Reformation Trier im Jahre 1522: Als ein Ritter die Bischofsstadt belagert - und scheitert
Trier · Er wollte der Stadt der „Pfaffen“ die Reformation näherbringen - mit Kriegern im Schlepptau: Vor 500 Jahren zog Ritter Franz von Sickingen gegen den Trierer Bischof zu Felde und belagerte Trier. Sein Vorhaben scheiterte. Was blieb? Ein zerstörtes Kloster - und ein neuer Name für einen Hügel.
Als uneinnehmbar erwies sich die Stadt Trier für den letzten deutschen Ritter Franz von Sickingen. Er hatte sich im September 1522 mit seinen Truppen aus der Pfalz aufgemacht, um Trier die Reformation zu bringen. Mehr noch, er wollte den Trierer Kurfürsten durch das Einnehmen der Stadt besiegen und selbst dieses Amt übernehmen. Das verhinderten die Trierer in einer konzertierten Aktion von Bürgerschaft und Erzbischof.
Beim Annähern der ritterlichen Truppen von Pellingen her am 8. September ließ der Trierer Kurfürst Richard von Greiffenklau die außerhalb der Stadtmauer gelegenen Siedlungen Zurlauben, Maar, St. Barbara, das Kartäuserkloster sowie Ställe und Scheune von St. Maximin niederbrennen. So wollte er den Angreifern möglichen Schutz in der Umgebung der Stadt nehmen. Dem Vernehmen nach schlug der Ritter sein Feldlager östlich von Trier auf, zwischen Olewig und St. Matthias. Er ließ seine Soldaten Pfeile mit Handzetteln in die Stadt schießen, in denen er die Bürger aufforderte, die Tore zu öffnen. Denn er habe nichts gegen sie – bloß gegen „des Bischoffs und aller innewohnender Pfaffenn“, wie es wörtlich hieß. Von einer Anhöhe oben auf dem Petrisberg soll er mit seinen Kanonen die Stadt tagelang beschossen haben. Ohne allerdings nennenswerten Schaden an der damals noch mit einer soliden Mauer befestigten katholischen Hochburg anzurichten.
Der kleine Hügel im Wald zwischen Fernsehturm und Innenstadt wird heute noch „Franzensknüppchen“ genannt. Angeblich hatte der Ritter seine Kanonen hier oben positioniert, was aber inzwischen aus ballistischen Gründen nahezu widerlegt ist. Denn die Waffen hätten damals aus dieser Entfernung die Stadt nie im Leben erreichen können. Vielleicht war es ja auch nur sein Feldherrenhügel, von dem er die Kommandos gab.
Der bis heute existierende Hügel beherbergt tatsächlich ein gallorömisches Fürstengrab, wie archäologische Grabungen Ende des 19. Jahrhunderts zutage förderten. Im Mittelalter soll sich dort der „Hexentanzplatz“ der Stadt befunden haben.
An Franz von Sickingens unglückliche reformatorische Bemühungen erinnert heute in Trier noch die Sickingenstraße, die hinter dem Amphitheater in Serpentinen hinauf auf den Petrisberg führt.
Der letzte Ritter Franz zog sich schon nach knapp einer Woche, am 14. September 1522, unverrichteter Dinge wieder von Trier zurück. Im Frühjahr 1523 starb er 42-jährig nach einem Pfeiltreffer bei der Belagerung seiner eigenen Burg Nanstein bei Landstuhl (heute Kreis Kaiserslautern).