Ausfall mit (auch) guten Folgen

TRIER. Warum "kleine Katastrophen" auch ihr Gutes haben können: Der regionale Stromausfall vom September 2004 hat bei der Trierer Feuerwehr zu einigen Verbesserungen geführt. Eine Studie, die zur Zeit erstellt wird, soll weitere Möglichkeiten aufzeigen, wie Versorgung und Sicherheit im Ernstfall noch besser aufrechterhalten werden können.

Vor eineinhalb Jahren stand das Leben in Trier für beinahe sechs Stunden still, gleich mehrere Tage musste im vergangenen November das Münsterland ohne Elektrizität auskommen: "Die Wirklichkeit zeigt, dass wir mit Stromausfällen rechnen müssen", sagt der Trierer Feuerwehramtsleiter Herbert Albers-Hain. Dabei seien die Umstände am Nachmittag des 2. Septembers 2004 relativ günstig und daher gut zu beherrschen gewesen, sagt Albers-Hain. "Ein warmer Spätsommerabend, Heizungsausfälle spielten keine Rolle, viele hatten bereits Feierabend und waren zu Hause." Doch trotz aller vorherigen Notfallpläne: "Die Praxis ist immer anders als die schönste Theorie."Handy-Netz-Überlastung lehrreiche Erfahrung

Einige Konzepte - beispielsweise die Verteilung von elf Löschzügen auf das ganze Stadtgebiet und die intensive Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehren mit der Berufsfeuerwehr - seien bestätigt worden, sagt Albert-Hain. "Außerdem wurde deutlich, dass die Leute wissen, wo sie im Ernstfall Hilfe erhalten, nämlich in den Feuerwehrgerätehäusern der Stadtteile", ergänzt der Löschzugführer Freiwilligen Feuerwehren, Kurt Hardt. Dass das Handynetz in solchen Situationen wegen Überlastung zusammenbricht und auch moderne ISDN-Telefonanlagen ohne Strom nicht funktionieren, sei zwar voraussehbar, aber trotzdem eine lehrreiche Erfahrung gewesen. "Doch dieses Problem konnten wir mit unseren Funkgeräten ausbügeln", sagt Albers-Hain. Bis spätestens 2012 sollen allerdings alle Feuerwehren mit akkubetriebenem Digital-Funk ausgerüstet sein. "Das wird die Kommunikation noch einmal stark verbessern." Bereits vor dem Stromausfall habe jedes Feuerwehrgerätehaus ein Stromerzeuger-Geräte gehabt. "Aber nach einer Überprüfung haben wir mehrere Freiwillige Feuerwehren mit stärkeren Geräten ausgerüstet und einige ältere Aggregate gegen neue ausgetauscht." Insgesamt verfüge die Feuerwehr jetzt über 25 mobile Stromerzeuger, die zwischen acht und 25 Kilowattstunden liefern. "Mit acht KW kann man zum Beispiel ein Gerätehaus voll ausleuchten und vier Kleinelektrogeräte, wie zum Beispiel Zwei-Platten-Kocher, betreiben. Oder es können drei bis vier Heiz-Strahler drangehängt werden", erklärt Hardt. Das sei absolut notwendig: "Zu uns ins Gerätehaus Kürenz kamen Senioren, die froren, und Mütter, die Nahrung für ihre Kleinkinder wärmen wollten."Versorgung der Bürger verbessern

Um die Versorgung der Bürger weiter zu verbessern, werden bei der Berufsfeuerwehr zur Zeit "mobile Beleuchtungsanlagen" gebaut. Dazu werden alle notwendigen Utensilien - Kabelrollen, Steckdosen, Scheinwerfer, Ständer - aufeinander abgestimmt in Containern zusammengepackt. "Dadurch beschleunigen wir die Installation vor Ort", sagt Albers-Hain. Ausgeleuchtet und versorgt werden könnten mit diesen Einheiten große Häuser und Anlagen. "Kurzfristig ist damit alles getan, was man zum besseren Umgang mit solchen Stromausfällen tun kann", sagt Albers-Hain. Mittelfristig sollen Ergebnisse einer Studie umgesetzt werden, die Mitte des Jahres vorliegen soll. Darin werden alle Erkenntnisse und Infos aus dem Stromausfall gesammelt. "Die Schlussfolgerungen führen vielleicht zu weiteren Anpassungen von Notfall- und Katastrophenschutzplänen", erklärt Stadtfeuerwehrinspektor Albers-Hain. Für die Zukunft hat Löschzugführer Hardt einen finanziell und technisch nicht einfach zu realisierenden Wunsch: "Es wäre toll, wenn die Feuerwehrgerätehäuser eine richtige, externe Stromversorgung erhielten, die im Notfall Unabhängigkeit vom normalen Stromnetz gewähren würde." Denn: "Ein Jahrhundertereignis passiert nicht nur alle 100 Jahre."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort