B-422-Ortsumgehung in Trier-Ehrang: Immer mehr Anwohner melden Bauschäden

Trier-Ehrang · Die Anlieger am Ende der Oberstraße sehen das anders. Seit dem Straßenbau neigen sich ihre Bauten zunehmend in Richtung B 422/Kyll. Die Stadt hatte Gutachter geschickt und Hilfe versprochen. Wie es ausgeht, ist ungewiss.

 Sorge um ihr Haus: Marlies Hees-Strunk zeigt einen immer breiter werdenden Riss. TV-Fotos (2): Friedhelm Knopp

Sorge um ihr Haus: Marlies Hees-Strunk zeigt einen immer breiter werdenden Riss. TV-Fotos (2): Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Von schrägen Fußböden, klaffenden Rissen und durchhängenden Decken berichtete der TV im Frühherbst 2016 nach dem Besuch in den Häusern der Oberstraße 48 bis 52. Die Bauten aus den 50er Jahren liegen am Ende der Straße kurz vor der Einmündung in die neue B-422-Umgehung.

Die Ursache dürfte eine Bodenverdichtung und -absenkung unmittelbar hinter den Grundstücken sein. Verursacht wurden - da sind sich alle Betroffenen einig - die Untergrundverschiebungen durch den Einsatz einer schweren Rüttelwalze im Frühstadium der Arbeiten 2014. Alle berichten von den heftigen Erschütterungen damals: Gläser seien aus den Regalen gefallen, ein Waschbecken splitterte nach dem Absturz einer Parfümflasche.

Schon im Herbst hatten die Bewohner der zur B 422 und Kyll gelegenen Häuser 48 bis 52 dem TV die Schäden präsentiert. Die Stadt reagierte, schickte Gutachter und das Rechtsamt. Auch ein zweiter Gutachter wurde von der Stadt beauftragt. Danach, so die Betroffenen, sei es wieder still geworden.
Inzwischen hat sich auch Heike Coelho gemeldet. Ihr Haus 52 liegt gegenüber an der Hangseite der Oberstraße. Dem TV zeigt sie Längsrisse im Haus vom Dach bis zum Keller, Decken- und Wandrisse in allen Räumen, die bezeichnenderweise im Vorderhaus in Richtung B 422/Kyll liegen.

Anders als auf der Gegenseite habe vor Beginn der Arbeiten keine Hausbegehung durch einen Experten stattgefunden. Coelho: "Später wurde gesagt, die Schäden seien längst vorhandene Haarrisse gewesen, die durch die Arbeiten lediglich ausgeweitet wurden." Der städtische Bauleiter habe auf Hinweise nicht reagiert und die Sache an das städtische Rechtsamt übergeben. Dann erhielt sie Post aus dem Rathaus. Das Rechtsamt bot zunächst 800 Euro Abfindung an. Nach einem Widerspruch erhöhte die Stadt im Dezember auf 1200 Euro und am 18. Januar auf 1400 Euro.

Heike Coelho: "Schauen Sie sich die Risse an, die täglich größer werden. Die Abfindung ist doch ein Witz. Und ich soll das bis Ende Februar per Unterschrift anerkennen." Sie hatte zunächst mit der Unterschrift gezögert.
Letzter Stand der Dinge: Nach weiterer Rücksprache mit dem Rathaus wird sie das Angebot vermutlich annehmen. Coelho: "Man hat mir erklärt, dass bei meinem Haus der Fall anders liege als gegenüber, wo direkt an den Grundstücken gearbeitet worden sei. Eine Klage könne für mich sinnlos und teuer werden."

Mit zunehmenden Schäden kämpft das Ehepaar Werner und Marlies Hees-Strunk auf der Gegenseite. Schon im Herbst hatten sie dem TV die Risse am Haus gezeigt. Und die werden immer größer. Marlies Hess-Strunk: "Als ich im Dezember von einem längeren Krankenhausaufenthalt heimkehrte, bemerkte ich die Veränderungen."
Sie habe Plätzchen backen wollen, doch dann seien auf der Küchenanrichte Nudelholz, Eier und was sonst noch rund war wie von Geisterhand in Richtung B 422/Kyll gelaufen.

Auch der Laie erkennt, dass die ganze Küche in Schräglage hängt - die Anrichte hat sich schon so weit nach einer Seite gesenkt, dass sie Fliesen mitreißt. Dazu kommen immer weitere Risse im Haus, die täglich größer werden. Werner Hees-Strunk ironisch: "Die Häuser hier laufen alle der Kyll nach."
Für den 22. Februar hat die Stadt das Gutachten angekündigt. Hees-Strunk: "Sollte es negativ ausfallen, werden wir wohl einen Anwalt nehmen müssen."KEINE AUSKUNFT VONSEITEN DER STADT

Extra

 Schiefe Ebene: Die absinkende Küchenanrichte wird zur Rollbahn fürs Nudelholz und reißt bereits die Fliesen aus der Wand (Kreis).

Schiefe Ebene: Die absinkende Küchenanrichte wird zur Rollbahn fürs Nudelholz und reißt bereits die Fliesen aus der Wand (Kreis).

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Der Vertreter des Rechtsamtes, Joachim Henn, hatte im Herbst 2016 einige der Gebäude besichtigt. Nach Angaben der Bewohner sei er "über das Ausmaß der Schäden sichtlich entsetzt gewesen". Kurz darauf wurde von der Stadt noch ein zweiter Gutachter beauftragt. Ralf Frühauf vom Presseamt auf TV-Anfrage: "Eines der Gutachten ist in Kürze zu erwarten. Wir bitten um Verständnis, dass wir den Inhalt zunächst verwaltungsintern auswerten und mit dem Deckungsverband (Haftpflichtversicherung der Kommunen) erörtern müssen." Außerdem würden Schadensangelegenheiten nicht öffentlich erörtert. Dies diene in erster Linie dem Interesse der Geschädigten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort