Backfisch, Matjes und Saures

Mit einer urigen Seemannskneipe kann eine Stadt wie Trier - im Binnenland und fern der See - aus naheliegenden Gründen nicht dienen. Mithalten mit dem hohen Norden kann Trier aber durch eine Traditions-Fischgaststätte: Brauns Fischrestaurant gibt es seit nunmehr 50 Jahren in der Fleischstraße.

 Rene Reissig (Mitte), Chef des Brauns Fisch-Restaurants, freut sich mit (von links) Mitarbeiter Klaus-Dieter Meier und Koch Tafaj Lulzim über das 50-jährige Bestehen. 13 Angestellte beschäftigt das Restaurant. TV-Foto: Ludwig Hoff

Rene Reissig (Mitte), Chef des Brauns Fisch-Restaurants, freut sich mit (von links) Mitarbeiter Klaus-Dieter Meier und Koch Tafaj Lulzim über das 50-jährige Bestehen. 13 Angestellte beschäftigt das Restaurant. TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier. Der Besuch in "Brauns Fischgaststätte" sei ein Muss bei jedem Trier-Besuch gewesen, erinnert sich Elisabeth Gehlen aus Kell am See an ihre Kindertage. Wenn sie zusammen mit der Mutter in dem Restaurant in der Fleischstraße gesessen habe, sei immer "knusprig gebackener Backfisch" aus Seelachs, Goldbarsch oder Kabeljau auf den Tisch gekommen, meist mit Kartoffelsalat oder Salzkartoffeln. "Fritten" kannte man zwar auch, aber die schmalen Kartoffelstäbchen hatten damals noch nicht den Stellenwert, den sie heute haben.

Und wie teuer war das Fischgericht jener Tage? Daran kann sich die heute 52-Jährige schwer erinnern. "Die Mutter hat ja immer bezahlt: Ich glaube, es waren fünf Mark. "Geschmeckt habe ihr der Fisch schon als Kind - und das sei so geblieben, weshalb sie bis heute noch ab und an zum Fischessen nach Trier fahre.

Alle paar Monate komme ein ganzer Bus mit Fischliebhabern aus dem Saarland genau zu diesem Zweck, erzählt Rene Reissig: "Tradition verpflichtet. "Zwar leitet der 31-Jährige erst seit wenigen Monaten die Trier-Filiale der Restaurant-Kette, aber den Betrieb kennt er seit seiner Ausbildung, die er hier absolviert hat.

Vor 50 Jahren habe Brauns "südlichstes Fischrestaurant in Deutschland" in Trier seine Pforten geöffnet, berichtet er.

Weitere Filialen der Kette gebe es unter anderem in Koblenz, Mainz, Hannover oder Wiesbaden. Das Konzept aus der Gründerzeit gelte bis heute: stets frisch zubereitet und hausgemacht, sagt der Betriebsleiter. "Bestellware" sei verpönt. Mehrmals pro Woche würden fangfrische Fische aus dem hohen Norden nach Trier geliefert.

Fast unbemerkt hat laut Rene Reissig 2004 ein Inhaberwechsel stattgefunden: Seither gehört Brauns zu den Daniel Wischer Fischbratbetrieben aus Hamburg, ebenfalls ein Traditionsbetrieb seit 1924.

Rene Reissig und seine 13 Mitarbeiter freuen sich über den hohen Anteil an Stammgästen. Kinder und Enkelkinder von Gästen habe man großwerden sehen. Wenn Kinder von einst auch als Erwachsene kommen, mache das stolz, sagt Reissig.

Der Bekanntheitsgrad der Fischgaststätte muss in den Anfangsjahren enorm gewesen sein. Paul Kaschenbach von der gegenüberliegenden Galerie (seit 1967 in der Fleischstraße 50 beheimatet) erzählt: "Wenn früher Leute nach dem Weg zu uns fragten, habe ich immer den Hinweis auf Brauns Fischgaststätte gegeben." Die Post als Orientierungspunkt ein paar Häuser weiter sei ihm nie in den Sinn gekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort