Begeisterter Begeisterer

TRIER. Großer Beifall und eine Steinskulptur für Alois Peitz: Der 71-jährige ehemalige Bistumsarchitekt ist als Erster mit dem neu geschaffenen Preis des Trier-Forums ausgezeichnet worden.

LangeZeit war es ziemlich still um das Trier-Forum. Mit einemPaukenschlag brachten sich die kritischen Geister, die lautVereinssatzung "für sinnvolles Bewahren und behutsame Erneuerungder Stadt Trier und ihres Umlandes" eintreten und gegen Projektewie Löwenbrauerei-Abriss, Palais Walderdorff-Verkauf undViehmarkt-Gestaltung zu Felde gezogen sind, wieder insöffentliche Bewusstsein. Visionär mit Herz und Verstand

Das Jubiläum des 15-jährigen Bestehens versüßte sich das Forum mit einer publicityträchtigen Preisverleihungs-Premiere. Persönlichkeiten, die sich um die Vereins-Ziele und um Trier verdient gemacht haben, sollen künftig alle zwei Jahre mit einem Förderpreis geehrt werden. Preisträger Nummer eins zu finden, erwies sich als leichte Übung. "Er konnte nur Alois Peitz heißen", betonte Forums-Vorsitzender Jürgen Maes (44). Begründung: Der langjährige Bistumsarchitekt habe durch planerische Leistungen und wegweisende Entscheidungen die Entwicklungen Triers positiv beeinflusst.

Zudem verfüge Professor Peitz als "großer Rhetoriker mit großem Herzen und großem Verstand" über visionäre Kraft und die Begeisterungsfähigkeit, seine eigene Begeisterung weiterzugeben. Ganz im Sinne des Forums also, das Bürger dazu anregen will, sich mit Herz und Verstand an öffentlichen Angelegenheiten zu beteiligen. "Alois Peitz macht Forum erst möglich. Er legt die Steine, auf denen Forum entstehen kann", hob Maes in seiner Laudatio hervor.

Jesuitenpater Professor Friedhelm Mennekes (63) würdigte Peitz als "Mensch und Architekt, den ich seit langer Zeit bewundere. Er macht aus einer Kirche ein Forum für kritische Initiativen". Mennekes, Gründer der viel gepriesenen Kunst-Station in der alten gotischen Stadtpfarrkirche St. Peter (Köln), hielt den Festvortrag über "Sakralität der Leere. Überlegungen zur Raumtheorie". Klauspeter Bungert umrahmte die Preisverleihung mit Paul Hindemiths Sonate für Klavier Nr. 2. Die Aula des Angela-Merici-Gymnasiums hatte das Trier-Forum bewusst als Ort der ersten Preisüberreichung ausgewählt.

Trier-Visionen beginnen am Hauptbahnhof

Der Umbau der Ruine des alten Klosters St. Gervasius in eine Schule zählt zu den Furore machenden Peitz-Projekten, ebenso wie die Renovierung und Umnutzung der Abteikirche St. Maximin oder die Umwandlung des alten Gefängnisses in der Windstraße ins Bischöfliche Museum.

Symbolkraft strahlt auch der Preis aus. Die vom Olewiger Bildhauer Guy Charlier (48) geschaffene Skulptur aus Jaumont (Trier-Metzer Kalkstein, aus dem die Liebfrauen-Basilika gebaut wurde), versinnbildlicht, dass der Preisträger einen wichtigen Baustein zur Forums-Idee hinzugefügt hat.

Alois Peitz zeigte sich "sehr angerührt", aber nicht wunschlos glücklich. "Ich wünsche mir, dass wir eine Trier-Vision entwickeln." Ein Beispiel: "Wenn ein Reisender aus dem Hauptbahnhof heraustritt, dann soll er die Porta Nigra und St. Maximin sehen, aber nicht Betonkübel." Großer Beifall der rund 80 Veranstaltungsbesucher. Peitz: "Die globale Wirtschaft braucht keine Städte mehr, wir Menschen dafür um so mehr."

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