Aus 887 werden 35 - Pfarreienreform des Bistums Trier im Visier

Trier · Fragen, Sorgen, Information: Im Bistum Trier werden aus 887 Pfarreien 35. Auch in Trier diskutierte Bischof Stephan Ackermann mit rund 250 Gläubigen.

Während zweieinhalb Jahren hatten Synodale ein Abschlussdokument erarbeitet, mit dem auch eine Jahrhundertreform eingeläutet worden war: Aus 887 Pfarreien werden 35 Großpfarreien, Bistumsvertreter nennen sie Pfarreien der Zukunft. Eine Zahl und ein Name, die auch während des sechsten Resonanz-Gesprächs in der ehemaligen Abteikiche St. Maximin in Trier unter anderem diese Fragen aufwarfen: Was passiert mit dem Geld der Kirchengemeinden? Mit den Gremien? Können alte Menschen teilhaben? Der Ablauf in Trier war identisch mit dem in Ochtendung, Prüm, Simmern und Dillingen: Impuls eines Bistumsvertreters, Information zur Raumgliederung, Austauschrunde - eingebettet in geistliche Impulse. Der Trierer Bischof unterstrich die Notwendigkeit der Reform: "Die Zahl der Gottesdienstbesucher hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert." Lebensgefühl und -weise hätten sich verändert. "Wir sind eingetreten in eine neue Epoche der Glaubensgeschichte, ein radikaler Wandel", sagte der 54-Jährige. Dechant Clemens Grünebach, Leiter der Arbeitsgruppe Raumgliederung, erklärte, zur Einteilung in 35 Pfarreien der Zukunft sei es unter anderem gekommen, da Kostentreiber wie eine kleinteilige Organisation durch effizientere Verwaltungsabläufe ersetzt werden müssten. "Dann bleibt mehr Geld für den pastoralen Bereich." Gespräche mit Landesraumplanern in Mainz und Saarbrücken hätten die Einteilung bekräftigt. Was passiert mit dem Geld der Kirchengemeinden? Generalvikar Ulrich von Plettenberg sagte: "Vermögen werden nicht alle zentralisiert, bei Zweckgebundenem ist das schon rechtlich nicht möglich." Die Frage einer Katholikin, ob es auch künftig noch zweckgebundene Stiftungen in den Gemeinden geben dürfe, verneinte der Bischof. Laut Generalvikar wohl aber weiterhin zweckgebundene Sonderkollekten. Die Ansicht eines Teilnehmers, das Synodendokument lese sich wie eine Qualitätsicherungsbroschüre von Mercedes, "in Bibel und Katechismus steht alles drin", entgegnete Ackermann, das Dokument sei in erster Linie eine Handlungsempfehlung für den Bischof. Er benötige als Doktor der Theologie keine theologischen Essays. Die Sorge um die Teilhabe älterer Menschen (Lange Wege zu den Gottesdiensten?) und um die Glaubensweitergabe nahm der Bischof ernst: "Pfarrei der Zukunft wird wieder mehr eine organisatorische Größe." Kirchliches Leben vor Ort könne sich an Kirchen, Klöstern, Gemeinschaften orientieren. Und das Synodendokument verändere den Glauben nicht, es gehe mehr um die Frage, wie wir Glauben leben.
Prälat Franz-Josef Gebert betonte ebenfalls, dass das kirchliche Leben nicht zentralisiert werde, sondern dezentral in den Gemeinden weiterlaufe. Laut von Plettenberg wird es künftig weniger gewählte Gremien geben, "aber Ehrenamtliche werden nicht überflüssig". Ebenso kam der Wunsch nach "mehr Unterstützung von oben bei den alltäglichen Kämpfen in den Pfarreien" zur Sprache, außerdem die Angst um Verlust dörflicher Identität, und dass sich die Bistumsleitung auf Fehler in Personalpolitik und Glaubensweitergabe hinterfragen müsse. Gegen Ende des Resonanz-Gesprächs sagte der Bischof: "Der Herrgott wird uns nicht gegen die Wand laufen lassen."

Weitere Resonanzgespräche finden am 16. Juni in Saarbrücken und am 30. Juni in Neuwied statt.

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