Gewässerschutz Barfußerlebnis im Schweicher Biotop (mit Video)

Schweich · Die Planer und Projektleiter Frank und Adriana Hömme haben das Biotop am Heilbrunnen bei Schweich umgestaltet. Der Merzbach verläuft nun zwischen den Teichen in einem naturnahen Zustand. Was das bedeutet, dürfen Besucher jetzt mit nackten Füßen erleben.

 Sie haben das Biotop Schweich am Heilbrunnenmit ihrem Team geplant: Nun stellen Adriana und Frank Hömme das Ergebnis vor .

Sie haben das Biotop Schweich am Heilbrunnenmit ihrem Team geplant: Nun stellen Adriana und Frank Hömme das Ergebnis vor .

Foto: TV/Katharina Fäßler

Ein etwa vierjähriger blonder Junge rollt mit seinem kleinen Fahrrad einen Weg entlang, der erst sandig ist, zwei Meter weiter steinig, und danach auch noch voller Hackschnitzel liegt. Er strampelt tüchtig, fällt nicht um, doch ist denn das zu glauben? „Da ist ja ein Bach“, ruft er seiner Mutter empört zu, die in einiger Entfernung schon vorgelaufen ist.

Mutter und Sohn spazieren im Naherholungsgebiet am Heilbrunnen bei Schweich unterhalb des Meulenwalds. Frank Hömme aus Pölich hat es zusammen mit seiner Frau und Projektleiterin Adriana Hömme und seinem Team im Winter umgestaltet. Der Diplom-Geograph sagt über den Barfußpfad, den der Junge eben entdeckt: „Man kann die Natur ganz anders wahrnehmen, wenn man mit nackten Füßen durch das Wasser geht und über die unterschiedlichen Beläge des Barfußpfads hier läuft.“ Agraringenieurin Adriana Hömme, zieht die Schuhe aus und macht vor. „Noch etwas kalt, aber wie eine Massage für die Füße“, so ihre Einschätzung. 50 Meter lang ist der Barfußpfad, zweimal kreuzt er dabei den Merzbach.

Der Bach war auch der ausschlaggebende Punkt der Umgestaltung des Biotops. Ihm sollte wieder sein naturnaher Lauf gegeben werden. Vor über 30 Jahren floss der Bach in Rinnen aus Beton gerade durch den Wald, „da gab‘s noch keine Teichanlagen“, erklärt Hömme. Später in den 80-er Jahren sei dann das Biotop mit fünf Teichen angelegt worden, durch die der Bach fließen sollte. Über die Jahre seien die Teiche verlandet und verwildert.

Heute sprudelt das klare Wasser des Merzbachs schneller und an nur noch vier Teichen vorbei und bietet so Lebensraum für Bachtiere und Spielmöglichkeit für Kinder. Die Teiche sind dabei weiterhin ein eigener Lebensraum – sie bekommen durch ganz kleine Zuläufe des Bachs noch etwas Frischwasser. Ansonsten sind sie nun regenwassergespeist. Hömme versichert, in diesem Jahr werde er verstärkt im Auge behalten, ob das Teichsystem biologisch funktioniert.

 Renaturierung Biotop

Renaturierung Biotop

Foto: TV/Schramm, Johannes

Die Aktion Blau Plus des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums fördert diese Bach-Renaturierung und die damit verbundene Umgestaltung des Biotops mit 90 Prozent, den Rest zahlt die Stadt Schweich, die den Auftrag erteilt hat. Hömme: „Die Maßnahmen im Biotop einschließlich der Gestaltung des neuen Bachlaufes innerhalb des Biotopes haben 200 000 Euro gekostet. Das Projekt ist aber noch nicht endgültig abgerechnet, so dass eine genauere Bezifferung im Moment nicht möglich ist.“ Die Maßnahmen im Biotop sind Teil eines Gesamtprojektes mit dem Ziel, den ganzen Merzbach bis zur Mündung in die Mosel zu renaturieren.

