Bausteine aus der Vergangenheit Triers

TRIER. (ae) Besucher der Landesgartenschau können dieser Tage Zeugen archäologischer Arbeit werden. Auf dem Petrisberg wurde ein zweites Grabungsfeld freigelegt, das Spuren eines frührömischen Militärlagers zu Tage fördern soll.

Römische Geschichtsschreibung lieferte den ersten Hinweis auf die Existenz eines Militärlagers bei Trier. Cassius Dio berichtete, dass der Feldherr Nonius Gallus im Januar 29 v. Chr. mit einem Heer bei den Treverern stehe. Diese hatten möglicherweise die militärischen Verstrickungen des Machtkampfs der einstigen Verbündeten Octavian und Marc Anton zu einem Aufstand genutzt. Bereits 1938 ahnte man, dass das Lager der römischen Truppen auf dem Petrisberg zu suchen sei. Die militärische Nutzung des Geländes verhinderte jedoch den Zugang. Nach Abzug der Franzosen erfolgten bis Ende 2003 archäologische Erkundungsarbeiten. Das Untersuchungsgebiet wurde eingegrenzt. "Dass dann in diesem Sommer hier gegraben wird, haben wir zusammen mit der Landesgartenschau konzipiert, sozusagen als zusätzliche Attraktion", sagt Hartwig Löhr, Grabungsleiter des Landesmuseums. Auf einer ersten Fläche fand er zwei Brunnen. Außerdem verkohlte Hölzer, die sich per Jahresringvermessung passend zu den Angaben der Geschichtsschreibung datieren ließen. Sie wurden 30 v. Chr. geschlagen und zum Bau eingesetzt. "Damit war die Sensation perfekt. Denn das Lager ist älter als die Stadt Trier und zudem das einzige römische Lager, das aus der Zeit zwischen Cäsar und Augustus in Nordwesteuropa bekannt ist", beschreibt Löhr. "Wir erwarten hier keine konservierbaren eindrucksvollen Funde, aber interessante Hinweise zur Rekonstruktion und geschichtlichen Einordnung. Es ist mehr übrig als erwartet." Das "Mehr" ist für Laien nur schwer zu erkennen und besteht hauptsächlich aus Verfärbungen im Boden. "Hier, ein wunderbarer Pfosten!", ruft Löhr und ritzt eine Linie um ein leicht grau wirkendes Rund. "So, jetzt müssen wir nur noch Bruder und Schwester suchen. Die Pfosten wurden etwa eineinhalb Schaufelstielbreiten von einander entfernt gesetzt." Überall auf der Fläche umreißt der Archäologe interessante Felder. Zettel mit Nummern werden zugeordnet. "So wird eine Struktur erkennbar." Die Struktur lässt Rückschlüsse auf die Dimensionen des Lagers zu, von dem man annimmt, das es einige hundert Meter lang war und bis zu tausend Soldaten beherbergt hat. Ein Horizontalschnitt durch das Fundament soll Aufschluss über die Bauweise geben. Bis jetzt fand man Spuren von Holz-Lehm-Bauten, einer Straße mit Gosse und Ställen in Pfostenbauweise. Von Interesse für den Archäologen sind vor allem die Gruben, in denen römischer "Abfall" Aufschluss über Alltag und Lebensweise der Menschen damals gibt. Nicht jede Grube aber ist aus römischer Zeit. "Hier diese dunklen Flächen sind wahrscheinlich Feuerstellen aus dem zweiten Weltkrieg, mit denen Bombenangriffe vorgetäuscht worden sind", deutet Hartwig Löhr auf auffallende Stellen. Bis zum Ende der Gartenschau werden sich der Archäologe und sein Team durch die Fläche nahe des Wasserturms graben. Erste Erkenntnisse ihrer Arbeit finden sich in der historischen Ausstellung in der Baracke beim Spiegelzelt, die fachliche Auswertung wird in der Reihe "Funde und Ausgrabungen" des Rheinischen Landesmuseums publiziert.

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