Aus dem Euter in den Tank

Dass die Milch nicht auf Bäumen wächst, sondern von den Kühen kommt, wisst ihr natürlich schon längst. Aber habt ihr auch gewusst, dass für einen Liter Milch bis zu 500 Liter Blut durch den Körper einer Kuh gepumpt werden? Wahrscheinlich nicht. Und deshalb geht es heute dorthin, wo die Kühe leben und gemolken werden: auf den Bauernhof.

 Mit Hilfe von Melkmaschinen wird die Milch aus dem Euter der Kühe über Schläuche und Leitungen in einen großen Tank gepumpt. Christina Korbach muss dafür zunächst die entsprechenden Sauger an die zuvor gesäuberten Zitzen des Euters anlegen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Mit Hilfe von Melkmaschinen wird die Milch aus dem Euter der Kühe über Schläuche und Leitungen in einen großen Tank gepumpt. Christina Korbach muss dafür zunächst die entsprechenden Sauger an die zuvor gesäuberten Zitzen des Euters anlegen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wiersdorf. Für Kühe ist fast jeder Tag gleich. Zumindest macht es für die großen Tiere keinen Unterscheid, ob gerade Montag, Mittwoch, Samstag, Sonntag, Weihnachten oder Ostern ist. Denn die Kühe, die für die Milchproduktion eingesetzt werden, müssen jeden Tag gemolken werden - und zwar morgens und abends. Und weil das so ist, müssen auch die dazu gehörenden Landwirte jeden Morgen und jeden Abend in den Stall.

Einer dieser Landwirte ist Christian Theisen aus Wiersdorf. In seinem Betrieb gibt es 45 Milchkühe. Die sind im Sommer tagsüber größtenteils auf der Wiese und im Winter in einem großen Stall. Nur wenn es Zeit zum Melken ist, dann gehen die Tiere nach und nach in einen Raum neben dem Stall: Das ist der Melkraum. Hier können bis zu acht Kühe gleichzeitig gemolken werden. Dafür gibt es links und rechts einen schmalen Gang, in dem jeweils vier Kühe hintereinander stehen. Zwischen diesen beiden Gängen, ein paar Stufen tiefer, ist schließlich der Arbeitsplatz von Christian Theisen.

Landwirte müssen sehr früh aufstehen



Ganz früher mussten sich die Bauern oder Bäuerinnen noch mit einem kleinen Hocker, dem Melkschemel, neben die Kuh setzen und das Tier von Hand melken. Dafür wurden dann die vier Zitzen des Euters mit einer bestimmten Technik gedrückt, sodass schließlich die Milch aus diesen Zitzen in den Eimer spritzte. Wenn das Euter dann soweit leer war, ging es zur nächsten Kuh. Das war sehr zeitaufwendig. Heute funktioniert das automatisch und viel schneller. Und zwar mit Hilfe von Melkmaschinen.

Dafür wird an jeder Zitze ein so genannter Melkbecher, eine Art Sauger, angelegt, über den dann im Sekundentakt mit Hilfe einer Vakuumpumpe Milch aus dem Euter gesaugt wird. Diese Milch fließt dann durch Schläuche in eine Leitung und über diese Leitung dann in einen riesigen Edelstahltank. Ungefähr zehn Minuten dauert es, bis jede der acht Kühe gemolken ist. Dann kommen die nächsten acht an die Reihe.

Rund 30 Liter Milch gibt eine Kuh pro Tag, sagt Christina Korbach. Sie ist die Freundin des Landwirts, arbeitet seit einigen Jahren auch auf dem Hof und hat sich an das tägliche Frühaufstehen längst gewöhnt. Genau wie die Eltern von Christian Theisen hilft auch sie beim Melken. Damit beginnt der arbeitsreiche Tag auf dem Bauernhof.

An jedem zweiten Tag kommt der Tankwagen



"Um einen Liter Milch zu produzieren, fließen rund 500 Liter Blut durch der Körper der Kuh", sagt die junge Landwirtin. Die körperliche Leistung einer Kuh entspricht nämlich annähernd der eines Hochleistungssportlers. Umgerechnet auf die 30 Liter Milch, die jeden Tag gemolken werden, sind das 15 000 Liter Blut, die bewegt werden. So viel Blut hat die Kuh natürlich nicht im Körper, sondern es ist immer das gleiche Blut, das durch die dicken Adern gepumpt wird - im Gegensatz zur Milch, die fließt nur ein Mal. Und während das Blut immer auf Körpertemperatur bleibt, wird die Milch in dem großen Tank auch gekühlt, damit sie länger haltbar bleibt. Jeden zweiten Tag - oder vielmehr jede zweite Nacht - kommt ein Tanklastwagen, der die Milch abpumpt und zu einer Molkerei fährt. Dort wird das Produkt aus dem Euter der Kuh weiterverarbeitet. Doch wie das gemacht wird, dass erkläre ich euch ein anderes Mal.

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