Ausgerockt, ausgeräumt, aufgeschoben

Trier · Champions-League-Spiel im Planet Rock anschauen oder die/den Liebste/n in die Trattoria Rossini einladen - das geht nicht mehr. Beide Gaststätten haben mehr oder weniger überraschend geschlossen. Überhaupt ist derzeit viel Bewegung in der Trierer Gastro-Szene.

Trier. "Heute geschlossen" verkündet ein handgeschriebener Aushang am Eingang des Planet Rock (Simeonstiftplatz 1). Wobei "Heute" ein sehr dehnbarer Begriff ist. Seit Wochen ist die in "American Style" eingerichtete und im Herbst 2014 an den Start gebrachte Gaststätte nicht mehr geöffnet gewesen und wird sie wohl auch nicht mehr werden. Wer anruft, erfährt: "Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht zu erreichen."
Ein gezielter Blick in lokale Immobilienangebote könnte die Erklärung bringen. Die rund 400 Quadratmeter große Gastrofläche wird für 6700 Euro netto zur Miete angeboten. Gemäß einer alten Branchen-Faustregel (Miete = zehn Prozent vom Umsatz) müsste ein Gastronom einen Jahresumsatz von rund 800 000 Euro netto machen, um in die Gewinnzone zu kommen.
Im konkreten Fall hat der augenscheinliche Versuch eines ambitionierten Konzept-Mixes aus "Planet Hollywood" und "Hard Rock Café" nicht funktioniert.
Auch bei der Trattoria Rossini (Nagelstraße 21) scheint's nicht mehr funktioniert zu haben. Das Mini-Restaurant (38 Plätze drinnen, zwölf draußen) ist seit vergangener Woche geschlossen und nun auch die komplette Einrichtung ausgeräumt. Die Erbengemeinschaft, der das Haus gehört, gibt sich bezüglich der Gründe wortkarg und lässt lediglich durchblicken, sie habe das Mietverhältnis beendet. Damit sei aber die Gastro-Ära des Hauses nicht beendet.
Spätestens Anfang 2016 werde es weitergehen mit einem neuen Mieter. Um das Rossini kreisten zuletzt immer wieder Gerüchte, ebenso um die auf derselben Straßenseite gelegene Genussgesellschaft (Nagelstraße 31).
Die weit und breit einzigartige Kombination aus Café und Buchhandlung stehe vor dem Aus, heißt es. "Stimmt nicht!", widerspricht Michael Becker (43), dem das aufwendig hergerichtete Jugendstilhaus gehört. Er hält an Pächterin Sandra Leidner (45) fest und sei mit ihr einig, "dass wir jetzt aufdrehen", sprich: Ab Ende Oktober mehrmals monatlich abends öffnen und zu festen Terminen Konzerte oder kulinarische Veranstaltungen anbieten. Ab März 2016 soll es regelmäßig Seminare zu Themen wie Wein, Whisky und Käse geben.
Die für "Ende September" angekündigte Eröffnung des Wirtshauses Stockinger am - nomen est omen - Stockplatz stockt. Bei Zusammenführung und Umbau des früheren O'Dwyers's Irish Pub (nun in der Neustraße 56) und eines Textilgeschäfts ist es zu Verzögerungen gekommen. Zum Weihnachtsgeschäft will die Familie Alija, die bereits drei italienische Restaurants (Da Massimo, Albarone, Buon Gusto) betreibt, ihr Wirtshaus ans Laufen gebracht haben.
Halbe Million Euro für Altenhof


Gut möglich, dass dann das Forsthaus Altenhof (Aacher Weg, Trier-Biewer) einen neuen Besitzer hat. Die Trierer Geschäftsleute Jörg Herbertz (48) und Markus Schultze (56) bieten ihr 2011 erworbenes Traditionslokal zum Verkauf an. Preis: 495 000 Euro. Ein Grund: Das Pächterehepaar des Ausflugslokals will nach Ende der Saison aufhören, gute Nachfolger zu finden sei "erfahrungsgemäß sehr schwer", sagt Herbertz, dem noch weitere Gastro-Objekte wie die Kultkneipe Schrenks Lädchen im Heimatstadtteil Pfalzel gehören. Die bisherigen Altenhof-Planungen laufen bis Ende Oktober. Dann steigt die traditionelle Halloween-Fete zum Saisonabschluss, anschließend ist ohnehin erst einmal Winterpause. Ungewiss allerdings, ob und mit wem es ab Karfreitag 2016 weitergeht.

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