Beim Laufen und Mountain-Biken sortiert er seinen Tag

Trier · Jörg Weber ist der neue Superintendent des 5000 Quadratkilometer großen Evangelischen Kirchenkreises Trier mit seinen 57 000 Christen. Das Amt des Superintendenten entspricht in Teilen etwa dem Bischofsamt. Tatsächlich ist das lateinische Wort Superintendent die exakte lateinische Übersetzung des griechischen Begriffes Episkopos (Bischof). Was aber macht der Superintendent, wenn er ganz privat ist? Der TV hat sich mit Jörg Weber unterhalten.

 Unterwegs im Val d'Uina. Jörg Weber liebt die Herausforderungen der Natur wie hier als Mountain-Biker beim Alpen-Cross. Foto: privat

Unterwegs im Val d'Uina. Jörg Weber liebt die Herausforderungen der Natur wie hier als Mountain-Biker beim Alpen-Cross. Foto: privat

Trier. Ja, er sei heute Morgen schon eine halbe Stunde durch die Pluwiger Natur gejoggt, erklärt er lachend den Schwung und Elan, mit dem er zum Gespräch kommt. "Wie jeden Morgen. Das brauche ich. Beim Laufen sortiere ich meinen Tag und meine Gedanken. Vorher wird mit der Familie gefrühstückt, dann bringe ich zwei Töchter zum Schulbus und fahre anschließend zur Arbeit nach Trier in die Engelstraße."
Überhaupt sind ihm die drei Töchter (vier, sieben und zehn Jahre) und seine Frau sehr wichtig. "Die Anforderungen an das Amt des Superintendenten sind hoch, und darum habe ich vor der Wahl der Kreissynode auch nicht gleich Ja gesagt." Erst die Neu-Konzeption des Amtes mit der Teamlösung an der Spitze habe für ihn den Weg freigemacht. Der Familienmensch Weber weiß: "Meine Familie braucht mich, und ich brauche meine Familie. Ich lerne so viel von meinen Töchtern. Wie sie die Dinge sehen. Wer Gott für sie ist. Kinderglaube ist unendlich wichtig." Das habe Auswirkungen auf sein Amt: Den Blick von Kindern mitzunehmen, das bereichere sein Denken und Arbeiten als Pfarrer.
Seit zehn Jahren lebt der in Kirn an der Nahe aufgewachsene 48-jährige Bildungs-, Medien- und Kommunikationschef der evangelischen Kirche in Pluwig "mitten in der Natur". Die ist für ihn eine Quelle der Inspiration. Ob es nun darum geht, im eigenen Garten etwas zu bauen oder auf Rädern unterwegs zu sein. "Ich bin ein passionierter Mountain-Biker", sagt er glücklich strahlend in Erinnerung an seine letzte Abfahrt-Sause, Alpen-Cross von Nord nach Süd, der Klassiker von Oberstdorf an den Gardasee. Vier Mal schon sei er mit Freunden über die Alpen gefahren, auch hierzulande lasse sich wunderbar mountainbiken.Kochen und Abendmahl


Entspannung genieße er auch beim Kochen. "Ich liebe es, wenn die ganze Familie in der Küche steht und jeder irgendetwas schnippelt und vorbereitet und wir dann gemütlich bei Tisch mit Nachbarn und Freunden zusammensitzen und über Gott und die Welt sprechen." Das stehe auch in direktem Bezug zu seinem Job. "Was wir als Theologen vermitteln, hat mit Gemeinschaft zu tun. Die Gemeinschaft beim Essen erinnert ans Abendmahl."
Wie er Pfarrer geworden ist? "Durch die Jugendarbeit!" antwortet er spontan. "Ich wäre nicht der, der ich bin, wenn ich das nicht erlebt hätte." Es seien die Ehrenamtlichen gewesen, die ihn als jungen Menschen so motivierend begleitet hätten, und darum setze er auch in seinem Kirchenkreis auf eine "tolle Jugendarbeit". "So können wir als Kirche auch die Eltern erreichen. Wir spüren in den letzten Jahren beim Konfirmanden-Unterricht sehr deutlich, dass es die Eltern sind, die sich in ihrem Glauben und in ihrer Kirche nicht mehr zurechtfinden. Und darum müssen wir über die Jugend in Kontakt mit den Älteren kommen."
Beim Stichwort Ökumene setzt der neue Superintendent auf Kontinuität. Die Heilig-Rock-Wallfahrt sei ein Meilenstein gewesen. In drei Jahren stehe das Gedenken an 500 Jahre Reformation an. "Da ist es an uns, das Luther-Wort "Solus Christus" so in den Mittelpunkt zu stellen, dass die katholischen Christen mit uns das Reformationsgedenken begehen können."
Ja, das neue Amt sei auf vielerlei Ebenen eine Herausforderung. "Aber ich bin ja nicht allein!", sagt Weber mit einem vielsagenden leisen Schmunzeln.Extra

Der neue Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Pfarrer Jörg Weber, ist seit August 2003 in dem Kirchenkreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Von September 2004 an war er stellvertretender Superintendent, seit März 2012 ist er Leiter des neu gegründeten Referates für Bildung, Kommunikation und Medien des Kirchenkreises Trier, das die Fachbereiche Schulreferat, Jugendreferat und Öffentlichkeitsreferat bündelt. Jörg Weber wurde 1965 in Bad Sobernheim geboren, wuchs in Kirn/Nahe auf und studierte von 1984 bis 1991 Evangelische Theologie in Wuppertal und Tübingen. Von 1991 bis 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent am Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Tübingen, von 1995 bis 1997 Stipendiat der Universität Tübingen und von 1997 bis 2000 Vikar der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrang. 1999 promovierte er an der Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Thema "Geist-Christologie im Neuen Testament?" sbn

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