St. Paulus Ausgediente Kirche zu verkaufen

Trier · Knapp zwei Wochen nach dem letzten Gottesdienst in St. Paulus ebnet die Pfarrei Liebfrauen den Weg für eine neue Nutzung. Die soll „würdig, angemessen und nachhaltig“ sein.

 Ausgediente Kirche zu verkaufen: St. Paulus in Trier

Ausgediente Kirche zu verkaufen: St. Paulus in Trier

Foto: Trierischer Voldkfreund/Christian Sprau

Eine Kirche, die keine mehr ist, sorgt für Gesprächsstoff – und für Gerüchte. Da kommt eine Bibliothek rein, wollen die einen wissen. Andere sprechen von Sporthalle, die sich auch für Konzerte nutzen lässt. Diese Kombination funktioniere ja schließlich auch in St. Maximin. Eine Spekulation, die wesentliche Fakten außer Acht lässt. Maximin ist seit 1802 kein Gotteshaus mehr und gehört dem Bistum. In St. Paulus wurde am 5. November der letzte Gottesdienst gefeiert, an dessen Ende die Profanierung, sprich: Entweihung, stand. Und: Was nun passiert, steht noch in den Sternen.

„Die Planung beginnt erst“, betont Thomas Schiffler. Der 58-Jährige ist Verwaltungsratsvorsitzender der Trierer Innenstadt-Pfarrei Liebfrauen, in der die vormalige Pfarrei St. Paulus 2000 aufgegangen war. Die Schließung der Kirche am Paulusplatz bahnte sich seit zehn Jahren an, wurde aber wegen der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 auf die lange Bank geschoben. Nun wird sie endgültig nicht mehr für seelsorgerische Zwecke gebraucht – und steht zum Verkauf. Der aber ist an Bedingungen geknüpft. Wenn die Pfarrei Liebfrauen Anfang 2018 ihre Verkaufsabsichten offiziell publik macht, denn werde in den Annoncen drin stehen, „dass für uns nur eine würdige, angemessene und nachhaltige Nachnutzung infrage kommt“, stellt Schiffler klar.

Ein Spielcasino beispielsweise würde die Kriterien „definitiv nicht erfüllen“, eine Sporthalle wohl ebenfalls nicht. Jenseits der Vorgaben sei man offen: „Wir werden uns mit Interessensbekundungen und Angeboten jedweder Art beschäftigen“.
Flexibel sei man auch in finanzieller Hinsicht. An einem Verkaufspreis von „3,5 Millionen Euro“, der durch die Gerüchteküche wabert, ist laut Schiffler „nichts dran. Wir haben ein Gutachten zur Wertermittlung in Auftrag gegeben, das aber noch nicht vorliegt. Deshalb gibt es auch noch keine Preisvorstellungen“. Zudem sei man nicht auf einen Verkauf fixiert. Eine Erbbaurechtslösung sei ebenfalls denkbar. Auch auf diesem Wege könnte sich die Pfarrei der hohen finanziellen Belastung entledigen. Das Gebäude in Schuss zu halten, kostet jährlich um die 80.000 Euro.

Eine (Wunsch-) Vorstellung von der künftigen Nutzung hat der Pfarrgemeineratsvorsitzende Heinz Valerius: „Es wäre toll, wenn die Kirche zur Aula für die Schulen in unmittelbarer Nachbarschaft würde“, sagt der 68-Jährige, der früher Lehrernachwuchs ausgebildet hat. Vertreter besagter Einrichtungen – Hochschule, Berufschulen, Grundschule Ausonius – hätten schon mehrfach diesen Wunsch geäußert. Allerdings hätten Stadt und Land bereits abgewunken. Für einen Immobilienkauf stehe kein Geld zur Verfügung.

Und was hat die Pfarrei mit möglichen Verkaufseinnahmen vor? Schiffler: „Der Erlös unterliegt zunächst vermögensrechtlichen Regularien des Bistums. Zudem kommen auf uns noch einige Sanierungsprojekte zu.“ So müsse das Dach von St. Gangolf erneuert werden.

Aber erst einmal gilt es, St. Paulus freizumachen. Die drei Glocken und die Orgel stehen zum Verkauf, ein Teil der Bänke wird in St. Antonius aufgestellt. Die Gräber von Hieronymus Jaegen („Triers heimlicher Heiliger“) und Dechant Johann Jakob Roschel sollen nach St. Gangolf verlegt werden; der Zeitpunkt hängt allerdings von der Zustimmung der Heiligsprechungskongregation des Vatikans ab.

Ungewiss ist die Zukunft der Kreuzigungsgruppe. Dieses Figuren8ensemble hat Adelheid von Besselich 1498 gestiftet. Es gehört der Stadt und steht seit 1968 in der Apsis der Pauluskirche. Den ursprünglichen Standort am Martinskloster ziert seither eine Kopie aus Beton. Geht es nach Angelika Meyer, der Leiterin der städtischen Denkmalabteilung, wird das Original in St. Paulus bleiben: „Unsererseits spricht nichts gegen einen dauerhaften Verbleib – vorausgesetzt, die Kreuzigungsgruppe steht der künftige Nutzung der Kirche nicht im Weg.“ Falls doch, bekommt die Stadt möglicherweise ein Problem: „Wir sind nicht darauf eingestellt, das Denkmal zurückzunehmen.“ Insofen gebe es auch keine Überlegungen, wohin damit.

Ein Fall für die Koch-Stiftung


Wo die klamme öffentliche Hand nichts bewirken kann, könnte eine Stiftung segensreich wirken. Beispiel Pauluskirche. Ein ausgedientes Gotteshaus, das vernüntig weitergenutzt werden soll. Die fraglos vernünftigste Lösung wäre, die ausgediente Pauluskirche dem aus allen Nähten platzenden benachbarten Bildungsstandort zur Verfügung zu stellen – als Aula für Hochschule, Berufsschulen und Grundschule. Eine naheliegende Lösung für ein ganzes Stadtviertel, ein Mini-Campus mitten in der Altstadt.

Fast zu schön, um wahr zu werden. Und ziemlich utopisch in Anbetracht der finanziellen Lage von Land und Stadt. Doch es gibt eine Trierer Institution, die helfen und in die Bresche springen könnte: die Nikolaus-Koch-Stiftung. Sie besitzt Immobilien und fördert Bildungsprojekte.

Deshalb ein Vorschlag: Die Stiftung kauft die Kirche oder übernimmt sie in Erbpacht und vermietet sie an die Schulträger. Zeitungsverleger Nikolaus Koch (1908-1982) hätte diese trierische Lösung ganz sicher gut gefallen.
r.morgen@volksfreund.de

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