Aus dem Dunkel helfen

TRIER. Die Mitgliederversammlung des Verbandes der Blinden und Sehbehinderten hat in ihrer Sitzung einen neuen Vorstand gewählt, der die Geschäfte ab 2005 weiterführen wird. Manfred Hornetz wurde zum ersten, Wolfgang Jakobs zum zweiten Vorsitzenden gewählt, Geschäftsführer Heiner Müller in seinem Amt bestätigt.

Obwohl der regionale Verband seit fast 100 Jahren besteht, sind die Aktivitäten erst vor drei Jahren wieder in größerem Umfang aufgenommen worden. Im Jahr 2008 wird der Verband der Blinden und Sehbehinderten im Regierungsbezirk Trier seinen runden Geburtstag feiern. Zweck des Verbandes ist seit seinem Entstehen die "Förderung der Belange blinder und sehbehinderter Menschen in sozialer, kultureller und rechtlicher Hinsicht". Dazu gehören zunächst die einfühlsame Kontaktaufnahme zu Betroffenen, Hilfestellungen bei und Tipps für Behördengänge ebenso wie die Vermittlung an Fachärzte und Stellen, die Mobilitäts- und Orientierungstraining im Umgang mit dem weißen Stock anbieten. Noch vor dreißig Jahren hätten blinde Menschen kaum Chancen gehabt - weder beruflich noch gesellschaftlich, erklärt der bisherige Vorsitzende Adolf Pott. Dass sich bis heute einiges geändert hat, dafür kämpfen die Mitglieder der Verbände. Technische Hilfsmittel erleichtern Betroffenen lebenspraktische Abläufe und ermöglichen die weitere Berufstätigkeit.Abschaffung des Blindengeldes?

Vor etwa einem Jahr ist der Trierer Regionalverband, dem die Kreisgruppen Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm und Daun angehören, mit seinem Hauptsitz vom Barbara-Ufer in die Eurener Straße 6 bis 8 umgezogen. Dort stehen den ehrenamtlichen Mitarbeitern für die neue Geschäfts- und Beratungsstelle größere räumliche Kapazitäten zur Verfügung. Auch die monatlich erscheinende Blinden-Tonband-Zeitung "Blitz" wird dort produziert. Durch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge auf jährlich 60 Euro schreibt der Regionalverband trotz Rückgang der Spendeneinnahmen noch schwarze Zahlen. "Doch das reicht eigentlich nicht für den Fortbestand des Verbandes", zieht Geschäftsführer Heiner Müller Bilanz. Die finanzielle Stellung Betroffener ist derzeit ein Thema, mit dem sich die Verbände auf regionaler, aber vor allem auch auf Landes- und Bundesebene beschäftigen müssen. Denn in Niedersachsen drohe eine Abschaffung des Blindengeldes. Der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Blindenverbandes, Rainer Seibert, berichtete von einer Mahnwache am 17. November in Mainz und der Demonstration, die anlässlich der Sozialministerkonferenz in Friedrichshafen am 18. und 19. November stattfinden sollen, und rief die Trierer Mitglieder zur Teilnahme auf, um ein Zeichen gegen die aktuellen Entwicklungen und Pläne zu setzen. Die Betroffenen sind auf die Zahlung des Blindengeldes, dessen Höhe bisher individuell durch die Länder festgelegt wurde, angewiesen, um "zusätzliche Aufwendungen zu bestreiten, die durch die Behinderung erforderlich werden", sagte Adolf Pott.Das gesamte Leben gerät aus den Fugen

Dass der Verband der Blinden und Sehbehinderten gute Arbeit leiste, bestätigt auch Stefan Brück. Durch eine Erkrankung verliert er zunehmend an Sehkraft und ist auf der Suche nach Informationen auf den Verband gestoßen. Mittlerweile steht er aktiv im Vorstand der Kreisgruppe Bernkastel-Wittlich für die Belange Betroffener ein. "Es besteht die große Gefahr, dass sich Menschen nach einer solchen Diagnose zurückziehen, den Kopf in den Sand stecken und in die Isolation geraten. Doch obwohl das gesamte Leben zuerst aus den Fugen gerät, geht es weiter", weiß Stefan Brück. Auf dem Weg zur Stärkung des Selbstbewusstseins seien die Aufklärungsarbeit, die der Verband leistet, und die Informationen, die er weitergibt, ein Meilenstein auf dem Weg aus dem Dunkel. Weitere Informationen gibt es in der Geschäftsstelle des Verbandes der Blinden und Sehbehinderten in der Eurener Straße 6-8 und unter Telefon 0651/44100.

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