Ausstellung Herz-Jesu-Krankenhaus – Wo halb Trier geboren wurde

Trier-Süd · Eine Ausstellung zeigt die wechselhafte Geschichte des ehemaligen Trierer Südstadt-Krankenhauses. Schauplatz ist die Kirche gleich nebenan.

 Mitinitiator der Ausstellung „Hôtel Dieu – Herberge Gottes“: Ex-Chefarzt Franz-Josef Tentrup, der in den letzten 13 Jahren seiner Mediziner-Karriere im Herz-Jesu-Krankenhaus tätig war.

Mitinitiator der Ausstellung „Hôtel Dieu – Herberge Gottes“: Ex-Chefarzt Franz-Josef Tentrup, der in den letzten 13 Jahren seiner Mediziner-Karriere im Herz-Jesu-Krankenhaus tätig war.

Foto: Roland Morgen

Erst stand die Kirche (fertiggestellt 1895), drei Jahre später folgte das Krankenhaus: Zweimal Herz Jesu in der boomenden neuen Südstadt. Ein einzigartiges Ensemble. Triers einzige im 19. Jahrhundert entstandene katholische Gemeindekirche und ein von Franziskanerinnen betriebenes Hospital in der nach dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm benannten Straße im preußischen Trier. Eine Frühform von Ökumene, die längst Geschichte ist. Das Krankenhaus gibt es seit 2006 nicht mehr. Dem Umzug der letzten Abteilungen ins Klinikum Mutterhaus folgte der Abriss des Komplexes, lediglich der nicht unter Denkmalschutz stehende, aber stadtbildprägende Kernbau blieb stehen. Es war das Ende einer Ära, schließlich ist „halb Trier“ in Herz Jesu zur Welt gekommen, wo über viele Jahre hinweg jeweils mehr als 1000 Geburten verzeichnet wurden. Auch daran erinnert die Ausstellung „Hôtel Dieu – Gottes Herberge“, die am Samstag, 18. Juli, 12 Uhr, in der Kirche Herz Jesu eröffnet wird. Veranstalter ist der Verein sredna-herzjesu, maßgeblicher Initiator ist Dr. Franz-Josef Tentrup. Für den 81-jährigen früheren Chefarzt war es „ein Herzensanliegen, meinen Beitrag zu der Ausstellung zu leisten, quasi als Dankeschön an das Krankenhaus, in dem ich meine letzten 13 Berufsjahre verbrachte. Es waren meine besten“.

Konkret besteht die Dankesbekundung aus dem Zusammentragen („Nicht im Alleingang. Da waren viele beteiligt“) von zahlreichen Dokumenten wie Fotos, Zeitungsartikeln und Schriftstücken, die Bernd Janßen-Thul zu einer eindrucksvollen Schau aufbereitet hat. So eröffnet sich für Besucher die Möglichkeit von Einblicken in die Herz-Jesu-Historie, wie sie sich noch nie geboten haben.

Und was war das Besondere an dem Krankenhaus? „Es war klein, aber in Sachen Innovationsfähigkeit und -bereitschaft ganz groß. Es hat alle Chancen eröffnet, im Sinne der Patienten neue Wege zu gehen.“

Daraus resultierten Pioniertaten. So etablierte der langjährige Chefarzt Edgar Piedmont das Rooming-In (Mutter beim Kind im Krankenhaus). Tentrup, Chef der Anästhesie und Intensivmedizin, eröffnete die erste reguläre Palliativstation in einem Krankenhaus. Innovativ waren die Franziskanerinnen auch in den 1920er Jahren, als sie sich auf einer damals sogenannten „Krüppelstation“ gezielt um körperlich beeinträchtigte Menschen kümmerten; später hielten sie sich geschickt auf Distanz zu den Nazis. Tentrup: „In Herz Jesu wurde niemand sterilisiert.“

Darüber wird Tentrup im Rahmenprogramm der bis 29. August laufenden Ausstellung berichten. Am Dienstag, 4. August, 19.30 Uhr, spricht er über „Die Geschichte des Krankenhauses von der NS-Zeit bis zur Auflösung“.

 Eine Aufnahme von 2005. Damals gab es das Krankenhaus noch, aber bereits als „Mutterhaus 2“.

Eine Aufnahme von 2005. Damals gab es das Krankenhaus noch, aber bereits als „Mutterhaus 2“.

Foto: morgen roland

Im Eröffnungsvortrag am Samstag beleuchtet Dr. Michael Friedrich die Zeit davor: „Von der Gründung bis zur NS-Zeit“. Die musikalische Umrahmung bereitet Gabriel Moll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort