Bau-Boom im Dunstkreis des Ländchens

RALINGEN-EDINGEN. Baugrundstücke in Grenznähe zu Luxemburg gehen weg wie warme Semmeln. In Ralingen-Edingen wird demnächst ein Gebiet mit rund 40 Baustellen erschlossen. Innerhalb kurzer Zeit wird dies dem 300-Einwohner-Örtchen 120 bis 150 Neubürger bescheren.

"Ich könnte jeden Tag Baustellen verkaufen", sagt der Edinger Ortsvorsteher Franz-Josef Kimmlingen, und der Bürgermeister von Ralingen, Oswald Disch (beide CDU), nickt zustimmend. Die beiden sehen sich gerade die Pläne des Baugebiets "Im Redeschenfeld" an und wissen: Die geplanten 40 Baustellen in der Größenordnung von jeweils 650 Quadratmetern werden schnell vergeben sein. Denn die Nachfrage ist groß. Als Klientel kommen deutsche Grenzgänger in Frage, die in Luxemburg arbeiten, aber auch Luxemburger, die die horrenden Bodenpreise im "Ländchen" nicht bezahlen wollen oder können. In Edingen bekommen sie den Quadratmeter erschlossenes Bauland noch knapp unter 100 Euro, in Luxemburg müssten sie je nach Standort zwischen 200 und 500 Euro berappen. Damit auf jeden Fall auch Einheimische zum Zug kommen, wird diesen für fünf Baustellen ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Das neue Baugebiet liegt zwar auf Edinger Gebiet, grenzt aber unmittelbar an das Neubaugebiet "Im Flur" in Godendorf an. Geht man vom Durchschnittswert von drei Bewohnern pro Haus aus, dann wird sich die Einwohnerzahl Edingens um mehr als ein Drittel erhöhen: von 300 auf rund 420 Bewohner. Das sei für einen kleinen Ort schon gewaltig, meint Ortsbürgermeister Disch. Aber er glaubt nicht, dass es zu einer "Überfremdung" kommt. "So etwas muss ein Dorf verkraften", sagt Jürgen Trierweiler. Eine solche Entwicklung hätten auch Gemeinden wie Wellen, Temmels, Tawern und Fusenich mitgemacht. "Und da ist es auch gut gegangen", hat der Ortsvorsteher beobachtet. Bei aller Skepsis, die insbesondere von manchen älteren Bewohnern zu hören sei, sei er davon überzeugt, dass sich die Neubürger gut in den Ort integrieren werden. Beim Feuerwehrfest hätten sich auch die Zugezogenen stark beteiligt. Wie bereits vor drei Jahren bei einem Baugebiet in Wintersdorf, wird "Im Redeschenfeld" von der VB Immobilien GmbH in Bitburg, einer Tochter der Volksbank, erschlossen und vermarktet. Sie hat das Land von Privatleuten erworben. Die Gemeinde erhält aus dem rund 2,4 Hektar großen Baugebiet sieben Euro pro Quadratmeter als Ausgleich für die Bereitstellung der Infrastruktur. Eine angrenzende Streuobstwiese soll ebenso erhalten bleiben wie eine bewachsene Höckerlinie im Hangbereich. Um das Oberflächenwasser im Zaum zu halten, wird im oberen Teil des Baugebiets ein Regenrückhaltebecken gebaut, das im Bedarfsfall die Wassermassen kontrolliert in den Pfaffenbach abgibt. Geschäftsführer Johannes Thommes von VB Immobilien geht davon aus, dass Ende 2006 das Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein wird. Im Januar könne voraussichtlich die Erschließung beginnen und im Mai/Juni die Bautätigkeit. Verständnis hat Thommes dafür, dass die Gemeinde auf einem Vorkaufsrecht für Einheimische bestand. "In Echternacherbrück", erinnert er sich, "gab es Ärger, weil innerhalb von 14 Tagen alle Grundstücke weg waren." 90 Prozent der Käufer seien Luxemburger gewesen.

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