Bei "Mariechen" geht ihr Herz auf

Trierer seien überall zu gebrauchen, sagt einer, der die Fremde wie aus dem Effeff kennt. In dem Spruch dürfte viel Wahres stecken. Ganz bestimmt trifft er auf Joséphine Helga Littmann zu. Der gebürtigen Triererin mit französischem Pass wird am heutigen Dienstag (22. Januar) in Paris das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Paris/Trier/Aach. (LH) "Ich hoffe doch nicht, dass ich losheulen werde bei dem entscheidenden Moment, denn ich habe dicht an die Mosel gebaut", scherzt Joséphine Helga Littmann (77) im Vorgriff auf einen für sie außergewöhnlichen Tag. Dieser stellt sich am heutigen Dienstag, 22. Januar, in der französischen Hauptstadt ein.Französische Staatsangehörige

Joséphine Helga Littmann, in ihrer Trierer Heimat besser unter ihrem Geburtsnamen Helga Bins bekannt, wird am Tag der deutsch-französischen Freundschaft in der Deutschen Botschaft in Paris das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Dies ist eine große Angelegenheit, denn die gebürtige Pallienerin (Großvater Josef war bis 1935 Leiter der Volksschule) ist seit vielen Jahren französische Staatsangehörige, und "Ausländern" wird eben nicht alle Tage so eine hohe staatliche Auszeichnung zuteil.Jahrzehnte hat sich Joséphine Helga Littmann uneigennützig für Frieden und deutsch-französische Freundschaft und Aussöhnung eingesetzt. Als "alte Triererin" sei sie sehr stolz auf diese Ehrung und sie wisse diese zu würdigen, sagt Joséphine Helga Littmann. Über das Ereignis werde es in ihrer Wahl-Heimat eine große Reportage geben: "Daher gehe ich auch noch extra zum Friseur, damit ich Deutschland (Trier) und Frankreich alle Ehre mache", meint sie augenzwinkernd. Vor 55 Jahren ging die bald hoch dekorierte von Trier weg - nur aus einem Grund: der Liebe wegen. Ihren Mann, französischer Militärangehöriger, hatte sie in Trier kennen- und lieben gelernt. "Zwischen den beiden hatte es gleich gefunkt", erinnert sich Schwägerin Annemarie Bins (Aach). Schon bald nach der Hochzeit ging es schnurstracks nach Paris. Die Familie - mittlerweile auf sieben Personen angewachsen - ließ sich in Plaisir, 30 Kilometer westlich von Paris nieder. Joséphine Helga Littmann arbeitete als Dolmetscherin und Sprachlehrerin. Intensiv widmete sie sich der Völkerverständigung. Ein Schwerpunkt bildete sich heraus zwischen Plaisir und der Elbestadt Geesthacht nahe Hamburg. So selbstverständlich wie die offenen Grenzen in Europa seien die vielen gegenseitigen Besuche, Freundschaften und Begegnungen zwischen den Menschen der beiden Städte geworden, lobt der Bürgermeister von Geesthacht. Ingo Fokken: "Dein Anteil an dieser Entwicklung ist nicht hoch genug zu schätzen." Den Kontakt nach Trier hat die Wahl-Französin nie abgebrochen. Zwei- bis dreimal im Jahr zieht es sie in ihre Heimatstadt - auch zu ihrem "Mariechen". Ob sie mit dem Auto oder per Zug anreist, wenn sie die Mariensäule sehe, gehe ihr Herz auf - selbst heute noch. Da wundert es nicht, dass die bald frischgebackene Bundesverdienstkreuz-Trägerin bei der Einweihung nach der Renovierung der Mariensäule dabei sein musste, auch wenn es nur ein Blitzbesuch war. Wenn Joséphine Helga Littmann bei einem Stadtbummel dann auch noch mit "Oh, Helga, du...", angesprochen wird, dann fühlt sich die gebürtige Pallienerin so als sei sie gar nie weg gewesen.

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