Berti Adams will Mainzer Wahlbezirk neu auszählen lassen

Trier · Die Diskussion um das dramatische Scheitern des Trierer CDU-Kandidaten Berti Adams bei der Landtagswahl am 27. März geht weiter. Adams hat beim Landtagspräsidenten Joachim Mertes beantragt, die Stimmen im Pannen-Wahlkreis Mainz II noch einmal auszuzählen. "Erst nach und nach wird klar, wie viel dort wirklich schiefgelaufen ist", sagt Adams. "Ich will Klarheit haben."

 Berti Adams. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Berti Adams. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Adams' Antrag ist ein offizieller Einspruch gegen das Ergebnis der Auszählung im Mainzer Wahlkreis, der mit einer in der Trierer Nachkriegsgeschichte einzigartigen Art und Weise das Ergebnis in der Moselstadt verändert hat. Am Abend des Wahlsonntags rutschte Berti Adams über den letzten Platz auf der CDU-Landesliste in den Landtag, denn Bildungsministerin Doris Ahnen gewann den Wahlkreis Mainz II mit 19 Stimmen Abstand vor CDU-Mann Wolfgang Reichel. Doch einen Tag später tauchte eine vergessene Kiste mit Briefwahlbögen in Mainz II auf, und deren nachträgliche Auszählung kehrte das Ergebnis um: Jetzt war Christdemokrat Reichel der Sieger des Direktmandats, der Listenplatz von Adams fiel quasi hinten runter (der TV berichtete mehrmals).
Diese schlechte Nachricht war noch keine halbe Stunde alt, als Adams den Fraktionsvorsitz der CDU im Stadtrat Trier niederlegte. Seine damalige Begründung: "Während meines Wahlkampfs vor Ort haben mir die Leute ins Gesicht gelächelt, dann kommt eine solche Klatsche."
Dieser Satz, so Adams gestern im Gespräch mit dem TV, tue ihm heute leid. "So kann man natürlich nicht argumentieren", räumt er ein. "Ich habe nach zwei für mich furchtbaren Tagen impulsiv und viel zu emotional reagiert." Dennoch bleibe es definitiv bei seinem Rückzug von der Fraktionsspitze. "Auch wenn Mainz II neu ausgezählt wird, das Ergebnis sich ändert und ich doch noch in den Landtag komme, wird Ulrich Dempfle definitiv der neue Vorsitzende bleiben."
Warum die neue Auszählung? Adams: "Es gab einfach zu viele Pannen im Wahlkreis Mainz II", begründet der Fleischermeister (siehe Extra). "Das Endergebnis ist derart knapp, dass es auf jede Stimme ankommt. Ich will einfach völlige Klarheit haben und mich in den kommenden Jahren nicht ständig fragen müssen, ob das alles richtig gelaufen ist."
Landtagspräsident Joachim Mertes wird den Wahlprüfungsausschuss einberufen, der über Adams\' Einspruch entscheidet. Diese Entscheidung soll noch vor der konstituierenden Sitzung des Landtags am 18. Mai fallen. "Wenn das Ergebnis sich ändern und ich in den Landtag kommen sollte, werde ich das Mandat natürlich annehmen", kündigt Adams an.

Meinung

Noch mal auszählen, bitte!Pleiten und Pannen in Mainz inszenierten in Trier das Wahldrama um Berti Adams. Entsprechend dramatisch hat er auch reagiert. Die Aufgabe des Fraktionsvorsitzes im Stadtrat - eine auf dem Ergebnis der Kommunalwahl 2009 beruhende Position - aufgrund des schlechten Ausgangs der Landtagswahl war eine konsequente, aber auch polarisierende Entscheidung. Auch sein Antrag, noch mal auszählen zu lassen, wird dem Fleischermeister viel Kritik einbringen. Doch Adams verlangt nur, was von Anfang an hätte selbstverständlich sein müssen: eine korrekte Auszählung ohne verfälschende Einflüsse durch überforderte Akteure vor Ort. Es ist angesichts der Pannen von Mainz absolut nicht sicher, dass das aktuell gültige Ergebnis auch tatsächlich alle abgegebenen Wählerstimmen umfasst. Dabei beträgt der entscheidende Unterschied zwischen Sieger und Verlierer in Mainz II nur 13 Stimmen. Noch einmal genau auszählen, bitte! j.pistorius@volksfreund.de

DIE PANNEN IN MAINZ

Ein Wahllokal öffnete viel zu spät, so dass Wähler unverrichteter Dinge wieder abzogen. Die Wahlhelfer wussten nicht, dass ihr Stimmbezirk zu den acht repräsentativen Bezirken gehört, in denen die Briefwahlstimmen zusammen mit den Urnenstimmen gezählt werden. Deshalb konnten die Helfer nichts mit der Kiste voller Wahlbriefe anfangen und schickten sie ungeöffnet zum Briefwahlbüro. Warum sie dort nicht auffiel und ungeöffnet stehen blieb, ist unklar. Das Ergebnis: Doris Ahnen (SPD) verlor das Direktmandat, Wolfgang Reichel (CDU) gewann mit einem Vorsprung von 13 Stimmen. Damit verlor Berti Adams den 41. und letzten Platz auf der CDU-Landesliste und zog nicht in den neuen Landtag ein. jp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort