Autos unter die Erde

TRIER. (cofi) Ein ausgewogenes Verhältnis bei der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel ist das erklärte Ziel, das im Mobilitätskonzept 2020 für die Stadt Trier festgeschrieben werden soll. Nicht nur die Verwaltung hat dafür angefangen, Hausaufgaben zu machen und Daten zu erheben. Auch die Trierer sollten in einem Bürgerforum Mobilität in der Europäischen Rechtsakademie (ERA) die Gelegenheit erhalten, ihre Vorstellungen für zukünftige Verkehrsentwicklungen zu äußern.

Nur rund 50 von 800 angeschriebenen Trierern waren der Einladung der Stadt ins Kongresszentrum der ERA gefolgt. Begleitend zu den Themen, die im Rathaus für das neue Mobilitätskonzept 2020 erarbeitet werden, entwickelten diese Bürger aber ein konstruktives Leitbild für die Verkehrsplanung in der Stadt. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Dortmunder Büro Planersocietät, das auch die Dokumentation der Ziele vornimmt, die weitere Grundlage für die Beratungen der Fachausschüsse am Jahresende und des Stadtrates ab dem Frühjahr 2007 sein sollen. "Die Arbeitsgruppen haben die Messlatte sehr hoch angelegt und stellen hohe Erwartungen an das Verhalten der Trierer Bürger", sagte Baudezernent Peter Dietze. "In die Diskussion gelangen die beiden Leitbilder des Rathauses und der Bürger, aus dem ein Verkehrsmodell entwickelt werden muss." Besprochen wurden in den Arbeitsgruppen die Themen Radverkehr, überregionale Verbindungen, der Straßenzustand, Fußverkehr, Baustellenmanagement und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Priorität legten die Arbeitsgruppen auf den Ausbau und die Verbesserung des ÖPNV, erklärte Moderator Michael Frehn im Plenum. Außerdem setzten die Bürger in vielen Punkten mehr auf Organisation, Information, Verkehrserziehung und eigenverantwortliches, umweltbewusstes Verhalten statt auf Bautätigkeit. "Andere Städte leisten in dieser Richtung mehr Öffentlichkeitsarbeit. Auch in Trier gibt es bei diesen Themen verstärkten Handlungsbedarf", sagte Dietze. Die Arbeitsgruppen schlugen unter anderem neue Modelle für die Preisgestaltung im ÖPNV vor, etwa nach dem System des Semester-Tickets, forderten eine Überarbeitung der Taktzeiten, um flexibler auf Nutzergewohnheiten je nach Tageszeit und Route reagieren zu können. Die bessere Vernetzung, Kombination und Anbindung verschiedener Verkehrsmittel durch die Bereitstellung von Park & Ride-Angeboten, Radstationen mit Reparatur-Service im Bahnhofsbereich, Fußgänger- und Radwege-Querungen über Mosel und Bahngleise sollen die Attraktivität steigern, die alternative Möglichkeiten zum Autoverkehr innerhalb der Stadt bis in die Außenbezirke bieten. Denn 55 Prozent aller Wege würden in Trier mit dem Auto zurückgelegt. Verhältnismäßig gering falle die Nutzung des Fahrrades mit neun Prozent aus. Das habe eine repräsentative Haushaltsbefragung ergeben. Auch ein innovativer, visionärer Vorschlag kam zur Diskussion, den Auto-Individualverkehr unter die Erde zu verlegen, um somit für Radfahrer und Fußgänger sichere und attraktive Wege zu schaffen.

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