Aus für Trierer Traditionsbetrieb

Trier · Die Trierer Innenstadt wird wieder um einen alten Traditionsbetrieb ärmer: Ende März schließt nach 116 Jahren das Café Jänschke im Haus Jakobstraße 2-3. Ob ein Nachfolge-Café oder aber ein anderes Geschäft in den historischen Bau einzieht, steht noch nicht fest.

 Prägendes Gebäude der Jakobstraße: Nach 116 Jahren gehen im Café Jänschke die Lichter aus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Prägendes Gebäude der Jakobstraße: Nach 116 Jahren gehen im Café Jänschke die Lichter aus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

"Schade ist es schon. Mir tut es auch leid. Aber das ist der Lauf der Dinge, und nichts bleibt, wie es war", sagt Stefan Jänschke (51) im Gespräch mit dem TV. 1996 hatten seine Schwester Bärbel Jänschke (57) und er den Familienbetrieb vom Vater Hans-Josef Jänschke übernommen. Inzwischen steht Bärbel Jänschke seit rund 40 Jahren im Geschäft und will nun aus Altersgründen aufhören. Nachfolger gibt es nicht. Ihr Bruder Stefan ist schon 2005 eigene Wege gegangen. Der Konditormeister nahm damals nochmals ein Studium auf und ist heute Lehrer im Bereich Nahrungsmittel an der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues.

Der Vater Hans-Josef Jänschke war in Trier und Region nicht nur durch sein Café bekannt, sondern mehr noch durch seine Ämter: Innungsobermeister, Kreishandwerksmeister und von 1994 bis 2004 Präsident der Handwerkskammer (HWK) Trier. 2011 starb HWK-Ehrenpräsident Jänschke.

Und in wenigen Tagen endet nach 116 Jahren endgültig die Ära Jänschke in der Jakobstraße. 1900 hatte sich der schlesische Bäckermeister Anton Jänschke, der Urgroßvater der Geschwister Jänschke, in Trier niedergelassen. Er kaufte zwei kleine Häuser an der Jakobstraße und riss sie ab, um an ihrer Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus für seine neue Bäckerei zu errichten. Dies erklärt die merkwürdige Hausnummer des Cafés: Jakobstraße 2-3. In den 20er-Jahren übernahm Anton Jänschkes Sohn August das Geschäft und erweiterte es zur Konditorei mit Cafébetrieb. Er führte das Geschäft bis 1952, dann übergab er es an den Sohn, Konditormeister Hans-Josef Jänschke.

Der Krieg hatte den Betrieb weitgehend verschont. Während große Teile der Innenstadt bei den Bombenangriffen Ende 1945 zerstört wurden, überstanden die meisten Häuser an der Jakobstraße das Inferno mit nur leichten Schäden. So wird die Straße heute durch ein Ensemble denkmalgeschützter Bauten mit historischen Originalfassaden geprägt.
Die letzten Osterhasen


Am 31. März schließt das Café. Das Haus ist verkauft. Die Schokoladenosterhasen, die derzeit im Fester stehen, werden die letzten aus Jänschke-Herstellung sein. Von der Schließung betroffen sind auch die sechs Mitarbeiterinnen: eine festangestellte Konditorin und insgesamt fünf Aushilfen vorne im Service. Stefan Jänschke: "Wir arbeiten daran, etwas für die Mitarbeiterinnen zu finden. Optimal wäre, wenn wieder ein Cafébetrieb ins Haus käme und sie übernommen werden könnten."

Ob dieser Idealfall eintrete, stehe aber noch nicht fest. Ein Café sei auch der Wunsch des neuen Hauseigentümers. Doch sollte dies nicht funktionieren, werde er eben an eine andere Branche vermieten müssen. Jänschke: "Weiter ein Café am alten Standort, das wäre schön."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort