Universität Trier Als es in der Uni noch keine Bücher gab

Trier · Zum Jubiläum „50 Jahre Freundeskreis der Trierer Universität“ erinnert sich ein Gründungsprofessor an die Anfänge.

 Universitätspräsident Michael Jäckel (links) und Freundeskreis-Vorsitzender Helmut Schröer (rechts) übergeben Gründungsprofessor Wolfgang Schieder eine Flasche Wein von der Universität.

Universitätspräsident Michael Jäckel (links) und Freundeskreis-Vorsitzender Helmut Schröer (rechts) übergeben Gründungsprofessor Wolfgang Schieder eine Flasche Wein von der Universität.

Foto: TV/Jan Söfjer

Als Wolfgang Schieder im August 1970 in Trier ankam, sah er eine „düstere und arme Stadt“. „Die Häuser waren in einem schlechten Zustand, der Dom wurde renoviert und viel Kultur gab es auch nicht.“ „Wo bist du da nur hingekommen?“, fragte er sich. Immerhin: Er war 35 Jahre alt und trat seine erste Professur an – für Neuere Geschichte. In der frisch gegründeten Universität Trier, in der die Büros ohne Möbel waren und die Bibliothek ohne Bücher.

Der 83-jährige Schieder lässt diese Erinnerungen wieder aufleben, als er am Montagabend im Bischöflichen Priesterseminar beim Jubiläum „50 Jahre Freundeskreis der Trierer Universität“ spricht. Am 25. Februar 1969 hatte dieser sich gegründet. Damals noch als Vereinigung zur Förderung der Wiedererrichtung der Trierer Universität, die bereits von 1473 bis 1798 bestanden hatte, bevor die Franzosen sie nach der Annektierung Triers  schließen ließen. Im Wintersemester 1970/1971 erwachte die Universität wieder zum Leben. Nur 356 Studenten waren am Anfang eingeschrieben. In den Seminaren von Schieder saßen am Anfang nicht mehr als fünf bis zehn Studenten. „Wir waren 20 frische Professoren“, erinnert sich Schieder. Es gab noch drei Verwaltungsbeamte und das war es. „Wir hatten keine Prüfungsordnungen, keine Universitätsverfassung und saßen ständig in Berufskommissionen, um weitere Professoren zu gewinnen für Fächer, die wir noch gar nicht hatten.“ Dazu kamen Senatssitzungen im Wechsel in Trier und Kaiserslautern, zu denen Schieder und seine Kollegen über schlechte Straßen mit einem VW-Bus fuhren. Die Universität war damals als Doppeluniversität Trier/Kaiserslautern gegründet worden. In Trier konzentrierte man sich auf Geisteswissenschaften und in Kaiserslautern auf Technik und Naturwissenschaften. Für zwei Universitäten hatte das Land kein Geld. Erst 1975 wurde die Universität Trier selbstständig.

49 Jahre später hat sich Trier in eine moderne Stadt verwandelt. Knapp ein Fünftel der Einwohner sind Studenten. Rund 21 000 an der Zahl inklusive der Hochschul-Studenten. „Und sie bestimmen entscheidend auch das städtische Leben. Trier ist so, in positivem Sinne, eine andere Stadt geworden“, sagt Helmut Schröer, ehemaliger Oberbürgermeister von Trier und Vorsitzender des Freundeskreises, der sich als Bindeglied zwischen Universität und der Stadt und Region sieht. Insofern ist das Konzept aufgegangen, wonach in den 70er Jahren viele Regionaluniversitäten in den „Randbereichen der Republik als Förderprogramme“ gegründet worden seien, wie Schieder sagt. Dessen Vortrag lautete am Montag: „Nach der Bildungskatastrophe? Universitätsneugründungen in der Bundesrepublik.“

Den Erfolg und das Weiterbestehen der Universität Trier sieht Schröer nicht als selbstverständlich. Es gelte, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, auch international. Zwölf Prozent der Studenten kommen aus dem Ausland. Der Vorstand des Freundeskreises vergibt deshalb ab dem Wintersemester 2019/2020 einen mit 5000 Euro dotierten Preis für Ansätze nachhaltiger Internationalisierung der Universität in Forschung, Lehre und Verwaltung.

Universitätspräsident Michael Jäckel freut sich, dass er dieses Jubiläum mitgestalten kann: „Als man 1970 die Bevölkerung fragte, was sie von der Universität hielt, sagten manche: ‚Jetzt kommen die Revolutionäre auch hier her‘“. Ein Tankstellenbetreiber drückte es, so Jäckel, pragmatischer aus: „Trier kann alles gebrauchen.“

21 Jahre lang hat Wolfang Schieder in Trier gelebt und gelehrt. Dann ging er nach Köln. „Es gab damals so viele Möglichkeiten, eine akademische Aufbruchsstimmung, die über alle Schwierigkeiten getragen hat. Ich habe dabei so viel gelernt, wie nie wieder.“

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