B53-Ausbau und Neubaugebiet: Mehring wird zur Großbaustelle

Mehring · In Mehring stehen zwei Großprojekte vor der Tür: Die Erschließung des Neubaugebiets Zellerberg mit 100 Baustellen und der Ausbau der B 53. Der Gemeinderat steht geschlossen hinter den Vorhaben, doch Teile der Bürgerschaft üben Kritik an der Planung.

Mehring. Der Ermesgraben in Schweich ist das größte Baugebiet in Rheinland-Pfalz, der Zellerberg in Mehring soll, so hört man, das schönste werden. "Top-Lage und Sonne rund um die Uhr", schwärmt Beigeordneter Erich Bales, "die 100 Baustellen sind so gut wie weg." Doch eitel Sonnenschein herrscht derzeit nicht überall im Ort. Zwei Bürger haben den Bebauungsplan überprüfen lassen, sind aber vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Koblenz gescheitert. In einem Fall gab es Streit wegen der Überplanung eines Privatgrundstücks, im anderen Fall ging es um die Kupfervitriol-Belastung im Boden (siehe Extra).
Laut Beigeordnetem Bales sind im Baugebiet Zellerberg (hellgrün im Luftbild) so gut wie keine Baugrundstücke mehr zu haben - etwa die Hälfte der Parzellen seien von privat an privat verkauft, ein Teil der Besitzer wolle selber bauen. Die Wertermittlung habe 26 Euro pro Quadratmeter ergeben, der Quadratmeterpreis für erschlossenes Bauland liege um die 90 Euro. Die Erschließung soll Ende Oktober beginnen.
Das zweite große Dorfprojekt ist der verkehrsberuhigte Ausbau der B 53. Die Baufirmen Lehnen und Wey starten den ersten von zwei Bauabschnitten Ende Juli (siehe Extra). Die Straße wird vom Ortseingang aus Richtung Lörsch bis kurz hinter das Autohaus Scholtes von acht auf sechs Meter verschmälert. Links wird ein Gehweg gebaut, rechts ein kombinierter Geh- und Radweg. Dieser trifft vis-à-vis vom Anwesen Scholtes auf den Radweg, der von der Mosel kommt. Eine Querungshilfe auf der B 53 soll Radfahrern das Übersetzen ins Dorf erleichtern. Eine solche Mittelinsel soll es auch an der neuen Einmündung Zellerberg/B 53 am Ortsanfang geben.
Dass Radfahrer zunächst von der linken Seite (vom B-53-Seitenstreifen aus Richtung Lörsch oder vom Zellerberg kommend) über die B 53 zur Tankstelle geleitet werden, und dann nach 300 Metern wieder zurück auf die andere Seite, stößt bei einigen Anliegern auf Unverständnis. Ein Radweg vor einer Tankstelle zu planen, wo viele Leute rein- und rausfahren, etwas kaufen oder nach dem Weg fragen, sei viel zu gefährlich, sind sich Tankstellen-Pächter Jürgen Frein und Edmund Fassian, der gegenüber wohnt, einig. Anwohner Herbert Scholtes kritisiert die Vollsperrung: "Das müsste doch auch mit Ampelregelung gehen", meint er. So werde der ganze Verkehr einschließlich der Busse durch den Ort geleitet. Scholtes: "Das wird eine Katastrophe."
Am Konzept gebe es nichts mehr zu deuteln, sagt Planer Hubert Bruch (Büro igr). Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) habe es für gut befunden. Außerdem sei die Planung mit Rat und Bürgern besprochen.Meinung

Der Ort kann nur gewinnen
Dass so umwälzende Veränderungen nicht bei allen Bürgern auf Gegenliebe stoßen, liegt auf der Hand. Es geht ja auch um viel: Um Besitz und Geld (Landumlegung), um Existenzen von Gewerbetreibenden (Vollsperrung B 53), und um den Dorffrieden (Verkehrsbelastung und -gefahren durch innerörtliche Umleitung). Aber alles Wehklagen hilft nichts: Mehring muss da durch und sollte auch durch, weil der jetzige Zustand unbefriedigend ist. Die Menschen werden auf der B 53 autobahnähnlich an Mehring vorbei- statt hineingeleitet. Ein großes Manko für einen Touristenort. Sicherlich muss man hinterfragen, ob der Baubeginn in der Hochsaison nötig ist. Oder ob es statt einer Vollsperrung nicht auch eine halbseitige Sperrung mit Ampeln tun würde. Oder ob ein Radweg vor einer Tankstelle nicht besser nach Schilda passt als nach Mehring. Aber der Kuchen ist jetzt gegessen. Es gilt, nach vorne zu schauen: Mehring wird für Einheimische und Touristen an Attraktivität gewinnen. a.follmann@volksfreund.deExtra

Kupfervitriol (Kupfersulfat) wurde früher gegen Pilzerkrankungen der Reben gespritzt. Im Mehringer Baugebiet Zellerberg gibt es hohe Konzentrationen von bis zu 540 Milligramm pro Kilogramm Boden. Die Gemeinde hat die Kupferwerte gutachterlich ermitteln lassen. Das Gericht befand, Mehring dürfe dort ein Baugebiet ausweisen und müsse auch nicht explizit festsetzen, was wo gefahrlos in Nutzgärten angepflanzt werden könne. Der Hinweis auf Kupfer im Bebauungsplan reiche vollkommen aus. Die Gemeinde will Bauherren, die aus Sicherheitsgründen den Gartenboden austauschen oder abtragen wollen, einen Abladeplatz dafür anbieten. alfExtra

Erster Bauabschnitt: Höhe Tankstelle Frein bis Autohaus Scholtes. Vollsperrung von Ende Juli bis Dezember, wobei es zwischendrin Phasen mit Ampelbetrieb geben soll. Kosten: rund 900 000 Euro, wovon 480 000 Euro auf die Straße entfallen, der Rest betrifft Arbeiten der VG-Werke (Kanal und Wasser). Umleitung: innerörtlich über Maximinstraße, Im Bungert und Medardusstraße für den normalen Verkehr und aller Voraussicht nach auch für die Moselbahn-Busse. Laut Moselbahn-Mitarbeiter Daniel Götte ist nach Einwänden von Anwohnern noch eine "Probefahrt" mit einem Gelenkbus durch den Ort geplant. Zweiter Bauabschnitt: im Jahr 2014 geplant vom Ortseingang aus Richtung Lörsch bis Höhe Tankstelle mit Kosten von rund 250 000 Euro. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort