Ausstellung über polnische Schicksale im Dritten Reich

Trier · Die Ausstellung "Erinnerung bewahren" über Sklaven- und Zwangsarbeiter im Dritten Reich aus Polen ist in der Volkshochschule Trier eröffnet worden. Der polnische Botschafter in Luxemburg sprach zur Eröffnung - und bewegte.

Trier. "Diese Ausstellung und andere ähnliche Ausstellungen in ganz Deutschland zeigen, wie sich Ihr Land verändert hat. Mit solch einem Deutschland können und wollen wir Europa gestalten." Eine Aussage mit großer politischer Bedeutung. Bartosz Jalowiecki, Botschafter der Republik Polen in Luxemburg, hat sich am Montagabend in Trier stellvertretend für sein ganzes Land auf diesen Standpunkt festgelegt - bei der Ausstellungseröffnung "Erinnerung bewahren - Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen".
Etwa drei Millionen Polen waren zwischen 1939 und 1945 von den Nazis zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert worden. Viele kamen in Arbeits- und Konzentrationslagern um.
Oberbürgermeister gerührt


Noch in den 80er und 90er Jahren sei über dieses Thema kaum gesprochen worden. Im Rahmen der deutschen Wiedergutmachungspolitik waren Zwangsarbeiter nicht als Opfer des NS-Regimes entschädigt worden. In Deutschland habe man es verdrängt, berichtete der Botschafter, der früher Vorsitzender der Stiftung zur polnisch-deutschen Aussöhnung war, die die Ausstellung erstellt hat. Erst Anfang der 90er Jahre sei es zu Verhandlungen zwischen Polen und Deutschland gekommen, auch ehemalige Zwangsarbeiter materiell zu entschädigen. "Es waren sehr schwierige Verhandlungen", sagt Jalowiecki. "Ich habe damals gedacht: Danach wird das Thema in kurzer Zeit wieder vergessen sein." Aber es wurde nicht vergessen, wie diese Ausstellung zeige.
Worte, die die 80 Besucher der Vernisssage zu großem Beifall bewegten. Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen sollte nach Bartosz Jalowieckis Vortrag die Ausstellung eröffnen - er musste aber erst einmal schlucken, bevor er anfangen konnte. "Ihre Worte haben mich tief bewegt", sagte Jensen, der dann erst die Ausstellung vorstellte und an den Kurator, Jakub Deka, übergab, der den Rundgang führte.
Opfer aus der Trierer Region


Die Ausstellung "Erinnerung bewahren" ist zum nationalen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar von der Arbeitsgemeinschaft Frieden, der Katholischen Hochschulgemeinde, der Evangelischen Studentinnen- und Studentengemeinde Trier und der Volkshochschule Trier (VHS) in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung nach Trier geholt worden. Die Veranstalter haben dazu ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Exkursionen erarbeitet, das auch den regionalen Bezug zum Thema herstellen soll (siehe Extra). Denn auch in der Region Trier sind in den Kriegsjahren Polen als Zwangsarbeiter eingesetzt worden - oft unter menschenverachtenden Bedingungen. Viele wurden auch ins SS-Sonderlager/KZ Hinzert gebracht, nicht wenige fanden den Tod.
Über die Zwangsarbeiter in Rheinland-Pfalz und der Region Trier werden am Mittwoch, 25. Januar, Joachim Hennig, Richter am Oberverwaltungsgericht Koblenz, und Reiner Nolden, Leiter des Trierer Stadtarchivs, um 18 Uhr in der VHS am Domfreihof referieren.
Bis zum 4. Februar ist die Ausstellung in der Volkshochschule am Domfreihof zu sehen, vom 6. bis 11. Februar dann im A/B-Foyer der Universität. Rudolf Hahn, Leiter der Volkshochschule: "Wir hoffen, dass wir damit mehr Menschen erreichen, die sich diese Ausstellung nicht gezielt ansehen möchten, sondern im Vorbeigehen darauf aufmerksam werden."Extra

Ausstellung "Erinnerung bewahren": bis 4. Februar in der VHS, Domfreihof; 6. Februar bis 11. Februar in der Universität, A/B-Foyer. Film: "Das Heimweh des Walerian Wróbel" mit Einführung und anschließendem Filmgespräch, Donnerstag, 19. Januar, 19.15 Uhr, Aula der KHG Trier im Haus Fetzenreich, Sichelstraße 36. Lehrerfortbildung: Besuch KZ Hinzert, Montag, 23. Januar. Vorträge: "Es war die Tragödie meines Lebens!" Lebens- und Leidenswege polnischer Zwangsarbeiter im heutigen Rheinland-Pfalz, Joachim Hennig (Richter am OVG Koblenz) und Reiner Nolden (Leiter des Trierer Stadtarchivs), Mittwoch, 25. Januar, 18 Uhr, VHS Trier. Ökumenischer Hochschulgottesdienst: "SEHT!", Freitag, 27. Januar, 12 Uhr, Jesuitenkirche/Altstadt. Stolperstein-Rundgang: Freitag, 27. Januar, 16.30 Uhr, Friedens- und Umweltzentrum, Pfützenstraße 1. Führung in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ-Hinzert: Sonntag, 29. Januar, 14 Uhr, Gedenkstätte Hinzert - Mitfahrgelegenheiten ab Wittlich und Trier. Infos: www.esg-trier.de Vortrag/Führung: Das Gemälde "Russische Zwangsarbeiterinnen" von Mia Münster, Dienstag, 31. Januar, 20 Uhr, Stadtmuseum Simeonstift. Vortrag: Liebe als Verbrechen - KZ als Strafe, mit Thomas Muggenthaler (Redakteur beim Bayerischen Rundfunk), Freitag, 3. Februar, 18 Uhr, VHS Trier. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Infos zu den Veranstaltungen gibt es bei der VHS oder den anderen Veranstaltern. sve

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort