Avenue oder Todesstrafe

Zur Bundesstraße in Zewen diese Zuschrift:

In Zewen an einer Bundesstraße wohne ich, B 49 wird sie genannt. Die Prachtstraße des Ortes war sie in meiner Jugend, weil sie gepflastert war und breit genug fürs Spiel. Zuvor diente sie den Römern für ihre Kriege. Auch Napoleon wusste von ihr. Noch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts waren es Hitlers Soldaten, die sie in Feindesland geführt. Vom Schicksal scheint sie verfolgt, einst waren es die Soldaten, nun ist's das Auto, was sie befährt. Die Besiegten sind nicht mehr die Feinde, offenbar zur Strafe die Anwohner von ihr. Für den Verlierer gibt's keine Gnade, denn seit langem sind's 28 000 Autos, die sie erträgt, und es werden leider nicht weniger, sondern mehr. Sie vergiften die Luft und erschüttern das Haus, der Transitverkehr erlaubt keine Lücke mehr. Wir Anwohner stöhnen vor Qual aber niemand hört auf uns. Der einzige Trost vor den Wahlen, eine Umgehungsstraße müsse dringlich her. Dabei bleibt's dann, denn seit 40 Jahren ist für die Ausführung das fehlende Geld zu beklagen. Den Anwohnern bleibt keine andere Wahl, sie klagen erst dann nicht mehr, wenn das Gift der Abgase sie mundtot gemacht. Reinhold Bösen, Trier

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