Bebauungsplan verdrängt Trierer Skaterhalle

Trier · Das "Projekt X", die Skaterhalle in Trier-West, ist erfolgreich und erhält von allen Seiten großen Zuspruch. Nichtsdestotrotz müssen die Skater ihre Halle wahrscheinlich bald räumen, um Platz für die Pläne zur Stadtteilaufwertung zu machen.

Bebauungsplan verdrängt Trierer Skaterhalle
Foto: Privat

Trier. Dass die Skaterhalle in Trier-West eine gute Sache und wichtig für das Jugendangebot der Stadt ist, darüber sind sich alle einig. Dass sie weg muss, allerdings auch. Sie soll dem Bebauungsplan BW 74 zum Opfer fallen. Dieser sieht vor, in der Aachener Straße eine hochwertige Wohnanlage zu errichten (der TV berichtete).
"Wenn wir unsere Pläne zur Aufwertung des Stadtteils Trier-West in Bezug auf die Projekte ‚Stadt am Fluss\' und Masterplan Trier-West verwirklichen wollen, dann muss dieses Areal anders genutzt werden als bisher", erklärt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Das "wenn" steht allerdings mittlerweile außer Frage, vielmehr geht es um das "wann". In dieser Woche wurde der Bebauungsplan offengelegt, in den kommenden Wochen haben die Bürger die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.
Die Mitglieder des Stadtrats und des Ortsbeirats unterstützen das "Projekt X", die Skaterhalle in Trier-West, kollektiv und versuchen, einen Ersatzstandort dafür zu finden. "Ich habe großen Respekt vor der Selbstorganisation der jungen Leute", erklärt Bürgermeisterin Angelika Birk. Viel ändert das aber nicht an der Tatsache, dass die Skater ihre Halle wahrscheinlich bald räumen müssen. Wer die Halle kennt und weiß, wie viel Arbeit der jungen Leute darin steckt, erfasst die Ausmaße dieser Entscheidung. Alle Rampen und Hindernisse sind selbst gebaut, die Arbeitsstunden, die in das Projekt investiert wurden, gehen mittlerweile in die Tausende. Auch die Wände der Halle sind kunstvoll gestaltet und mit Graffiti verziert.
Axel Reichertz ist einer der Organisatoren des Projekts und findet es schade, dass es durch die ungewisse Zukunft der Halle so eingeschränkt ist. "Es gäbe da noch so viele Möglichkeiten, unser Programm auszubauen. Wir könnten sieben Tage in der Woche öffnen, Schulklassen einladen und noch viel mehr. Man muss uns nur die Chance geben."
Aber wie schnell kann eine neue Halle gefunden werden? Diese Frage beschäftigt momentan die ganze Stadt. Der Ausweichstandort müsste nicht nur groß genug sein, sondern auch sonst einige Ansprüche erfüllen. Beispielsweise muss eine ausreichende Verkehrsanbindung gegeben sein, weil die Trierer Halle in der Umgebung einzigartig ist und daher auch viel Zulauf von außerhalb erhält. Noch ist nicht sicher, ob die Skater ihre Halle wirklich nutzen können, bis ein anderes Objekt gefunden ist. Der Bebauungsplan BW 74 sagt zwar Folgendes: "Eine derartige bauliche Entwicklung setzt voraus, dass für die derzeitige temporäre Nutzung als Skaterhalle ein entsprechender Ersatzstandort (…) gefunden wird". Welche Sicherheiten es dafür gibt, soll demnächst in einer Dezernats-Sondersitzung geklärt werden.
Extra

Die Skaterhalle in Trier-West gibt es seit zweieinhalb Jahren. Sie befindet sich im Gebäude des ehemaligen Edeka-Supermarkts in der Aachener Straße, das der Stadt gehört. Das Projekt wird unabhängig von der Stadt finanziert, die aber nur eine niedrige Miete für die Halle verlangt. Bis zu 300 Skater nutzen die Halle in der Woche, sie hat an drei Tagen geöffnet. Der komplette Ausbau der Halle wurde von den jungen Leuten selbst gestaltet und organisiert. jasaExtra

Michael Sturges (22) aus Trier: "Hier ist in der ganzen Zeit eine tolle Gemeinschaft entstanden. Die Halle ist unser Dreh- und Angelpunkt geworden." Robin Hemmesdorfer (19) aus Saarburg: "Wir haben hier alle sehr viel gelernt. Solche Möglichkeiten wie hier hätten wir sonst nirgends." Adolf Ladic (24) aus Trier: "Das ist für uns eine Möglichkeit, unseren Kopf freizukriegen. Im Winter können wir nur hier skaten, draußen haben wir dann keine Chance." jasa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort