Beleidigt, angespuckt, geschlagen

Die Gewalt gegen Polizisten wird in Trier immer schlimmer. Die Polizeiinspektion Trier meldet einen Anstieg um elf Prozent auf 91 Fälle in 2012, innerhalb der letzten fünf Jahre seien es sogar 38 Prozent. Generell geht die Gewaltkriminalität in der Stadt jedoch zurück.

 Auch Fußballderbys bergen Brisanz: Auf diesem Foto von 2010 geleiten Beamte der Polizeiinspektion Trier Saarbrücker Fans zum Moselstadion. Es kam zu Reibereien. TV-Foto: Archiv/Friedeman Vetter

Auch Fußballderbys bergen Brisanz: Auf diesem Foto von 2010 geleiten Beamte der Polizeiinspektion Trier Saarbrücker Fans zum Moselstadion. Es kam zu Reibereien. TV-Foto: Archiv/Friedeman Vetter

Trier. "Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" nennt der Amtsjargon körperliche Gewalt, Drohungen und auch Beleidigungen gegen Polizisten im Einsatz. Aktuelles Beispiel: siehe Meldung rechts. 2012 sind laut Polizeiinspektion in Trier 354-mal Beamte Opfer solcher Straftaten geworden. Tendenz: seit Jahren steigend. Schwerpunkte sind Ausnahmesituationen wie Weiberfastnacht oder Altstadt- und Moselfest. Aber auch eine Verkehrskontrolle oder der Einsatz bei Eintracht-Spielen können schnell zum Problem werden.
Nur die Spitze des Eisbergs


"Die meisten Leute haben ganz einfach keine Vorstellung davon, was wir alles aushalten müssen", sagt ein Polizist aus der Region Trier, der anonym bleiben will. "Wir werden beschimpft, beleidigt, angespuckt, mit Flaschen und Steinen beworfen. Es wird immer schwerer, das alles zu ertragen."
Auch Polizeidirektor Edmondo Steri, der Leiter der Polizeiinspektion Trier, macht sich Sorgen. "Diese Entwicklung ist ein Ausdruck alltäglicher Respektlosigkeit gegen Polizeikräfte, die auch in völlig grundlosen Beleidigungen deutlich wird."
Das Strafmaß für solche Aktionen ist Ende 2011 verschärft worden: Wer einen Polizisten während eines Einsatzes angreift, sich mit Gewalt widersetzt oder massive Drohungen und Beleidigungen loslässt, kann mit drei Jahren, in schweren Fällen sogar mit fünf Jahren Haft bestraft werden. Die gemeldeten Fälle seien dabei nur die Spitze des Eisbergs. "Denn die Fälle sind nicht berücksichtigt, bei denen Beamte erst gar keine Anzeige beispielsweise wegen Beleidigung stellen", sagt Polizeidirektor Steri. Viele Fälle werden deshalb statistisch überhaupt nicht erfasst.
Doch während die Fallzahlen der Gewalt gegen Polizisten steigen, geht die Straßen- und Gewaltkriminalität insgesamt in Trier zurück. Auch die Diebstähle werden weniger. "Die 2010 eingeführte Rahmenkonzeption zur Steigerung der Wahrnehmbarkeit und Bekämpfung der Gewalt hat sich bewährt", betont Steri. Die Polizei habe ihre Präsenz im Stadtgebiet verstärkt und den Kontakt mit den Innenstadthändlern intensiviert. Die Gewaltkriminalität - Straftaten wie Körperverletzung, Raub, sexuelle Nötigung - sinkt 2012 von 418 auf 377 Fälle. Die Straßenkriminalität - Körperverletzung, Raub und auch Sachbeschädigung auf öffentlichen Straßen und Plätzen - geht von 2296 auf 2138 Fälle zurück.
Zum ersten Mal seit fünf Jahren sinkt die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte. Zwischen 2008 und 2011 stiegen diese Fälle - Raub, Körperverletzung - stetig an, aber das Jahr 2012 zeigt 1626 Fälle und damit 71 weniger als im Vorjahr. 88 Prozent dieser Delikte werden aufgeklärt, sagt die Polizei. Bei den Diebstählen zeigt die Kurve ebenfalls nach unten. 3633 Fälle listet die Polizeiinspektion Trier in 2012 auf, 435 weniger als im Vorjahr. Insgesamt nahm die Zahl der Straftaten im örtlichen Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Trier um 2,7 Prozent zu. 12 179 Fälle waren es 2012. Die Aufklärungsquote stieg um 1,7 auf 68 Prozent. 6407 Tatverdächtige wurden ermittelt, 1440 sind jünger als 21. jpExtra

60 000 Polizeibeamte sind 2012 in Deutschland angegriffen und verletzt worden, 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Das berichtet die Berliner Morgenpost und zitiert einen internen Bericht des Bundeskriminalamts. Bemerkenswert: Der Bericht bricht die Übergriffe auf Polizisten auf 100 000 Einwohner herunter. Der Berliner Spitzenwert liege bei 95,3 Fälle pro 100 000 Einwohner. In Bremen liege diese Quote bei 75,6, in Hamburg bei 75,2. Nach dieser Rechnung steht Trier mit 91 Fällen bei 105 000 Einwohnern mit an der Spitze. Dennoch ist diese Quote nur ein statistischer Wert, der nicht bedeutet, dass Trier eine der kriminellsten Städte Deutschlands ist. jpExtra

Die Zuständigkeit der Polizeiinspektion (PI) Trier richtet sich nicht nach Stadt- und Verbandsgemeindegrenzen. Sie umfasst das Stadtgebiet Trier mit Ausnahme der Stadtteile Biewer, Ehrang, Quint, Pfalzel und Ruwer-Eitelsbach, die von der Polizeiinspektion Schweich betreut werden. Dafür übernimmt die PI Trier Hockweiler, Franzenheim, Igel, Langsur, Ralingen und Trierweiler (Verbandsgemeinde Trier-Land) sowie Korlingen, Sommerau, Gutweiler, Gusterath, Pluwig und Ollmuth (Verbandsgemeinde Ruwer). Die 130 Mitarbeiter der PI Trier sind damit zuständig für die Sicherheit von 105 000 Menschen in einem 200 Quadratkilometer großen Gebiet. jp

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