Beim Pflegestudium ist die Praxis wichtig - Duale Ausbildung gibt es nun auch an der Universität Trier

Trier · Der neue Studiengang Pflegewissenschaften an der Universität Trier ist nun auch offiziell eingerichtet. Eine Mischung von wissenschaftlicher Lehre und praxisnaher Ausbildung soll junge Menschen besonders fit machen für die Herausforderungen der klinischen Pflege.

Trier. Für die Universität Trier ist ein dualer Studiengang Neuland. Aber es ist gerade die Mischung aus Pflegewissenschaft, Gesundheitspsychologie und praktischer Pflege, von der die Absolventen dieses Studiums profitieren sollen. Bis es so weit ist, werden noch 3,5 Jahre vergehen. Dennoch haben schon die ersten Monate seit dem Start zum Wintersemester gezeigt, dass die praktischen Erfahrungen bei der Ausbildung im Krankenhaus auch die wissenschaftlichen Lehrinhalte an der Universität beeinflussen und verbessern können. "Es gibt bereits jetzt wichtige Hinweise aus der Praxis für die Lehre", bestätigt die Gesundheitspsychologin Heike Spaderna, eine der beiden Professorinnen, die für den neuen Studiengang berufen wurden. Eine davon zahlt das Land, die andere wird von der Nikolaus-Koch-Stiftung finanziert.
Auch Professorin Margit Haas, die Pflegewissenschaftlerin im universitären Team, spricht von Herausforderungen, die der duale Studiengang beinhalte. Die nicht unumstrittene Entscheidung für dessen Einrichtung sei aber richtig und wichtig gewesen, haben am Freitag bei der offiziellen Präsentation des Angebots alle Repräsentanten von Landesregierung, Universität und den beteiligten Kliniken betont. Und auch Oberbürgermeister Klaus Jensen freut sich über diesen "weiteren wichtigen Mosaikstein" im Trie rer Gesundheitswesen.
Wochenenddienste sind Pflicht


An zwei Tagen der Woche studieren die derzeit 27 jungen Frauen und Männer an der Universität, an drei Tagen erleben und lernen sie die praktischen Erfordernisse der Krankenpflege. Auch Wochenenddienste fallen dabei an. Die Altenpflege, ein eigenes Berufsbild, ist derzeit noch nicht in dem Pflegestudiengang enthalten. Laut Universitätspräsident Michael Jäckel ist ein generalisiertes Pflegestudium allerdings ein Ziel für die kommenden Jahre. "Das Risiko, den Studiengang bereits zum Wintersemester 2014/15 zu öffnen, hat sich gelohnt." Bereits jetzt gebe es 17 Zusagen für den nächsten Studienbeginn im Sommersemester. 30 Plätze seien angestrebt.
Staatssekretär Hans Beckmann (Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) betont die Bedeutung dualer Studiengänge vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels. "Das ist ein zukunftsträchtiges Ausbildungsmodell. Es weitet Qualifizierungsmöglichkeiten aus und verbessert die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung." 56 duale Studiengänge gebe es derzeit in Rheinland-Pfalz. An der Hochschule (früher Fachhochschule) Trier gibt es diese Form der praxisnahen wissenschaftlichen Ausbildung für die Bereiche Physiotherapie und Medizintechnik.
Um die praktische Ausbildung bei dem neuen Pflegestudiengang zu gewährleisten, kooperiert die Universität Trier mit den Marienhaus-Kliniken Waldbreitbach, dem Mutterhaus Trier und dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Dessen Pflegedirektor Alois Adler formuliert, wofür die akademisch ausgebildeten Fachkräfte benötigt werden: "Wir erwarten von ihnen mehr Feldkompetenzen, also das Handeln auf wissenschaftlicher Basis zu reflektieren, mehr Steuerungskompetenz, also Pflegeziele festzulegen und zu evaluieren, und mehr Entscheidungskompetenz, etwa bei der Lösung von komplexen Pflegeproblemen." Den Bedarf an akademisch ausgebildeten Pflegenden im stationären Bereich schätzt Pflegedirektor Alois Adler nach internationalen Erfahrungen auf 10 bis 20 Prozent.Extra

Der duale Studiengang Pflegewissenschaft (Klinische Pflege) wurde zum Wintersemester 2014/15 als neues Studienangebot an der Universität Trier in Kooperation mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen und Marienhaus Kliniken Waldbreitbach eingerichtet. Er verbindet die akademische Lehre an der Universität mit einer betrieblichen Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege in bislang sechs Krankenhäusern. Die Studierenden schließen den dualen Studiengang nach acht Semestern mit der Doppelqualifikation eines Bachelor-Abschlusses und eines staatlichen Examens in der Gesundheits- und Krankenpflege beziehungsweise der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ab. red

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