Aus nach acht Monaten: Sozialstation gibt auf

TRIER. Das betreute Wohnen im ehemaligen Olewiger Kloster steht vor dem Aus: Nach nur acht Monaten gibt die Betreibergesellschaft der Sozialstation auf und hat Insolvenzantrag gestellt. Die acht Bewohnerinnen können vorerst bleiben. Die künftige Nutzung der städtischen Immobilie steht in den Sternen.

Es sah aus wie der Beginn eines erfolgreichen neuen Kapitels. Nach langer Suche hatte die Stadt als Besitzer endlich einen Nutzer für das seit dem Auszug der Uni-Verwaltung 2003 weitgehend verwaiste Olewiger Kloster gefunden. Im Frühjahr 2005 übernahm die Kloster Olewig Betreibergesellschaft mbH die denkmalgeschützte Immobilie in Erbpacht und eröffnete im Mai eine Sozialstation.Acht Bewohnerinnen dürfen vorerst bleiben

"Wir wollten hier eine neue Form der Betreuung für Schwerbehinderte und Demenzkranke etablieren", sagt Peter Hendel (52), Prokurist der Betreibergesellschaft. Die Betonung liegt auf "wollten", denn das Kapitel ist schon wieder abgeschlossen. Ende 2005 machte die Betreibergesellschaft mit Geschäftsführerin Kathrin Herrmann (Bad Neuenahr-Ahrweiler) von einer Rücktrittsoption Gebrauch und stieg aus dem Erbbaupachtvertrag aus. Das Kloster fiel an die Stadt zurück, und weil der Ex-Betreiber nun keine Mieteinnahmen mehr erzielt, läuft ein Insolvenzantragsverfahren. Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Wilhelm Denzer (51) äußerte sich am Dienstag auf TV-Anfrage zurückhaltend: "Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Recherchen. Erst im Lauf der Woche werde ich Zahlen erhalten und kann dann weitersehen." Bis zum 31. Januar soll ein Gutachten über die Voraussetzungen eines Insolvenzverfahrens vorliegen. Bürgermeister und Sozialdezernent Georg Bernarding lässt durchblicken, ihm habe die vertrackte "Konstellation" im Kloster nicht so recht behagt. Mit der Betreibergesellschaft, dem Ambulanten Hilfsverein und dem Ambulanten Pflegeteam seien dort drei verschiedene Leistungsanbieter mit den gleichen handelnden Personen ansässig, die in der Summe zwar eine Art Heimunterbringung anböten, sich aber der staatlichen Heimaufsicht entzögen und die besonderen baulichen Anforderungen an ein Pflegeheim nicht erfüllten. Gleichwohl stellt Bernarding fest, mit der Versorgung und Pflege der Klosterbewohner habe es "nie ein Problem" gegeben. Ihre "zukunftsweisende Wohnform als Alternative zu kostenintensiver Heimunterbringung" hätte die Betreibergesellschaft gerne weiterhin für ihre Mieter (aktuell acht pflegebedürftige Frauen zwischen 32 und 96 Jahren) aufrecht erhalten, sagt Peter Hendel, "Aber wir fühlten uns im Stich gelassen. Die Stadt hat immer höhere bauaufsichtliche Auflagen gemacht." Die Versorgung der im Kloster lebenden Menschen sei, so stellen Hendel und Bernarding übereinstimmend fest, sichergestellt. Die Stadt habe Pflegeaufträge erteilt und die Kostenübernahme zugesichert. Dennoch sind die Tage des Klosters als Betreuungsmodell zwischen Ambulanz und Heim gezählt. "Als Heim wird die Stadt das Kloster nicht betreiben. Wir müssen die Menschen auf Dauer woanders unterbringen", stellt Bernarding klar. Im Rathaus muss man sich nun wieder Gedanken um die Zukunft des 2100 Quadratmeter Nutzfläche umfassenden, 120 Jahre alten ehemaligen Frauenklosters St. Xaveriusstift machen. "Wir werden kommende Woche im Dezernatsauschuss mit der Diskussion beginnen", kündigt Liegenschaftsdezernentin Christiane Horsch an, "Wie es weitergeht, darüber muss der Stadtrat befinden." Die Betreibergesellschaft hatte das Kloster und einen Teil des Außenareals per Erbbaurecht auf 66 Jahre übernommen und sollte jährlich 60 000 Euro zahlen.

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