Bahnausbau in Igel auf dem Abstellgleis?

Igel · 19 Millionen Euro wollte der Bund aus Konjunkturpaket-Mitteln in den Ausbau der Zug-strecke Trier-Luxemburg bei Igel stecken. Nun ist das Projekt gefährdet. Man prüfe den Bedarf, heißt es im Verkehrsministerium. In Igel hat die Nachricht für Verärgerung gesorgt.

 Bei Igel sollten ein zweites Gleis und eine Lärmschutzwand gebaut werden, aber der Bund hat die 19 Millionen Euro noch nicht freigegeben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bei Igel sollten ein zweites Gleis und eine Lärmschutzwand gebaut werden, aber der Bund hat die 19 Millionen Euro noch nicht freigegeben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Im Herbst vergangenen Jahres verkündeten Bahn-Vertreter im Gemeinderat Igel das Ende des Nadelöhrs: Für 19 Millionen Euro werde der zwei Kilometer lange Schienen-Engpass zwischen dem Bahnhof Igel und der Löwener Mühle beseitigt. Nicht nur der Nahverkehr werde durch den Bau des zweiten Gleises flexibler, hieß es, auch Autofahrer und Landwirte profitierten durch den Ausbau von vier Straßen- und Wirtschaftsbrücken. Für Bahn-Anwohner im Unterdorf sollte eine 670 Meter lange Lärmschutzwand errichtet werden (der TV berichtete).

Dass der Bahnausbau nun verspätet kommt oder möglicherweise ganz geplatzt ist, traf Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig aus heiterem Himmel. Gerüchte über ein mögliches Scheitern kamen in Igel durch einen auskunftsfreudigen Mitarbeiter eines für die Bahn tätigen Vermessungsbüros auf. Er ließ bei der Familie Johaentges durchblicken, man benötige wohl keinen Platz mehr für das Abstellen von Baugerät in deren Winzerhof "Löwener Mühle". Weder die bauausführende Bahn noch der geldgebende Bund rührten sich bei der Gemeinde. Dabei hat Scharfbillig seit Monaten mit den Anwohnern über Möglichkeiten des aktiven und passiven Lärmschutzes gesprochen; nächste Woche sollte eine Bürgerversammlung mit Bahn-Fachleuten stattfinden. "Erst werden die Leute aufgewiegelt, dann ist Funkstille", ärgert sich der Ortsbürgermeister. Seine Mails an einen Ingenieur der DB Projektbau GmbH, mit dem Scharfbillig bei den Vorplanungen zu tun hatte, seien bis auf einen Weihnachtsgruß unbeantwortet geblieben. "Jetzt weiß ich auch, warum", sagt Scharfbillig. Er hat den Trierer CDU-Abgeordneten Bernhard Kaster eingeschaltet, der sich seit Jahren um die Verbesserung der Bahnverbindung mit dem Großherzogtum einsetzt. Er werde dieses Thema am Dienstag bei einem Treffen mit Bahnchef Rüdiger Grube und der luxemburgischen Botschafterin Martine Schommer ansprechen, so Kaster gegenüber unserer Zeitung.

Oliver Ganz, einer der betroffenen Bahn-Anwohner in der Trierer Straße in Igel, bezweifelt indes die Notwendigkeit eines zweigleisigen Ausbaus: "Die Auslastung der Züge mit Pendlern ist nur gering. Außerdem sind wir mit dem starken Autoverkehr durch den Tanktourismus schon belastet genug."

Nach Auskunft des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Nord (SPNV) nutzen etwa 900 Personen die 18 Züge, die täglich zwischen Trier und Luxemburg verkehren. Bedenkt man, dass rund 15 000 Menschen aus dem Raum Trier nach Luxemburg zur Arbeit fahren, ist der Anteil der Bahnkunden relativ gering.


Meinung: Das falsche Signal

Von Albert Follmann
Dass die zwei Gleiskilometer bei Igel möglicherweise nicht gebaut werden, damit könnte man leben. Schließlich wären die Verbesserungen für den Zugverkehr zum jetzigen Zeitpunkt minimal. Die Fahrt von Trier nach Luxemburg würde sich wegen geringerer Wartezeiten der Züge nur um wenige Minuten verkürzen. Der Ausbau wäre allerdings ein Signal an Luxemburg, dass man auch auf deutscher Seite bereit ist, etwas für den Ausbau der Bahnverbindung ins Lädchen zu tun. Auch für die Region Trier wäre das Igeler Projekt eine vertrauensbildende Maßnahme gewesen – hinsichtlich eines Folgeprojekts „Westbahn“ mit einer Anbindung der Trierer Stadtteile.
a.follmann@volksfreund.de

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