Beatkeller mit ungewisser Zukunft

Riol · Seit 40 Jahren treffen sich Rioler Jugendliche in ihrem Beatkeller, der im Pfarrhaus untergebracht ist. Der Versuch der Kirchengemeinde, das Anwesen zu verkaufen, hat nun für reichlich Wirbel im Ort gesorgt.

 Der Beatkeller im Rioler Pfarrhaus ist seit den 1970er Jahren eine Institution: Simon Oberbillig, Johannes May, Luca Welter vom Jugendclub, Ortsbürgermeister Arnold Schmitt und WGB-Kassierer Frank Wiedemann wollen die Einrichtung retten. TV-Foto: Katja Bernardy

Der Beatkeller im Rioler Pfarrhaus ist seit den 1970er Jahren eine Institution: Simon Oberbillig, Johannes May, Luca Welter vom Jugendclub, Ortsbürgermeister Arnold Schmitt und WGB-Kassierer Frank Wiedemann wollen die Einrichtung retten. TV-Foto: Katja Bernardy

Riol. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: "Das Pfarrhaus ist verkauft", hieß es in Riol. Ortsbürgermeister Arnold Schmitt hatte es von dem potenziellen Käufer selbst, einem Unternehmer aus einem Moselort, erfahren. "Die Kirche schafft sich selbst ab. Erst fallen die Sonntagsgottesdienste weg, jetzt das Pfarrhaus mit dem Beatkeller", wettert Schmitt. Denn am meisten ärgert den CDU-Politiker, "dass auch die Gemeinde das Pfarrhaus kaufen wollte, um den Beatkeller zu erhalten". Allerdings sei das Angebot unbeantwortet geblieben. Schmitt fühlte sich übergangen und fürchtete das Aus für die Vorzeige-Jugendeinrichtung. So wie die 90 Mitglieder des Jugendclubs WGB 1995 Riol e.V. "Wo sollen wir jetzt hin?", fragt der Club-Vorsitzende Simon Oberbillig. "Wie kann man solche Strukturen kaputtmachen?", schimpft Kassierer Frank Wiedemann während eines eilig einberufenen Treffens mit Schmitt und dem WGB-Vorstand.
Doch dann trudelt unverhofft die gute Nachricht beim Ortsbürgermeister ein: "Der Käufer hat sein Angebot zurückgezogen." Das bestätigt Ralph Hildesheim, Pfarrer und Leiter der Pfarreiengemeinschaft Schweich. Es sei noch kein Kaufvertrag unterschrieben gewesen. Allerdings kann Hildesheim die Aufregung Schmitts nicht ganz nachvollziehen. Er habe ihm mehrmals angeboten, über den Verkauf zu sprechen. "Es ist aber nie zu einem Termin gekommen", sagt der Pfarrer.
Jetzt werden die Karten neu gemischt. "Wir werden uns zusammensetzen", kündigen beide Parteien an. Das Problem: Die Gemeinde ist ebenso klamm wie die Kirchengemeinde. "Die Pfarrei muss das Pfarrhaus verkaufen, weil sie es nicht halten kann", betont Hildesheim. Das Bistum habe ein Wertgutachten erstellen lassen. Genaue Zahlen nennt der Geistliche nicht, bekräftigt aber, dass der Pfarrei sehr an dem Erhalt des Beatkellers gelegen sei. "Aber unter einer gewissen Preisgrenze geht es nicht", sagt Hildesheim.
Das weiß auch Schmitt. "Die Kommunalaufsicht hat uns 150 000 Euro bewilligt", sagt der Ortsbürgermeister. Der vom Bistum errechnete Verkehrswert liege um hunderttausend Euro höher. Doch die Gemeinde legt noch ein Nutzungsangebot drauf. "Die Räume könnten sieben Jahre lang von den Pfarrgremien weiter genutzt werden", sagt Schmitt. Geld für den Erwerb will die Gemeinde auch aus dem Verkauf des alten Schulhauses gewinnen. "Wir hoffen, dass wir uns einigen können, denn wir wollen, dass die Jugend im Dorf bleibt", sagt Schmitt. Das sei eine Investition in die Zukunft. Die Jugendlichen meinen, die Kirche könne mit einem Entgegenkommen in dieser Sache ein Zeichen setzen. "So wie die Kirche für uns steht, stehen wir für die Kirche", meint Frank Wiedemann.
Meinung

Kaufen schon gerne, aber …
Die Kirchengemeinde Riol will aus Geldmangel das Pfarrhaus verkaufen. Die Ortsgemeinde würde es gerne erwerben, hat aber nicht so viel Geld, wie die klamme Kirchengemeinde für das Anwesen haben will. Ein privater Interessent hätte das Geld, das sich die Kirchengemeinde vom Verkauf erhofft. Da der Privatmann das Haus aber komplett umnutzen will, kann er natürlich kein Interesse an dem dort untergebrachten Beatkeller haben. Da die Kirchengemeinde aber nicht als Beatkeller-Vernichterin dastehen möchte, will sie nur an den verkaufen, der die Jugendeinrichtung erhält. Das will der Privatmann nicht und tritt zurück. Nun ist wieder die Ortsgemeinde am Zuge - die will den Keller weiter für die Jugend erhalten. Die Jugend fordert derweil von der Kirchengemeinde, ein Zeichen zu setzen. Aber wie soll die ein Zeichen setzen, wenn sie kein Geld dazu hat. Dazu müsste sie erst das Pfarrhaus verkaufen, aber dann wäre der Beatkeller weg. Nun will die Ortsgemeinde das alte Schulhaus verkaufen, um sich das Pfarrhaus mit Beatkeller zu sichern. Doch wer soll die alte Schule kaufen? Vielleicht derjenige, der soeben auf den Pfarrhauskauf verzichtet hat. Oder sollte die Ortsgemeinde die Schule behalten und dort den Beatkeller einrichten? Dann könnte die Kirchengemeinde den zurückgetretenen Pfarrhauskäufer fragen, ob er es sich wieder anders überlegt. Aber die Kirche selbst werden sie ja wohl noch im Dorf lassen … f.knopp@volksfreund.deExtra

Junge Mitglieder der Pfarrgemeinde Riol hatten in den 1970er Jahren einen Jugendtreff, den Beatkeller, eröffnet. In den 80ern erlebte der Club eine Flaute und der alte Pfarrhauskeller wurde eine Zeit lang geschlossen. Seit den 90er Jahren ist der "Wiedergegründete Beatkeller" (WGB) fester Bestandteil des Dorfgeschehens. In dem alten Gewölbekeller unterhalb des Pfarrhauses treffen sich Jugendliche aus Riol und den Nachbargemeinden. Die Einrichtung wurde vor einigen Jahren mit dem Jugendförderpreis des Kreises Trier-Saarburg ausgezeichnet. kat

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