat Klüsserath begeistert: Nach neun Jahren hat auch der Weinort an der Mosel mit Anja II. (Mitte) wieder eine Weinkönigin. Weinhoheiten der umliegenden Dörfer flankieren die Jüngste in ihrem Bunde. TV-Foto: Michael Merten

Klüsserath. Die Freude stand Ortsbürgermeister Norbert Friedrich deutlich ins Gesicht geschrieben, als er seine Rede zur Krönungsfeier im Gemeindehaus "Alte Ökonomie" begann. "Suh laang wie Klissert" - neun Jahre - hatte es gedauert, bis wider Erwarten doch noch eine neue Weinmajestät die 27 Jahre alte Krone der Klüsserath er aufsetzen durfte.

Für ihre erste Weinkönigin des dritten Jahrtausends hatte sich das Dorf also reichlich Zeit gelassen. Ungewöhnlich war auch der späte Termin der Krönung: Ende Oktober. Während in anderen Orten meist im August oder September gekrönt wurde, begannen in dem Moselort erst die Planungen für das Überraschungsereignis des Jahres. "Im August kam Anja Hofmann, eine 28-jährige Referendarin an einem Gymnasium, die seit neun Jahren in Klüsserath wohnt, erstmals auf mich zu", berichtet der Ortsbürgermeister.

"Ich habe lange darüber nachgedacht, Weinkönigin zu werden. Ich meine, alle Mädchen träumen doch davon, einmal eine Prinzessin oder Königin zu sein", ergänzt Anja mit einem Augenzwinkern.

Doch Mädchenträume waren es ganz und gar nicht, mit denen Anja den Ortsgemeinderat geschlossen hinter sich brachte: Die Majestätsaspirantin legte ein umfangreiches Konzept vor, das auch eine Wiederbelebung des Klüsserather Weinfestes vorsieht. Vor zwei Jahren hatte es die letzte Auflage gegeben. Nun will die Weinkönigin im nächsten Jahr Weinkulturtage veranstalten.

Bei ihrer Krönung herrscht eine hervorragende Stimmung im dicht gefüllten Gemeindehaus: Die Winzerkapelle, der Gesangverein und die Tanzgruppe treten zu ihren Ehren auf. "Wir sind stolz, wieder eine Weinkönigin zu haben", sagt Norbert Friedrich, und auch sein Rioler Bürgermeisterkollege und Landtagsabgeordnete Arnold Schmitt erklärte: "Eine neue Majestät ist es, was dem Dorf gefehlt hat." Mit ihren neuen Konzepten und der Courage, das schon als historisch weil ausgestorben betrachtete Amt anzutreten, scheint sie ein Dorf in Aufbruchstimmung zu versetzen.

Eine Bürgerin aus dem Saal brachte es auf den Punkt: "So viel Einigkeit hatten wir schon lange nicht mehr."

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