Basteln, tüfteln, schrauben

ZEWEN. Seit er sechs Jahre alt ist, hat Michael Theis als Messdiener die Gottesdienste in Zewen mitgestaltet. Mit seinem 16. Geburtstag ist er in die Leiterrunde aufgestiegen, kümmerte sich um die Organisation der Messe und weitere Aktivitäten. Auch den Jugendtreff im Pfarrheim baute er mit um.

"Seit ich studiere, bin ich leider nur noch an den Wochenenden hier", sagt Michael Theis. Nach dem Abitur am Hindenburg- Gymnasium hat der 20-Jährige im Oktober 2004 sein Hobby zum Berufswunsch umgewandelt. Schon immer hat er gerne getüftelt und gebastelt, vor allem im Elektronikbereich. "Das fing schon in der Schule an. Ich fand es einfach interessant, ein Gerät aufzuschrauben und zu schauen, wie es funktioniert", sagt Theis. Ein achtwöchiges Praktikum festigte bei ihm den Wunsch, nicht nur eine Ausbildung zu machen, sondern sich mit einem Studium zum Diplom-Ingenieur Elektrotechnik einen größeren Arbeitsradius zu erschließen. Zwar trennt ihn das Studium in Kaiserslautern von seiner Freundin und den bisherigen Aktivitäten in Zewen. Die Bindung an sein Zuhause und an das, was er sich dort über Jahre aufgebaut hat, verliert der 20-Jährige so schnell aber nicht. Mit seinen Fähigkeiten hat er während der vergangenen drei Jahre vieles selbst umsetzen können, wofür er und seine Freunde sonst Profis benötigt hätten. Unter dem Dach im Zewener Pfarrheim hat sich die Gruppe das "Räumchen" renoviert. Eine Wand herausgebrochen, Wände verputzt, gestrichen, Kabel verlegt. Das Räumchen ist seither nicht nur der Ort für Gruppenleiterstunden, sondern auch offener Treff. "Wir wurden finanziell unterstützt, haben Zuschüsse von der Pfarrei bekommen. Es ist alles sehr offen hier, und man kann über alles reden", beschreibt Theis die gute Gemeinschaft. "Auch die Eurener Messdiener kommen zu uns und helfen auch schon mal mit." Dort, wo zwischen den älteren Generationen noch Dorffeindschaften schwelen, halten die jungen Leute zusammen. "Es ist so schön, dass die Kooperation endlich klappt. Wir sind schon ziemlich zusammengewachsen." Auch bei der Teenie-Disco, die Theis und seine Freunde seit zwei Jahren im Zwei-Monats-Rhythmus für die jüngeren Kinder veranstalten, sind häufig die Eurener dabei. "Es ist toll zu sehen, wie sich die Kinder freuen, und es macht Spaß, etwas für andere zu tun. Das lohnt sich wirklich, und ich sehe das als selbstverständlich an." Die Erlöse sparen die Jugendlichen. Bisher haben sie sich davon aber nichts in die eigene Tasche gesteckt, sondern es in Verstärker, Boxen und bunte Disco-Lichter investiert. Da fand Theis wieder viel zu schrauben. "Sonst weiß niemand, wie das geht. Seit den jüngsten Discos haben wir 700 Euro gespart. Davon haben wir uns einen Beamer für das Räumchen gekauft", erzählt er. Das Gerät hat er installiert und zudem eine ausgetüftelte Konstruktion für eine sich automatisch ausrollende Leinwand entworfen. So stehen gemütliche Kino-Abende ebenso auf dem Programm im "Räumchen" wie Spielen, Kochen, am Computer sitzen oder einfach nur zusammen sein. Im Sommer spielen die Freunde Fußball, machen Wanderungen, Ausflüge oder grillen. Langeweile kommt nicht auf. Auch mit der Gruppe aus dem Zewener Jugendclub, die ihren Raum am Sportplatz hat, kann sich Michael Theis vorstellen, gemeinsame Aktivitäten zu starten. "Man kennt sich, das ist das Gute an einem Dorf. Ich bin überzeugt, dass sich da in Zukunft bestimmt viel planen und organisieren lässt." Den schlechten Ruf, der den Zewener Jugendlichen in der Vergangenheit anhing, kann der 20-Jährige nicht bestätigen: "Im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass sich alles beruhigt hat." Im "Räumchen" gelten einige Regeln: kein Alkohol für Jugendliche unter 16, geraucht wird nicht. "In der Fastenzeit haben sogar einige Raucher begonnen, darauf zu verzichten - und es bis heute auch durchgehalten. Ich bin stolz darauf, dass sie das geschafft haben." Theis scheint ein verlässlicher Partner für die anderen Jugendlichen und die Pfarrei zu sein. Er hat auch den Schlüssel zum "Räumchen". So fährt er jedes Wochenende - solange es geht - nach Hause zu Eltern und seinem "Räumchen".

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