Ausstieg unter freiem Himmel: Trierer Hauptbahnhof wird für mehrere Millionen Euro saniert

Trier · Für mehrere Millionen Euro modernisiert die Deutsche Bahn AG derzeit ihre größte Station in der Region. Im Zuge der Arbeiten werden Teile der Bahnsteigüberdachung des Hauptbahnhofs abgerissen und ersetzt - durch Wetterschutzhäuschen.

Trier. "Wir tun was", verkünden runde Schilder mit roten Ausrufezeichen. In der Tat: Auf dem Hauptbahnhof ist in den vergangenen Wochen einiges in Bewegung gekommen, müssen sich Fahrgäste ihre Wege zu den Zügen an Bauzäunen vorbei bahnen. Das Dach des Empfangsgebäudes wird neu eingedeckt, außerdem werden kleinere Ausbesserungsmaßnahmen an der Fassade der denkmalgeschützten Immobilie vorgenommen. Die Erneuerung der Fahrgastinformationsanlage scheint derweil weitgehend abgeschlossen, moderne Zugzielanzeiger an den Gleisen sowie eine zeitgemäße Abfahrtstafel in der Ankunftshalle wurden installiert. Damit wurden auch die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Züge, die in Trier ankommen oder abfahren, von Saarbrücken aus automatisiert angesagt werden können.
Darunter sind auch jene Züge, die an den Gleisen 10 und 11 Nord eintreffen, etwa aus Richtung Köln und Eifel. Seit kurzem bietet sich den dort ankommenden Fahrgästen ein völlig neues Bild: Anders als bisher stehen sie nach ihrem Ausstieg sogleich unter freiem Himmel. Im Rahmen der laufenden Baumaßnahmen hat die Bahn die nördliche Überdachung des Bahnsteigs 1 komplett demontiert - "zurückgebaut", wie der Konzern sagt. Ein neues Dach wird es dort nicht geben, erklärt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem Trierischen Volksfreund. Stattdessen sollen zwei "Wetterschutzhäuser" aufgestellt werden, kündigt er an.
Die Gründe für den Rückbau liefert das Unternehmen auf erneute Nachfrage: "Wir haben verglichen mit anderen Bahnhöfen im Trierer Hauptbahnhof sehr viele Bahnsteigdachflächen", heißt es, und weiter: "Aus unserer Sicht ist eine Komplettüberdachung hier nicht erforderlich". Schließlich liege der "Hauptaufenthaltsbereich" vor dem Empfangsgebäude an Gleis 1. In diesem Abschnitt wird die Überdachung auf einer Länge von 73 Metern komplett neu erstellt; im Süden des Bahnsteigs, an den Gleisen 10 und 11 Süd, bleibt das denkmalgeschützte Dach vollständig erhalten.
Natürlich sei der Rückbau großer Teile der Überdachung "eine Frage der Wirtschaftlichkeit, da für Dächer auch Instandhaltungskosten anfallen und die Anlagen einer regelmäßigen aufwendigen Überwachung unterliegen", räumt der Bahnsprecher ein. Doch mit dem Überwachen und Instandhalten stand es in der Vergangenheit offenbar nicht zum Besten. So mussten weite Teile des Bahnsteigs 2 in Höhe der Gleise 12 und 13 Süd über Monate durch Bauzäune abgesichert werden. Der Grund: Teile der Überdachung hatten sich gelöst und drohten abzustürzen. Die Gefahr wurde zwischenzeitlich gebannt, die Bauzäune verschwanden. Doch die Überdachung blieb und wird bleiben - weder in diesem Bereich noch an den Gleisen 12 und 13 Nord werde sie erneuert, erklärt die Bahn.
Im mittleren Abschnitt hatte das Unternehmen die Überdachung des Bahnsteigs vor sieben Jahren komplett ausgetauscht, nachdem man zuvor einen Aufzug installiert hatte. Mit dem wurde der Bahnhof endlich halbwegs barrierefrei, doch wer gehbehindert oder sogar auf einen Rollstuhl angewiesen ist und zur Toilette muss, für den führt nach wie vor kein Weg an einem Treppengang in den Keller vorbei.Meinung

Flickschusterei ohne Ende
Ja, die Bahn tut was! Nein, sie tut nicht genug! Sondern allenfalls das, was überfällig ist und Kosten spart. So geht die Flickschusterei in eine weitere Runde. Wer sich ein Bild von diesem Stückwerk machen möchte, braucht nur einen Blick auf die Überdachung des Bahnsteigs 2 zu werfen: Die bleibt unverändert, marode, und moderne Dachflächen wechseln sich weiter ab. Da trifft sich die Ministerpräsidentin im Herbst 2013 vor Ort mit Konzernbevollmächtigten, dem örtlichen Bundestagsabgeordneten gelingt es gar, vor Jahren den seinerzeitigen Bahnchef an die Mosel zu lotsen. Stadtrat und OB schreiben Briefe, verabschieden Petitionen - in Berlin und Frankfurt beeindruckt das niemanden. In wenigen Wochen fährt der letzte IC ein, spätestens dann wird auch der letzte erkennen, dass der relativ kleine Bahnhof Trier für die DB AG keinen großen Stellenwert hat. Doch auch die Stadt hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Eine von vielen gewünschte Verbindung zur Ostseite wurde vereitelt. Am bescheidenen Erscheinungsbild von Vorplatz und Umfeld des Bahnhofs hat sich nichts Nennenswertes verändert; von der suboptimalen Verkehrsführung zu schweigen. Auf die Bahn sollte niemand mehr bauen, jetzt ist die Kommunalpolitik am Zug. Die Stadt muss die Weichen so stellen, dass man zumindest den Trierern abnimmt, dass sie "ihrem" Einfallstor für Bahnreisende mehr Bedeutung beimessen, als dies die DB tut. trier@volksfreund.deExtra

Allein die Kompletterneuerung der Fahrgastinformationsanlage am Trierer Hauptbahnhof schlägt mit 2,9 Millionen Euro zu Buche. Der Abriss und die Erneuerung der Überdachung am sogenannten Hausbahnsteig (Gleis 11), bei dem auch denkmalpflegerische Belange berücksichtigt werden müssen, umfassen laut Bahn ein Investitionsvolumen von 400 000 Euro. Die Neueindeckung des kompletten Dachs des Bahnhofsgebäudes inklusive kleinerer Ausbesserungen an der Fassade wird noch einmal etwa 270 000 Euro kosten. mst

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