Aus der Praxis ins Atelier

Trier · Als 60-Jährige hat Jutta Kieselbach zum ersten Mal eine Holzskulptur gefertigt. Seitdem ist die Holzschnitzerei die neue Leidenschaft der ehemaligen Frauenärztin. Mit 70 Jahren veranstaltet die moderne Holzkünstlerin demnächst ihre erste Vernissage.

 Vermisst ihre Patientinnen und lädt sie zur Vernissage ein: Die ehemalige Frauenärztin Jutta Kieselbach zeigt demnächst ihre Holzskulpturen. TV-Foto: Christian Moeris

Vermisst ihre Patientinnen und lädt sie zur Vernissage ein: Die ehemalige Frauenärztin Jutta Kieselbach zeigt demnächst ihre Holzskulpturen. TV-Foto: Christian Moeris

Trier. "Die Gynäkologie war für mich ein Beruf zum Anfassen. Und meine Skulpturen sind auch was zum Anfassen." So erklärt Jutta Kieselbach, wie sie von der Gynäkologie zur Holzbearbeitung gekommen ist.
2011 hat die Triererin ihre Praxis für Frauenheilkunde abgegeben. Seitdem widmet sie sich ganz ihren Holz-Skulpturen. Die teils mannshohen Figuren schnitzt, raspelt und schleift sie aus Lindenholz. Ihren Stil bezeichnet sie als eigensinnig. "Ich arbeite ohne Plan und folge dem Holz mit seinen Maserungen."
Vor zehn Jahren griff Jutta Kieselbach zum ersten Mal zu Meißel und Feile und begann, Figuren aus Holz zu schnitzen. Wenn man Patienten habe, denen man helfen wolle, aber nicht helfen könne, sei der Beruf sehr belastend. "Da habe ich einfach zwischendrin angefangen, habe Hammer und Meißel genommen, drauf los gehauen und Aggressionen abgebaut."
Themen aus der Gynäkologie


Für die pensionierte Frauenärztin ist die Holzhauerei nun ein Ersatz für die Arbeit. Die Holzschnitzerei sei für sie eine geeignete Kunstform, denn sie liefere greifbare Ergebnisse. "In der Gynäkologie hat man immer etwas Lebendiges in den Händen. Jetzt geben mir die Holzskulpturen dieses Gefühl." Sie lässt ihre Hände über die fein geschliffenen Skulpturen aus Lindenholz gleiten. "Weich und zart sind die wie ein Baby-Popo", sagt sie schmunzelnd.
Ihr früherer Beruf wirke sich auf ihre Kunst aus: "Ich habe viele gynäkologische Themen mit drin, wie die Schönheit einer Brust. Meine Figuren haben alle etwas Weiches und Weibliches. Viele haben einen ausgeprägten Po."
Einsam im Ruhestand


Mittlerweile umfasst das Werk der Künstlerin 35 Holzskulpturen. Jutta Kieselbach, die verheiratet ist und zwei Söhne hat, vermisst ihre Patientinnen und fühlt sich im Ruhestand einsam. "Ich renn hier rum wie Falschgeld", sagt sie.
Mehr als 40 Jahre lang hat sie in der Gynäkologie gearbeitet, davon 37 Jahre in ihrer eigenen Praxis für Frauenheilkunde in Trier-Nord.
Jutta Kieselbach lädt nicht nur alle Kunstinteressierten, sondern insbesondere ihre ehemaligen Patientinnen zu ihrer ersten Vernissage in ihr Atelier in der Bitburger Straße 10 ein.
Wegen der B 51-Sperrung wurde die Ausstellungseröffnung in dem Atelier in der Bitburger Straße vom ursprünglich geplanten Termin im Juni auf den 8. September verschoben. Die Skulpturen werden dann täglich von 10 bis 22 Uhr zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

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