Bei Wind und Wetter auf dem Berg

TRIER. Zwischen wehenden Fahnen stehen eigentümliche Geräte sowohl auf dem akkurat gestutzten grünen Rasen als auch auf dem Dach der Wetterstation unweit des Aussichtspunktes auf dem Petrisberg. Wozu dienen diese?

Auf einem der höchsten Punkte der Region hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Jahr 1937 seine Station bezogen und misst dort nicht nur Wetterparameter, sondern überwacht auch die radioaktive Luftbelastung. Und tatsächlich gibt es dort auch einen Wetterfrosch: Klein und glasig klebt der blaue Fensterschmuck an einer Scheibe und strahlt. Ganz im Gegensatz zur Sonne, die sich hinter einer dicken Wolkendecke versteckt - Aprilwetter eben. "Es ist für den Frühling normal, dass das Wetter so wechselhaft ist, denn gerade jetzt trifft die Wärme der Südhalbkugel auf die nördlichen Kaltzonen und wir stecken genau mittendrin in diesem Kontrast", erklärt der "echte" Wetterfrosch, Peter Schu. Sein Wissen hat sich der Wetterdiensttechniker während seiner zweijährigen Ausbildung in der DWD-Zentrale in Offenbach am Main angeeignet. Nun arbeitet er seit mehreren Jahren in der Wetterwarte auf dem Petrisberg-Plateau. Umgeben von Computerbildschirmen, zwischen kreisrunden Luftfiltern, elektrischen Hygrometern und Wolkenhöhenmessern. Das Wetter wird mit vielen verschiedenen Daten gemessen, die nicht immer via Satellit eingefangen werden können. Weil es im Weltraum keine Atmosphäre gibt, können die Wunder der Technik zum Beispiel keine Luftdruckwerte liefern. Auch deshalb befinden sich auf dem Außengelände - auf einem von der Weltorganisation für Meteorologie genormten Messfeld - auch heute noch einige ältere Messgeräte, die im Falle des Versagens der modernen Technik die Daten-Aufzeichnung sichern. Ein von einem Schwimmer gestützten Gerät liefert minutengenaue Auskunft über die Niederschlagsmenge im Laufe eines Tages. "Achtung Erblindungsgefahr!" warnt ein Schild an einer unscheinbaren Apparatur. "Der ist nicht wirklich gefährlich, aber man sollte wegen des Laserstrahls eben nicht hineinschauen", klärt Schu über den Wolkenhöhenmesser auf. Dieser misst die Wolkenuntergrenze und liefert so wichtige Informationen, gerade für die Luftfahrt. Doch auch Ottonormalverbraucher profitieren von den DWD-Daten vom Petrisberg. Die so genannten Wettertagebücher werden hin und wieder von Gutachtern hinzugezogen bei der Beurteilung von Sachschäden oder Unfällen. Kleine Klimaforscher willkommen

Kleine Klimaforscher sind in der DWD-Station immer gerne gesehen: Nach telefonischer Absprache werden Führungen für Schulklassen angeboten, und bei der Veranstaltungsreihe "Zukunftsdiplom" der Lokalen Agenda ist der DWD ebenfalls jährlich dabei. Alle Phänomene - vom heftigen Aprilschauer bis zum Bodenfrost - erleben die neun verbeamteten Mitarbeiter an dem exponierten Standort über der Stadt: "Wir sind vom Stadtklima abgekoppelt und haben hier möglichst natürliche Bedingungen", erklärt Schu die Vorteile. Lediglich die Westwinddaten fielen heftiger aus, weil das Moseltal diese derart kanalisiere, dass sie genau auf den Petrisberg prallen. Ruhiger geht es im Obergeschoss zu, wo Bernd Kraus bei seinen Wetterbeobachtungen einen herrlichen Blick über das Moseltal genießt. Ein wissensdurstiger Anrufer bringt ihn zum Schmunzeln: "Der wollte wissen, wie das Tief hieß, das vor zwei Tagen vorüber zog." Zwar besteht die Arbeit von Schu und Kraus vorrangig in der Datensicherung - die Wettervorhersage ist Aufgabe der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes. Aber trotz unbeständiger Wetterlage und des sprichwörtlich willfährigen Aprils wagen die beiden eine Prognose: "Es geht aufwärts."

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