Konzert Wenn Altes und Neues verschmelzen und eine ganz eigene Synthese schaffen

Trier · Als John Kameel Farah das Publikum im kleinen Saal der Trierer Tuchfabrik am Donnerstagabend mit seinem etwa eineinhalbstündigen Programm unterhielt, war die Atmosphäre buchstäblich unbeschreiblich.

 Ausnahmekünstler John Kameel Farah bei seinem Konzert in der Trierer Tuchfabrik.

Ausnahmekünstler John Kameel Farah bei seinem Konzert in der Trierer Tuchfabrik.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Sein Programm hat einen klassischen ersten Teil – überwiegend inspiriert von den Stücken des englischen Komponisten William Byrd – zu Zeiten Shakespears der bedeutendste Komponist. Und einen modernen Teil, in dem Farah seine eigenen Werke und Kompositionen vorträgt. In den Pausen und Übergängen bemüht er sich – der deutschen Sprache noch nicht immer ganz mächtig – stets um Worte der Erklärung zu den spezifischen Eigenheiten seiner Kunst und den Besonderheiten: etwa Parallelitäten zwischen zwei Tonleitern verschiedener Genres.

Die Stücke sind offenkundig mit viel Sorgfalt ausgewählt. Charakteristisch für seine eigenen Werke, bei denen der Flügel inhaltlich stets im Zentrum steht, sind dissonante Melodien und das Einbauen ganz verschiedener Töne, Laute, Geräusche und Stimmen. Oft entsteht dabei eine diffuse, schwer auf ein Gefühl zu reduzierende Stimmung, die am ehesten als „sphärisch, majestätisch, mystisch oder gar düster“ bezeichnet werden kann.

 John Kameel Farah in der Tuchfabrik in Trier.

John Kameel Farah in der Tuchfabrik in Trier.

Foto: Fabian Pütz-Antony

Manche Stücke folgen einer klar nachvollziehbaren Struktur, andere sind so experimentell, dass man meinen könnte, sie seien gänzlich improvisiert. Doch egal welches seiner vielseitigen Werke er gerade anstimmt, John Kameel Farah versinkt dabei immer in extatischer Kontemplation, schließt die Augen und verschmilzt scheinbar mit seiner Musik. Während eines seiner Erklärungsversuche sagt er sinngemäß: „Ideen imitieren sich selbst und in immer neuer Anordnung und Akzentuierung, erschaffen Sie etwas gänzlich Neues.“

Was der Kanadier hier zu erklären versucht, sagt viel über seine Intention als Künstler und die Auswahl seiner Werke aus. Denn ein Hauptanliegen seiner Musik scheint zu sein, etwas zu verdeutlichen. Den magischen Effekt der Wiederholung immer gleicher Tonleitern auf den Zuhörer, wenn man nach und nach leichte Nuancen hinzufügt oder weglässt. Und auch der Autor weiß nicht, wann bei ihm das letzte Mal so viele Gefühle gleichzeitig an einem Abend bei nur einem Künstler stimuliert wurden.

Organisiert und in die Wege geleitet wurde das Konzert vom Trierer Jazz-Club.

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