Augenaufreißer

TRIER. Bald ist es soweit: Der Vorhang für das Theaterstück "Die Stimme der Medea" hebt sich in der Tufa. Die Theatergruppe "Allestheater" zeigt Ende des Monats das Ein-Personen-Schauspiel über die antike Frauenfigur.

Entspannt sitzt Andrea Schulze auf ihrem Stuhl. In der Hand hält sie das Drehbuch, das sie intensiv studiert. "Noch bin ich nicht aufgeregt. Aber manchmal denke ich schon: Was habe ich mir da vorgenommen?", sagt sie schmunzelnd. Aufregende und vor allen Dingen sehr anstrengende Wochen liegen vor der 22-Jährigen und ihren Kollegen von der Theatergruppe "Allestheater". Nur noch wenige Tage, und Andrea Schulze wird ganz alleine die Bühne der Tufa betreten. In dem Ein-Personen-Stück "Die Stimme der Medea" nach einer Vorlage von Christa Wolf spielt sie die Rolle der mythischen Frauenfigur.Christa-Wolf-Roman als Theaterstück

Um den Roman "Medea. Stimmen" von Christa Wolf auf die Bühne zu bringen, musste Regisseurin Kathrin Witt selbst zur Feder greifen. "Weil uns der Text so gut gefiel, hat Kathrin den Roman zu einem Theaterstück gekürzt", erzählt Andrea Schulze. Die Frauenfigur der Medea hat Andrea Schulze in ihren Bann gezogen. "Mich fasziniert ihre Ehrlichkeit und ihre Stärke", erklärt sie. Die Handlung in Kürze: Medea flüchtet aus politischen Gründen in ein scheinbar hoch kultiviertes und zivilisiertes Land. Ihre Mitmenschen hegen allerlei Misstrauen gegen sie und begegnen ihr mit Furcht. Als Medea ein schreckliches Verbrechen aufdeckt, wird sie selbst zum Gegner der Täter. Medea wird deren Vergehen bezichtigt und als Sündenbock missbraucht. Gedemütigt und verstoßen erhebt sie ihre Stimme. Der Mythos, der sich um die Figur der Medea rankt, entstammt einer alten griechischen Sage. In mehreren literarischen Bearbeitungen wird sie sehr unterschiedlich dargestellt. Bei den Antiken Festspielen in den Kaiserthermen wurde in diesem Sommer die Komödie "Medea" von Europides aufgeführt. In dieser Fassung wird Medea als Zauberin, Verräterin und Kindsmörderin dargestellt. Im Theaterstück "Die Stimme der Medea" dagegen ist die Frauenfigur eine selbstbewusste, heilkundige Frau, die ihrer Umgebung zum Opfer fällt. "Bei den Antiken Festspielen wird Medea rachsüchtig charakterisiert. Das Publikum sympathisiert mit der Gesellschaft. In unserer Fassung wird ein positiveres Bild von Medea entworfen", erklärt Andrea Schulze. Auch für Zuschauer, die "Medea" schon in der antiken Fassung gesehen haben, lohnt sich der Besuch der Vorstellung von "Allestheater". "Wer die Version von Europides schon kennt, kann vergleichen. Alle anderen lernen den Stoff neu kennen", sagt Andrea Schulze. "Es ist ein Krimi, der einem die Augen aufreißt", ergänzt sie. Bis zu den Aufführungen am 27., 28. und 29. Juli (jeweils um 20 Uhr im kleinen Saal der Tufa) haben Andrea Schulze und ihre Kollegen jeden Tag lange Proben auf dem Programm. Und Andrea Schulze wird bis zur Premiere wohl noch so manchen Blick in das Drehbuch werfen. Aufführungen am Donnerstag, 27. Juli, Freitag, 28. und Samstag, 29. Juli, um 20 Uhr im kleinen Saal der Tufa; Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro.

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