Batterien, Besteck, Bademäntel – was Hotelgäste in der Region Trier und anderswo alles einstecken

Trier · Das Mitnehmen von Andenken ist kein Kavaliersdelikt. Hoteliers beklagen jährlich Millionenschäden. In den Betrieben in der Region ist die Welt aber in Ordnung – fast.

Für viele Hotelgäste gilt das Mitnehmen von Seifen oder Stiften als Kavaliersdelikt. Doch dabei bleibt es nicht. Besonders in Nobelhotels locken hochwertige Accessoires. Manche Besucher scheuen sich nicht, Fernseher, Kaffeemaschinen oder sogar Klaviere aus dem Hotel zu tragen. Das hat die Befragung von 1026 Hoteliers in mehreren Ländern ergeben.

Auch in den Betrieben in der Region Trier stecken abreisende Gäste immer wieder besondere Andenken an den Aufenthalt in ihre Koffer. Spektakuläre Diebstähle wie den von ausgestopften Tieren oder hochwertigen Kunstgegenständen bleiben allerdings die Ausnahme. "Wenn ein Gast den Kugelschreiber eines Hotels mitnimmt, wird das nicht als Diebstahl gesehen", sagt Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) in Rheinland-Pfalz. "Der Gast muss die Schwelle erkennen. Kaum genutzte Badeschlappen sind gerade noch tolerierbar. Vor Handtüchern oder Bademänteln muss aber für jeden ein Stoppschild hängen."

Insgesamt sei beim Thema Hoteldiebstähle die Welt in Rheinland-Pfalz noch in Ordnung. Das habe eine eigene Umfrage zu dem Thema ergeben. "Wir beherbergen in erster Linie ehrliche Gäste." Das Entwenden von Getränken aus Minibars sei allerdings ein lästiges Übel. "Wenn entleerte Bier- und Weinflaschen mit Wasser wieder aufgefüllt und verkorkt zurückgestellt werden, ist das für die Hoteliers besonders ärgerlich. Denn die Beschwerde kommt dann meist von den nachfolgenden Gästen."

Solche "Kleinigkeiten" sind in der Umfrage des Hotel Guides Wellness Heaven kein Thema. Statt dessen analysieren die Autoren die diebischen Vorlieben nach Nationalitäten. Während deutsche Hotelgäste mit Handtüchern, Bademänteln und Kosmetik ein eher langweiliges Diebstahlverhalten zeigen, sind niederländische Gäste vor allem praktisch orientiert. Glühbirnen und Toilettenpapier zählen zu ihren Favoriten. Spektakulärer lieben es die Österreicher. Kaffeemaschinen, Fernsehgeräte und Fernbedienungen sind bei den Alpenländlern besonders beliebt.

Reiserechtsexperte Kay Rodegra kennt bei Hoteldiebstahl keinen Spaß: "Hotels entstehen jährlich Millionenschäden durch Kleindiebstähle", sagt der bekannte Jurist im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. "Das sind keine Kavaliersdelikte, sondern strafbare Handlungen, die zur Anzeige gebracht werden können. Das Hotel kann auch ein Hausverbot für zukünftige Besuche aussprechen."Handtücher werden am häufigsten geklaut

Die Befragung des Hotel Guides Wellness Heaven von 1026 Hoteliers hat Erstaunliches ergeben: 78 Prozent der Gastronomen berichten von geklauten Handtüchern, Bademänteln (66 Prozent) und Kleiderbügeln (50 Prozent).

KommmentarFinger weg von Föhns und Flaschen!

Von Rainer Neubert
Hand aufs Herz. Haben Sie nicht auch schon einmal ein Stück Seife oder die noch fast unbenutzten Badeschlappen als Andenken aus einem Hotel mitgenommen? Streng genommen ist das Diebstahl, auch wenn vermutlich kein Hotelier auf die Idee käme, das zur Anzeige zu bringen. Schwamm drüber, wir werden das nie wieder tun …

Doch es scheint tatsächlich so zu sein, dass die "Souvenirs" von einem Hotelaufenthalt in gleichem Maße opulenter werden, wie die die Zahl der Sterne hinter dem Namen der Herberge wächst. Damit meine ich noch nicht einmal den mit Nobelhotelnamen bestickten Luxusbademantel. Insider berichten von Flachbildfernsehern - die passen so praktisch in den Reisekoffer. Föhns, Wandkunst und Dekorationsgegenstände sind beliebt. Die berühmten Silberlöffel und sogar Kaffeemaschinen verschwinden auf unerklärliche Weise in den Taschen kleptomaner Hotelbesucher. So steht es zumindest in der Umfrage des Luxus- und Spa-Hotelführers Wellness Heaven.

Doch in der Region Trier scheint es ein größeres Problem zu geben. An mitgenommenen Stiften, Briefpapier oder ähnlichen Dingen stören sich die meisten Hoteliers hier nicht. Schließlich wird das oft bewusst unter Werbemittel verbucht. Wer will ihnen aber den Ärger verübeln, wenn nach der Abreise eines Gastes die Flaschen in der Minibar noch voll sind, sich statt Bier oder Wein aber Leitungswasser darin befindet.

Ist das Mundraub? Wie auch immer. So bedürftig kann kein Hotelgast sein, um sich der Peinlichkeit bei einer Entdeckung dieses kleinen Betrugs auszusetzen.

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