Hofgut Avelsbach Von Wein, Emotionen und großen Plänen

Trier/Berlin · Weil er keine Lust auf die Bundeswehr hatte, ging der Schweicher Peter Antony 1980 nach Berlin und machte dort Karriere. Mit dem Kauf des Hofguts Avelsbach in Trier schließt sich für ihn der Kreis.

 121 Jahre nach Baubeginn in privater Hand: Das Land Rheinland-Pfalz hat die ehemalige Staatliche Weinbaudomäne Trier-Avelsbach (im Hintergrund links die Thielsburg) an den aus Schweich stammenden Berliner Geschäftsmann Peter Antony verkauft.

121 Jahre nach Baubeginn in privater Hand: Das Land Rheinland-Pfalz hat die ehemalige Staatliche Weinbaudomäne Trier-Avelsbach (im Hintergrund links die Thielsburg) an den aus Schweich stammenden Berliner Geschäftsmann Peter Antony verkauft.

Foto: Roland Morgen

Nein. Auf der Anhöhe gegenüber und mit der Domäne Avelsbach im Hintergrund will er sich nicht ablichten lassen. „Das sieht großkotzig aus“, winkt Peter Antony ab und fügt schnell hinzu: „Das würde mir auch meine Mutter nicht verzeihen.“ Dabei musste ihm die alte Dame, die am Samstag ihren 90. Geburtstag gefeiert hat, schon so manches verzeihen.

Zum Beispiel, dass er am 13. August 1980 nach Berlin fuhr, und sich erst mal lange Zeit nicht mehr daheim in Schweich blicken ließ. „Ging doch nicht. Ich war ja vor der Bundeswehr geflüchtet.“ Am 15. August hätte er in der Dauner Heinrich-Hertz-Kaserne zum Grundwehrdienst antreten sollen: „Aber darauf hatte ich wirklich keine Lust“, sagt der 57-Jährige. Doch inzwischen hat die Mutter guten Grund, stolz auf den Filius zu sein. Denn der hat in Berlin sein Glück gemacht: Als geschäftsführender Gesellschafter seiner Deutsche Wein Marketing GmbH (DWM) organisiert er seit 1994 Messen und Wettbewerbe, anfangs in Berlin, heute auch in Portugal und Südkorea. Die Auszeichnungen, die bei den Wine Trophys (seit 2007) vergeben werden, sind international anerkannte Gütezeichen.

Antonys jüngster Coup: Er ist frischgebackener Besitzer des Hofguts Avelsbach, auch bekannt unter dem alten Namen Staatliche Weinbaudomäne Trier. Die galt lange als „schwer vermittelbar“, doch der Wahl-Berliner machte mit im öffentlichen Bieterverfahren – und legte mit 3,35 Millionen Euro das Höchstgebot vor. Die Zustimmung des Haushalts- und Finanzauschusses des Landtags Ende Januar  (der TV berichtete) machte den Weg frei für die Privatisierung der Domäne. Der Kaufvertrag ist mittlerweile notariell besiegelt. Am Montag trafen sich alle Beteiligten vor Ort zum finalen Akt: Petra Wriedt, stellvertretende Leiterin des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), überreichte vor zahlreichen Gästen aus Politik, Verwaltung und Weinwirtschaft den symbolischen Schlüssel an den DWM-Chef.

Der wollte „eigentlich keine große Rede halten“, gab aber dann doch einen bewegenden Einblick in seine Gefühlswelt: „Die Domäne ist für mich eine Herzensangelegenheit. Und eine emotionale Sache, denn mein vor drei Jahren verstorbener Bruder Thomas hat einst hier seine Lehre absolviert.“

Da war die Domäne im Kürenzer Seitental noch Staats- und Versuchsbetrieb, von dem Mainz später erwartete, er solle aus den roten Zahlen herauskommen. Vergeblich. Auch der millionenschwere Bau des 2010 fertiggestellten modernen Kellereigebäudes brachte nicht den erhofften Befreiungsschlag. Seit 2016 ist die DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH Pächter – und scheiterte an der Auflage, ökologischen Weinau zu betreiben: „Dieses Engagement hat uns sehr viel Geld gekostet“, bestätigt Interims-Geschäftsführer Carsten Berg und lässt durchblicken, dass man froh ist, nun vom Klotz am Bein bereit zu sein.

Für Antony ist Öko-Wein kein Thema. Aber gemeinsam mit den unter Denkmalschutz stehenden Domänen-Immobilien und 33 Hektar Land (darunter 25 Hektar vorwiegend mit Riesling bestockte Rebflächen in den Stadtteilen Kürenz und Olewig sowie am Petrisberg) hat er  andere Verpflichtungen übernommen. So muss er die zum Betrieb gehörenden Rebflächen am Amphitheater dauerhaft bewirtschaften, und der 2017 eröffnete Rundwanderweg ums Hofgut muss öffentlich zugänglich bleiben.

Apropos Öffentlichkeit: Antony will das Hofgut zu einem attraktiven Ausflugsort machen und ab Mai 2021 regelmäßige Veranstaltungen etablieren. Und er will mit dem DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich zusammenarbeiten, das weiterhin als Dienstleiter fungiert: „Diese Partnerschaft ist für mich eine ganz wichtige Sache. Unser Ziel ist es, Gut Avelsbach als anerkanntes Weingut mit typischen Moselrieslingen zu platzieren.“

 Der Besitzerwechsel des Hofguts Avelsbach ist besiegelt. Darauf stoßen (von links) der neue Besitzer Peter Antony, LBB-Vizechefin Petra Wriedt, Carsten Berg (kommissarischer Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks Bernkastel-Wittlich) sowie die Antony-Freunde und Branchenkollegen Arno Bauer (Remich/Luxemburg) und Klaus Herres (Leiwen) an.

Der Besitzerwechsel des Hofguts Avelsbach ist besiegelt. Darauf stoßen (von links) der neue Besitzer Peter Antony, LBB-Vizechefin Petra Wriedt, Carsten Berg (kommissarischer Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks Bernkastel-Wittlich) sowie die Antony-Freunde und Branchenkollegen Arno Bauer (Remich/Luxemburg) und Klaus Herres (Leiwen) an.

Foto: Roland Morgen

Peter Antony weiß, wovon er spricht. Er kennt das Thema Wein auch von der Produzentenseite: „Mein Vater war Nebenerwerbswinzer. Wir vier Kinder haben im Wingert in Longen mitgearbeitet und sind mit Wein aufgewachsen. Mit dem Kauf des Hofguts Avelsbach schließt sich für mich der Kreis.“

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