Fast sieben Monate hat die Umgestaltung gedauert, Mitte März war sie am Biotop abgeschlossen. Insgesamt hat die Tiefbaufirma Wey aus Rivenich dabei etwa 200 Tonnen Schlamm aus den Teichen ausgehoben, so dass sie nun wieder mindestens 80 Zentimeter tief sind. Ein Angelverein hat große Karpfen und Welse vorher gefischt, den Rest haben die Hömmes zusammen mit der Baufirma in ein anderes Gewässer umgesiedelt.

Zwei Teiche wurden auch während der Baumaßnahmen nicht angerührt, als Ausweichort für Amphibien und Libellen, erklärt Adriana Hömme. Viele neue Sitzmöglichkeiten auch aus Naturstein und weitestgehend barrierefreie Wege sind entstanden. Das Entenhäuschen wurde aufgrund von Infektionsgefahr entfernt.

Die bei vielen Besuchern beliebten Rotwangenschildkröten durften nicht in die freie Natur zurückgesetzt werden, weil sie in der Region nicht heimisch sind. Für sie konnte das Planungsbüro kein Ausweichquartier finden. Deshalb wohnen sie nun bei Hömmes in einem großen Aquarium und fühlen sich dort laut Hömme sehr wohl.

Das gesamte Projekt Renaturierung Merzbach auf insgesamt 3,3 Kilometern bis zur Mündung in der Mosel soll noch in diesem Sommer fertig werden. Insgesamt kostet es rund 600 000 Euro. Bis 17. Juni ist der Wirtschaftsweg „Sauerwies“ ab den Teichanlagen in Richtung Schießstand Schweich gesperrt, weil dort im Zuge des Projekts Tiefbauarbeiten anstehen. Konkret wird die vorhandene Verrohrung durch einen belichteten Haubenkanal ersetzt. Dieser ist biologisch durchgängig, das heißt, er ist belichtet und hat eine naturnahe Gewässersohle, so Frank Hömme.

Lars Rieger, Bürgermeister der Stadt Schweich, sagt: „Mit den neu gestalteten Teichanlagen am Heilbrunnen ist der erste Schritt im Rahmen der Renaturierung des Merzbaches umgesetzt worden. Das attraktive Ergebnis wird bereits sehr intensiv von Jung und Alt aus Schweich, Issel und den umliegenden Ortsgemeinden angenommen.“ Das kann auch Frank Hömme bestätigen: „Hier ist immer was los.“ Das Biotop liegt etwa zweieinhalb Kilometer nord westlich von Schweich. Besucherin Christel Müller fährt auch aus Trier hier her. Sie schwärmt: „Wir machen heute mit unseren Enkeln einen Wandertag, damit sie den Wald hier und dieses herrliche Stückchen Erde erleben können.“

Für sie ist damit schon erreicht, was Frank Hömme als besondere Herausforderung während der Planung des Naherholungsgebiets beschreibt: „Es sollte hier nicht übergestylt werden. Wir wollten keine Parkanlage, sondern einen naturnahen Erlebnisbereich schaffen, mit den wilden Strukturen der Natur und mit unterhaltenden, gestalteten Bereichen auf der anderen Seite, die so ein Mosaik ergeben und miteinander vernetzt sind.“ Teilflächen sollen regelmäßig gemäht werden, andere Flächen nur soweit gepflegt, dass sich die grundsätzliche Struktur nicht wieder Richtung Wald entwickelt. Durch die weniger dunkle Beschattung wirke das Biotop lichter, und das Ökosystem sei durch die Vielfalt aufgewertet.

Ein paar Sekunden nur sind vergangen, da stapft der Junge, das Fahrrädlein schiebend, mit kaum nassen Schuhen auf der anderen Seite des Baches auf seine Mutter zu. Abenteuer Barfußpfad im Biotop gemeistert.

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