Begeistert von St. Ambrosius

Johann Heitkötter hat die nunmehr 60 Jahre alte Geschichte seiner Heimat-Pfarrgemeinde Sankt Ambrosius hautnah miterlebt. Auch als es vor 60 Jahren losging mit dem Umbau der Kirche, war der damals 33-Jährige an vorderster Stelle mit dabei.

 Johann Heitkötter hat die Geschichte seiner Heimat-Pfarrgemeinde St. Ambrosius von Anfang an miterlebt und den Umbau der Pfarrkirche tatkräftig unterstützt. Im Hintergrund ein Ebenbild des Heiligen Ambrosius, den Hans Heitkötter sehr verehrt.TV-Foto: Ludwig Hoff

Johann Heitkötter hat die Geschichte seiner Heimat-Pfarrgemeinde St. Ambrosius von Anfang an miterlebt und den Umbau der Pfarrkirche tatkräftig unterstützt. Im Hintergrund ein Ebenbild des Heiligen Ambrosius, den Hans Heitkötter sehr verehrt.TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier-Nord. Andere Gotteshäuser werden schon auf dem Reißbrett als Kirche konzipiert. Nicht so Sankt Ambrosius in Trier-Nord. Bis 1947 hatte das Gebäude eine sehr profane Nutzung. Überliefert ist, dass es einst eine Reithalle war. Das sei nicht ganz richtig, weiß Johann (Hans) Heitkötter und klärt auf: Das Bauwerk zwischen Thyrsusstraße und Franz-Georg-Straße sei vormals eine preußische Exzerzierhalle gewesen, die auch noch als Möbellager der Heeres-Standortverwaltung gedient habe und später als Motorsporthalle, wo Motorradrennen ausgetragen wurden. Alles Vergangenheit. Knochenharte Arbeit und große Hitze

Die Wende kam am 12. Oktober 1947, als in der vormals militärisch genutzten Halle ein neues Gotteshaus (zunächst als Notkirche) festlich eingesegnet wurde. St. Paulin wuchs und wuchs. Mit ein Grund, warum die Geburtsstunde der Pfarrei Sankt Ambrosius schlug. "Es hat sehr viel Schweiß gekostet", erinnert sich Johann Heitkötter sehr gut an die Jahre dauernde Umbauphase. Helfer buddelten nach Sand, siebten, rührten von Hand Mörtel an, schleppten Steine. Vater und Sohn, Heinrich und Hans Heitkötter, beide Malermeister, oblag der Anstrich des Gotteshauses bis unter die Decke. Am Ende strahlte es in einem "Tip-Top-Weiß". Bäckerei Becker stiftete Brot

Zu der knochenharten Arbeit kam die große Hitze des Sommers 1947 hinzu. "Was haben wir geschwitzt", ist bei Hans Heitkötter haften geblieben als sei es gestern gewesen. Rar war das Baumaterial - zumindest in den ersten Nachkriegsjahren. Zwangsläufig kommt der 93-Jährige auf den damaligen Pastor von St. Paulin, Peter Weins, zu sprechen. Einfallsreichtum und Tatkraft des Pfarrers seien es zu verdanken, dass es gut voran ging. Über Land sei der Pastor gezogen, um Lebensmittel "zu hamstern". So hätten die an und in der Kirche beschäftigten Bauarbeiter von St. Pauliner Frauen beköstigt werden können. Die Bäckerei Becker, längst von der Bildfläche verschwunden, habe Brot gestiftet. Im Wehrmachts-Kochgeschirr habe er die Suppe nach Hause gebracht und dann zusammen mit Ehefrau Luzie (88) gegessen. Apropos Ehefrau: Mutter und Vater von fünf Mädchen und zwei Jungen sind seit 63 Jahren verheiratet. Ihr Erfolgsrezept? Die gemeinsamen Jahre der Entbehrung hätten mehr genutzt als geschadet. Kein Mangel gab es an "Wasserglasfarbe", erzählt Johann Heitkötter, zwischendurch auch als Kirchenschweizer tätig. Vier große Farbfässer habe man nach dem Krieg retten können. Aus dem Föhrener Wald gespendetes Holz sei gegen Zement eingetauscht worden. Boller-Ofen sorgt für Wärme während der Messe

Nach und nach nahm die Kirche Gestalt an, dank der Mithilfe vieler Helfer: Türen und Fenster wurden gebrochen, eine Sakristei abgetrennt. Während der Bauzeit schlidderte die Familie an einer Katastrophe vorbei: Bei Ausgrabungen war man auf ein Bündel von Granaten gestoßen. Just in dem Augenblick sei seine Frau mit drei Kindern vorbeigegangen, erzählt Hans Heitkötter. Da muss ein Schutzengel am Werk gewesen sein. Untypisch für eine Kirche: Im Winter knisterte es in einem in der Kirchenmitte aufgestellten Boller-Ofen, der wenigstens halbwegs für Wärme sorgte. Bevor 1961 vier Glocken kamen, bimmelte ein kleines Glöckchen (Kaufpreis 50 Reichsmark und zwei Laib Brot). "Die Kleinbahn kommt", hätten die Leute dann immer scherzhaft gesagt...Die Chronik "60 Jahre St. Ambrosius" zum Preis von zehn Euro von Pater Hans-Georg Radina ist erhältlich im Pfarrbüro st. Ambrosius, Telefon: 0651/21433, e-mail st.ambrosius@online.de.

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