Bahn schließt Trierer Güterverkehr-Abteilung

Trier · Die Deutsche Bahn hat zum Jahreswechsel ihr Güterverkehr-Abrechnungszentrum in Trier geschlossen. Die 70 Arbeitsplätze wurden nach Duisburg verlegt. Kündigungen gab es nicht. Die Schließung war seit 1997 geplant.

Jeder Güterzug, der seit 1960 durch Deutschland gerollt ist, wurde bis zum Jahresende zentral in Trier abgerechnet. Die meisten Rechnungen wurden den Firmen, die ihre Waren per Bahn transportieren, automatisch zugestellt. "Aber wenn es Unstimmigkeiten gab, zum Beispiel auch bei der Abrechnung mit dem Bahnunternehmen eines anderen Landes, dann haben wir das kontrolliert und geradegerückt", erzählt Helmut Trierweiler.

Der 58-Jährige ist einer von gut 70 Bahnern, die zum 31. Dezember 2010 mit der Schließung des Trierer Güterverkehr-Abrechnungszentrums der Deutschen Bahn ihren Arbeitsplatz verloren haben. Nur ein Mitarbeiter hat sich ins Duisburger Kundenservicecenter der Deutschen Bahn AG versetzen lassen, wo der Konzern die Abrechnungsvorgänge aller Schienenverkehre gebündelt hat.

Die übrigen Bahner aus der Region Trier wollten nicht ins Ruhrgebiet wechseln - was in den meisten Fällen einen Umzug bedeutet hätte. Beschäftigt sind sie nun im Jobcenter der Deutschen Bahn AG, einer Art bahninternem Arbeitsamt. "Bis man auf eine feste Stelle vermittelt wird, werden wir an verschiedenen, wohnortnahen Einsatzorten für Projektarbeiten eingesetzt - zum Beispiel zur Kundenberatung, wenn ein neuer Ticketautomat aufgestellt wird", erklärt Trierweiler. Besteht kein Bedarf an solchen kurzfristigen Einsätzen, dürfen die Bahner zu Hause bleiben und erhalten dafür 85 Prozent ihres Lohns.

Dass das Trierer Abrechnungszentrum - die 100-prozentige Bahntochter DB Schenker Rail - verlegt werden soll, hatte die Bahn bereits 1997 beschlossen. "Zusammen mit unserer Gewerkschaft konnten wir aber den Termin mehrfach verschieben", berichtet Ex-Betriebsrat Trierweiler. 1997 wurde nach Verhandlungen mit der Bahn vereinbart, die Schließung auf mindestens 1999 zu verschieben.

Damals hatte die DB Schenker noch 240 Mitarbeiter, deren Stellen über die Jahre sozialverträglich ohne Kündigungen abgebaut wurden. 1999 wurde das Ende der DB Schenker im Zweijahresrhythmus zunächst auf 2003, 2005 und schließlich 2007 verschoben. "Aber dann stand endgültig fest, dass 2010 Schluss ist", sagt Trierweiler, der für ein Auslaufmodell gekämpft hatte.

"Der Altersdurchschnitt der übrig gebliebenen Mitarbeiter liegt bei 55 Jahren - hätte man das Abrechnungszentrum noch fünf Jahre offen gehalten, wären die meisten von uns pensioniert gewesen. So geht der Bahn viel Fachwissen einfach verloren." Ein Teil der Mitarbeiter sind Beamte. "Grundsätzlich müssen sie damit rechnen, bundesweit versetzt zu werden", sagt Trierweiler. Wahrscheinlich sei das allerdings nicht. Die angestellten Mitarbeiter sind dank eines Beschäftigungssicherungstarifvertrags noch bis Ende des Jahres vor Kündigungen geschützt.

"Zur Schaffung effizienter und transparenter Prozessabläufe sowie zur Optimierung des Personaleinsatzes war es erforderlich, die bislang in Trier wahrgenommenen Funktionen am Standort Duisburg zu konzentrieren", begründet die Bahn auf TV-Anfrage die Arbeitsplatzverlegung.

Sitz der DB Schenker war bis 2007 das alte Bahndirektionsgebäude an der Ecke Christoph-/Balduinstraße. In den vergangenen drei Jahren waren die Bahner im linken Flügel des ehemaligen Arbeitsamtsgebäudes in der Schönbornstraße untergebracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort