Neubau und Sanierung Krasser als vier Jahre Sperrung der B 53: Auf diesen Straßen in Deutschland wurde es richtig wild

Klüsserath/Trittenheim · In der Region Trier hat man sich sehr gewundert, was denn da los ist. Vier Jahre Vollsperrung für die Sanierung von vier Kilometern der B 53 werden veranschlagt. An manchen Ecken von Deutschland hat man aber schon ganz anderes erlebt.

B 53-Sperrung: Auf diesen Straßen kam es noch viel krasser
Foto: TV/Angelina Burch

Es war schon bekannt, dass die Bauarbeiten an der B 53 eine Weile dauern. Trotzdem sorgte ein Schild an der Straße für Aufsehen. Eine Vollsperrung zwischen Klüsserath und Trittenheim wird darauf angekündigt. Das kommt vor, damit wird man schon zurecht kommen. Doch dann fällt auf, was sonst noch dort steht.

Von August 2022 bis zum Juli 2026 soll die Vollsperrung andauern. Bei vier Jahren Bauzeit klingt das nach einem riesigen Projekt. Wer noch nie etwas von den beiden Orten gehört hat, könnte nun denken, es ginge um eine Straße quer durch einen ganzen Landkreis. Doch das Schild liefert mit bürokratischer Ausführlichkeit den Gegenbeweis. Darauf heißt es zu dem Bauabschnitt nämlich: „Länge: 4,3 km“. Das macht etwas mehr als einen Kilometer Straße pro Jahr.

Kein Wunder, wenn dieses Tempo bei vielen Menschen für spontanes Kopfschütteln sorgt. Aber vielleicht hilft das Wissen, dass es an anderen Orten auch nicht besser läuft. Wir bieten eine Auswahl der deutschen Straßen, über die man viel mehr staunen kann als über die B 53.

Berlin: Drama um einen Kilometer Straße

Wir steigen ein mit einem echten Highlight. Denn es klingt zwar spektakulär langsam, wenn in vier Jahren nur vier Kilometer bewältigt werden. Aber mit dieser Story aus Berlin-Pankow kann die B 53 nicht mithalten. Die dortige Schönstraße sollte auf einer Länge von 1,05 Kilometern saniert werden. Ein Hindernis war dabei, dass ein Krankenhaus mit mehreren Hundert Betten durchgängig erreichbar bleiben muss. Andere Probleme, darunter unerwartet verlegte Gasleitungen und Probleme bei der Entsorgung des Asphalts, traten eher überraschend auf, berichtet die Berliner Morgenpost.

Drei Jahre wurden veranschlagt für ein scheinbar gewöhnliches Bauprojekt in einer nicht weiter bemerkenswerten Straße der Hauptstadt. Vor Kurzem waren die drei Jahre um es stellte sich heraus: Die Arbeiten dauern vermutlich noch einmal genauso lange. Es werden also – und das ist nur eine Prognose – sechs Jahre benötigt, bis rund 1000 Meter Straße saniert sind.

Elsdorf: Kein Verkehr auf fertig gebauter Straße

In NRW war man sehr viel schneller beim Straßenbau, als es um die Kreisstraße K30n in Elsdorf ging. Es sind wirklich nicht die Bauarbeiten selbst, über die man sich beschweren könnte. Geplant war eine Fertigstellung dieses 800 Meter langen Neubaus im Herbst 2020 nach wenigen Monaten Bauzeit. Das hat geklappt. Danach musste man sich vor Ort aber wundern. Warum fährt eigentlich kein Auto über die schöne, neue Straße?

Leider wurde zu spät klar, dass sich die Stadt Elsdorf und der Rhein-Erft-Kreis völlig uneinig waren, welche Geschwindigkeitsbegrenzung für das neue Stück Asphalt angemessen ist. 50 km/h und 70 km/h standen zwischen Stadt und Landkreis zur Diskussion. Was die Gesetzeslage zulässt oder erfordert, blieb für eine Weile umstritten. Am 1. April 2021 erklärte die Stadt Elsdorf, dass die Straße nun eröffnet ist – Teils mit Tempo 50, teils mit Tempo 70. Die Situation war so absurd geworden, dass die Stadt selbst darauf hinwies, es handele sich bei der Eröffnung nicht um einen Aprilscherz.

Lüdenscheid: Plötzlich jahrelang keine Autobahn mehr

Am schlimmsten sind sicher die ganz überraschenden Sperrungen, die lange anhalten. Ein drastischer Fall ist die Talbrücke Rahmede. Über diese Brücke führte bei Lüdenscheid (NRW) die A 45 . Aber das war einmal. Von einem Tag auf den anderen endete der Verkehr für immer. Vielleicht hätte man es ahnen können. Ein Ersatzneubau hätte ursprünglich schon 2017 beginnen sollen. Der Baubeginn wurde letztlich auf 2026 verschoben. Eine Überprüfung im Dezember 2021 zeigte leider auf, dass der Neubau ziemlich dringend gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Schäden, die eine sofortige Sperrung notwendig machten. Kurz darauf war klar, dass das über 450 Meter lange Bauwerk nie wieder für den Verkehr freigegeben wird.

Eine Sprengung der Talbrücke wurde noch für das Jahr 2022 ins Auge gefasst. Ein Neubau soll innerhalb von fünf Jahren entstehen, wenn alles glatt läuft. Es dauert also eine ganze Weile, bis die Autobahn wieder ununterbrochen ihren gewohnten Verlauf hat.

Holzminden: Bundesstraße wegen Gefahr am Hang für Jahre gesperrt

Manchmal ist es auch die Umwelt, die dem Straßenverkehr in die Quere kommt. So ist es im niedersächsischen Landkreis Holzminden geschehen. Dort musste im Mai 2018 die B 83 voll gesperrt werden, weil die Gefahr von Steinschlägen zu groß wurde. Kein Problem, könnte man denken. In den Alpen bekommt man sowas ja auch in den Griff. Tatsächlich gab es Hoffnungen, man könne noch im selben Jahr die Bundesstraße mit überschaubarem Aufwand zumindest einspurig wieder freigeben. “Die Arbeiten sollen etwa vier Wochen dauern.“, war damals in einem Bericht der Deister- und Weserzeitung über die veröffentlichten Pläne zu lesen.

Die Sache gestaltete sich natürlich sehr viel schwieriger und die Vollsperrung würde von da an noch mehrere Jahre dauern. Mitte 2022 lautete der aktuelle Stand, dass die Sicherungsarbeiten am Hang abgeschlossen sind. Die Sanierung der Straße brauchte aber noch etwas Zeit. Der geplante Termin für die Fertigstellung war bereits verstrichen. Dafür gab es aber auch Gründe. So erklärte der NDR, dass es in den ursprünglichen Planungen nicht vorgesehen war, während der Sperrung nun auch die Fahrbahndecke zu sanieren. Immerhin sieht es so aus, als ob Ende August 2022 der Verkehr wieder rollen darf.

Hoffnung für die B 53: So schlimm wird es hier nicht kommen

Ein Blick auf Neubau und Sanierung der deutschen Straßen zeigt, dass wirklich nicht immer alles nach Plan läuft. Für die B 53 und ihre erstaunlich lange Vollsperrung sollten diese Beispiele allerdings positiv stimmen. Es gibt bei der Sanierung im Kreis Trier-Saarburg keinen gefährlichen Steinschlag und keine unberechenbar gefährliche Brücke. Vermutlich muss niemand das Tempolimit neu auswürfeln und Rheinland-Pfalz liegt bekanntlich nicht in Berlin. Was sollte also schiefgehen?

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