Ausstellung: Reformator von der Mosel

TRIER · TRIER (red) Er war ein vielseitig begabter Theologe, Historiker und Bücherliebhaber, der seine Zeit als "Umbruchsphase" erlebte: So beschreibt Armin Schlechter den aus Trittenheim an der Mosel stammenden mittelalterlichen Benediktinerabt und Klosterhumanisten Johannes Trithemius. Schlechter hat als Mitarbeiter des Landesbibliothekszentrums die Trithemius-Ausstellung in der Bibliothek des Priesterseminars kuratiert, die kürzlich eröffnet wurde und bis zum 31. März zu sehen ist.

Anlass der Präsentation von Handschriften und frühen Drucken ist der Todestag von Johannes Trithemius, der sich am 13. Dezember 2016 zum 500. Mal jährte.
Am Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit hätten Trithemius die Erneuerung des Mönchslebens, der christliche Humanismus und der Übergang zum Buchdruck geprägt, sagte Schlechter bei der Eröffnung der Ausstellung. Humanistisch hochgebildet habe er sich mit der damaligen Gelehrtenwelt vernetzt, um sein Reformvorhaben in der Kirche zu verwirklichen. Sein Hauptverdienst sei sein Einsatz für eine Kloster- und Kirchenreform, sagt der Experte.
Sein Streben nach umfassendem Wissen beweise sein Werk "Liber de scriptoribus ecclesiasticis", die erste enzyklopädische Bibliographie der Neuzeit. Trithemius' Verhältnis zum Buchdruck war zwiespältig: Einerseits schätzte er Handschriften, andererseits nutzte er den Buchdruck zur Verbreitung ausgesuchter Schriften. Trithemius beschäftigte sich anfangs mit der Kirchengeschichte, später wandte er sich der Profangeschichte zu. Er schrieb unter anderem weltliche Geschichtsabhandlungen zu Süddeutschland.
Als theologischer Berater und "Hofhistoriker" des Kaisers Maximilian I. verfasste er eine "Geschichte" der Habsburgerdynastie, wobei er Überlieferungslücken durch fabelhafte Erfindungen schloss - zum Schaden seines Nachrufs. Und noch etwas schadete seinem Ansehen: Trithemius entwickelte Geheimschriften, was ihm den Vorwurf der schwarzen Magie einbrachte.
Alle Ausstellungsstücke stammen aus Bibliotheken in staatlicher, kommunaler und kirchlicher Trägerschaft in Rheinland-Pfalz. Diese Zusammenarbeit zeige beispielhaft die gemeinsame Verantwortung für den Erhalt und die Vermittlung des Kulturerbes, hieß es bei der Eröffnung.
Regens Michael Becker, Leiter des Bischöflichen Priesterseminars Trier, würdigte in seinem Grußwort das Wirken und Nachwirken von Trithemius als Benediktinerabt des Trierer Landes und herausragender Kloster- und Kirchenreformer vor der Reformation.
Die Ausstellung ist bis zum 31. März 2017 während der Öffnungszeiten der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier (montags bis donnerstags 8 bis 18 Uhr, freitags 8 bis 17 Uhr) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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