Baustellenfest auf dem Bobinet-Gelände

Trier · Auf dem Bobinet-Gelände in Trier-West haben die Bauarbeiten begonnen. Heute öffnet die Entwicklungsgesellschaft EGP von 10 bis 17 Uhr die Tore auf das Areal: Alle Interessierten sollen sich beim Baustellenfest ein Bild davon machen, wie das neue Quartier später aussehen soll.

Trier. "Gefällig, mit hübschen Vorgärten und so, soll es hier später nicht aussehen", sagt Jan Eitel. "Wir stellen uns das Quartier städtisch, rau und ehrlich vor", beschreibt der Geschäftsführer der EGP - der früheren Entwicklungsgesellschaft Petrisberg, die mittlerweile nur noch unter dem Zusatz Urbane Projektentwicklung firmiert - seine Visionen für das ehemalige Industriegelände Bobinet (siehe Extra).
Beim Baustellenfest heute von 10 bis 17 Uhr können sich auch alle Bürger ein Bild von dem künftigen Wohn- und Gewerbeviertel machen. An allen Hallen und Gebäuden des Areals hängen große Tafeln, die erläutern, wie die alte Bausubstanz umgestaltet wird, welche Immobilien abgerissen werden, wo später Straßen und Wege verlaufen und das Doppel- und Reihenhausviertel entstehen sollen. Dazu kommen historische Fotos, die zeigen, was zu Zeiten der Bobinet-Produktion in den Hallen passierte.
Mitarbeiter der EGP erläutern zudem die Entwicklungspläne für das Areal. Das rund 45 000 Quadratmeter große Gelände soll bis 2016 entwickelt sein. Im ersten Bauabschnitt - bis Ende 2013 - entstehen 27 Loftwohnungen in den alten Industriegebäuden, die komplett saniert werden. "Von den Wohnungen haben wir bereits knapp die Hälfte verkauft", sagt Eitel. Die unmittelbare Nähe der Bahnlinie sei für manche ein Problem. "Aber unsere Käufer schätzen die Nähe zur Stadt." Und auch, wenn die Reaktivierung der Bahntrasse für Personenzüge nach Luxemburg noch nicht feststeht: "Wenn die Regionalbahn inklusive Haltepunkt direkt an unserem Gelände kommt, dann gewinnt das Wohnquartier durch die direkte Anbindung an den Kirchberg natürlich noch mal an Wert."
Die Erschließungsarbeiten auf dem Gelände selbst haben bereits begonnen: Im ersten Bauabschnitt werden rund 30 000 Quadratmeter entwickelt, eine 350 Meter lange Pflasterstraße wird über das Gelände gebaut, 600 Meter Kanal werden verlegt, und in einer der alten Hallen wird eine Quartiersgarage mit 133 Stellplätzen eingerichtet. Im nächsten Jahr soll der Kreisverkehr an der Straße Im Speyer inklusive der Hauptzufahrt auf das Gelände gebaut werden.
Im zweiten Bauabschnitt kommen bis 2016 38 Wohnungen in Doppel- und Reihenhäusern dazu und eine Zusatzstraße über das Gelände. Auch auf dem benachbarten Areal des Ex-Eisenbahnausbesserungswerks (EAW) bewegt sich nach jahrelangem Stillstand etwas: Ein Geländeteil ist bereits geräumt, die Autohändler und -werkstätten, die die alten Lokrichthallen und das umliegende Areal nutzen, müssen 2014 ausziehen. Beim Baustellenfest ist das EAW nicht zugänglich.Extra

Die Industriebrache zwischen der Straße Im Speyer, der Eurener Straße und dem RWE-Gelände besteht aus dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk (EAW, zehn Hektar) und dem Ex-Firmengelände des pleitegegangenen Autotextilien-Herstellers Bobinet (4,5 Hektar). In den 1950er Jahren arbeiteten rund 1500 Menschen in den Werkstätten der Bahn, 1986 wurde das EAW geschlossen. Mehrere Baugesellschaften und Investoren bissen sich in den folgenden Jahren die Zähne an der riesigen Industriebrache aus. 2003 erwarb der Eifeler Bauunternehmer Erland Knaf das Areal - und stritt mit der Stadt über die Bebauung des Geländes. 2010 kaufte die EGP das benachbarte Bobinet-Gelände. Um das Gesamtareal zusammen zu entwickeln, gründeten EGP und Knaf im Sommer 2011 die Grundstücksgesellschaft Trier-West (GGTW). Gemeinsam mit der Stadt wurde ein Bebauungsplan aufgestellt. Der Textilhersteller Bobinet zog 1914 auf das Betriebsgelände. Produziert wurden Bezüge für Autositze und andere Stoffe für die Automobilbranche. In der Wirtschaftswunderzeit in den 1950er Jahren wurden die Betriebsstätten ausgebaut. 1999 übernahm die Firma Eybl-International die insolvente Deutsche Bobinet GmbH. 2009 schloss Eybl schließlich seinen Trierer Standort. woc

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