Umwelt Hat die US-Luftwaffe Gewässer in der Region verschmutzt?

Trier/Bitburg/Spangdahlem · Bei einer Reihe von Unfällen der US-Luftwaffe in der Region haben Feuerwehrleute literweise belastete Löschschäume versprüht.

 Nicht mehr brandgefährlich: Heute kommen aus den Schläuchen der Air-Base-Feuerwehr keine belasteten Schäume mehr. Hier üben die Einsatzkräfte die Löschung eines Brandes.

Nicht mehr brandgefährlich: Heute kommen aus den Schläuchen der Air-Base-Feuerwehr keine belasteten Schäume mehr. Hier üben die Einsatzkräfte die Löschung eines Brandes.

Foto: 52nd Fighter Wing Public Affairs/Airman 1st Class Kyle Gese

Eine Maschine fliegt über der Air Base bei Spangdahlem (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Tröpfchenweise verliert das Flugzeug eine Flüssigkeit. Einsatzkräfte glauben, dass sie jeden Moment notlanden muss. Also sprühen sie die komplette Rollbahn vorsorglich mit Löschschaum ein. Ein weißer fluffiger Teppich muss sich damals, Ende der 1970er-Jahre, über die Rollbahn gelegt haben. Was die Feuerwehrleute damals wohl noch nicht wussten: Die Schäume enthalten gefährliche Stoffe, sogenannte Perfluorierende Tenside (PFT).

Dass Grundwasser und Boden rund um die beiden amerikanischen Flugplätze in Bitburg und Spangdahlem mit den krebserregenden Substanzen verunreinigt sind, ist inzwischen bekannt (der TV berichtete). Wo genau die Tenside herkommen, ist zwar nicht abschließend geklärt. Es wird aber angenommen, dass sie ihren Ursprung zumindest zum Teil auf den Übungsplätzen der Base-eigenen Feuerwehr haben. Um dem nachzugehen, hat der Naturschutzbund BUND im Eifelkreis eine Anfrage an die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord geschickt.

Die Antwort enthält auch eine Liste mit Unfällen auf dem Flugplatz, die die obere Wasserbehörde recherchiert hat. Offenbar wollte die SGD Nord die Altlasten auf dem Gelände erkunden. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass es noch weitere gebe, teilt die Behörde mit. Die Liste erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Könnte sie trotzdem einen Anhaltspunkt für die Herkunft der gefährlichen Chemikalien liefern?

Die meisten aufgeführten Vorfälle sind jedenfalls vor 2010 passiert. Also bevor die Air Base belastete Feuerwehrschäume aus dem Verkehr ziehen musste, weil sie nicht den EU-Standards entsprachen. Dass dies geschehen sei, wisse die SGD Nord aus Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik und den USA. Bei den Ereignissen, die länger als acht Jahre zurückliegen, muss aber zur Löschung von brennenden Hallen und Flugzeugwracks noch PFT ausgetreten sein.

Ein Überblick:

1972 stürzt eine Maschine im Nord­osten der Base ab. Die Feuerwehrleute löschen das brennende Wrack mit Schaum. Ende der 1970er-Jahre ereignet sich dann der oben beschriebene Vorfall, bei dem Feuerwehrleute die Rollbahn mit einem Teppich einsprühten. Später, in den 1980ern, gerät ein Gebäude auf der Base in Brand. Am 30. Mai 1995 explodiert ein Flugzeug. Über diesen Unfall gibt es seinerzeit einen Artikel im Trierischen Volksfreund. Dort heißt es, das Flugzeug sei bei einem Routineflug am Ende der Startbahn zerschellt. Der Pilot überlebte den Zusammenstoß nicht.

Der Artikel enthält auch ein Foto. Das Bild zeigt ein ausgebranntes Wrack. Im Vordergrund ist ein weißer Hügel zu sehen, der an eine Schneeverwehung erinnert. Es handelt sich um Überreste des Löschschaums. Einige der Ereignisse, die die SGD Nord auflistet, sind noch bemerkenswerter. So werden bei einem nicht näher definierten Vorfall im April 1997 offenbar rund 1140 Liter belasteter Löschschaum frei. Auf Nachfrage des TV bestätigt die SGD Nord, dass es sich dabei aus Sicht der Behörde „nicht um eine kleine Menge handelt“. Im Mai 2001 laufen dann noch einmal 507 Liter aus einem leckenden Anhänger.

Die Aussage der Wasserbehörde lässt vermuten, dass vergleichsweise hohe Mengen der Tenside durch diese Unfälle ins Gelände gelangt sind. Könnten die hohen PFT-Werte, die in den Gewässern nahe Spangdahlem nachgewiesen wurden, also von diesen Unfällen herrühren?

Das hält Umweltaktivist Günther Schneider für unwahrscheinlich. „Das wird nur ein kleiner Teil von dem sein, was wir heute finden“, sagt der Binsfelder. Das meiste stamme von Feuerwehr-Übungen. Der Verdacht, dass vor allem solche Trainingsplätze, Hangars und Landebahnen von der Belastung betroffen sind, hat sich bestätigt. Schneider wisse als ehemaliger Mitarbeiter der Air Base aber auch, wie solche Übungen abliefen: „Die haben literweise Treibstoff in ein Loch in der Erde gekippt. Und diese Brände dann mit literweise Schaum gelöscht.“

Der Aktivist erinnert sich auch noch, dass der Schaum nicht auf dem Flugplatz blieb: „Durch Grundwasser und Regen lief das alles Richtung Binsfeld.“ Wenn die Feuerwehr auf der Base also Training absolvierte, sei der Bach, der durchs Dorf fließt, voller Schaum gewesen. Entsprechende Fotos liefert er. Und tatsächlich: Wie mit Wattekugeln bedeckt sieht das Wasser aus.

Und wie oft sollen solche Übungen stattgefunden haben? „Jeden zweiten Tag“, meint Schneider. Laut dem Aktivisten stellten die Amerikaner die Trainingsfeuer erst Mitte der 1980er ein. Die Sprecherin der Air Base bestätigt, dass Brände heute nur noch mit Propan-Gas und Wasser erstickt würden.Trainiert werde nur noch zweimal im Jahr. Die belasteten Schäume seien längst entsorgt – „und zwar über die Defense Logistics Agency (DLA) in Kaiserslautern und gemäß der Vorschriften und Kontrolle durch die Abteilung ,Sonderabfallmanagement’ der Landesregierung“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort