Berufsfeuerwehr mietet Gebäude im Trierer Hafen

Trier · Die Berufsfeuerwehr hat Gebäude im Trierer Hafen angemietet und dort einen Stützpunkt eingerichtet, um die Zeit bis zur Fertigstellung des dort geplanten Brand- und Katastrophenschutzzentrums zu überbrücken. Im Juni soll die provisorische Wache die Arbeit aufnehmen.

Trier. Das Amt für Brand-, Zivilschutz und Rettungsdienst braucht dringend einen zweiten Standort, um auf Notfälle in den nördlichen Stadtteilen wie Ruwer, Ehrang und Pfalzel schneller reagieren zu können. Bis zur Fertigstellung des geplanten Brand- und Katastrophenschutzzentrums auf dem Gelände des ehemaligen Brauchwasserwerks in Ehrang (der TV berichtete mehrfach) soll ein provisorischer Stützpunkt in Gebäuden auf dem Hafengelände die Reichweite der Berufsfeuerwehr entscheidend erweitern. Diese Informationen des TV bestätigt das Presseamt der Stadt Trier.
Spätestens acht Minuten nach dem Eintreffen des Notrufs sollen die Brandbekämpfer mit dem Retten und Löschen beginnen, so legt es die Feuerwehrverordnung Rheinland-Pfalz fest. Doch in Trier ist das nicht immer möglich. Mehr als 25 000 Haushalte, Geschäfte, Firmen und Einrichtungen sind zu weit entfernt von der Hauptwache am Barbara-Ufer und liegen außerhalb dieser Einsatzfrist. Wenn die Berufsfeuerwehr hier mit schwerem Gerät anrücken muss, braucht sie mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als acht Minuten.
Sowohl die Stadt Trier als auch das Innenministerium begegnen diesem Problem seit Jahren zwar mit Ernsthaftigkeit, aber auch leichtem Fatalismus (siehe Extra). Der Tenor: Wir kennen dieses Problem natürlich, aber was sollen wir denn machen? Die öffentliche Hand hat keinen finanziellen Handlungsspielraum, um in einer solchen Situation sofort reagieren zu können. Die Hauptwache der Berufsfeuerwehr am Barbara-Ufer ist eine langsam verrottende Katastrophe, ein Neubau ist zurzeit reine Utopie.
Die Hoffnung am Horizont ist der Bau einer Nebenwache im Norden der Stadt: In Ehrang soll das seit Jahren größte öffentliche Bauprojekt der Stadt Trier anlaufen. 12,6 Millionen Euro wird das Brand- und Katastrophenschutzzentrum kosten. Daneben soll ein Gebäude für das Technische Hilfswerk (THW) entstehen, das separat geplant, gebaut und auch finanziert wird.Insolvente Firma


Doch dieses Zentrum wird nach Schätzungen der Stadt nicht vor Herbst 2015 fertig werden. Die Berufsfeuerwehr will dennoch bereits in diesem Jahr nach Norden ziehen. Dieter Jacobs vom Trierer Presseamt bestätigt: "Es ist richtig, dass die Feuerwehr als Zwischenlösung das Gelände der ehemaligen Firma Tisa in Ehrang angemietet hat, um die Zeit bis zur Fertigstellung des Brand- und Katastrophenschutzzentrums zu überbrücken und somit schon frühzeitiger die Sicherheitslage in diesem Bereich zu verbessern."
Durch die Insolvenz des Unternehmens habe sich diese Option ergeben, erklärt Jacobs. Feuerwehrdezernent Thomas Egger habe dann die Entscheidung getroffen. "Sowohl der Stadtvorstand als auch der zuständige Dezernatsausschuss wurden über diese Lösung informiert"
Die Gebäude seien für eine Übergangszeit grundsätzlich geeignet und werden derzeit noch für die Bedürfnisse der Feuerwehr "ohne großen Kostenaufwand" hergerichtet. "Sobald der Bezug erfolgt, wird die Öffentlichkeit informiert." Der Einzug sei für Juni geplant, verrät ein Berufsfeuerwehrmann dem TV.Meinung

Das Relikt am Barbara-Ufer
Die Stadt Trier hat viele Probleme. Marode Schulen, kaputte Straßen und das Theater stellen den Stadtrat und die Verwaltung vor unlösbar scheinende Probleme und provozieren seit Jahren eine intensive Diskussion, die viel Aufmerksamkeit bindet. Die Berufsfeuerwehr tut das nicht. Sie hat keine Lobby, für sie demonstriert niemand. Dennoch hat sie natürlich da zu sein, wenn es brennt, wenn die Katastrophe droht. Doch das Arbeitsumfeld der professionellen Brandbekämpfer ist selbst eine Katastrophe. Das wird jeder bestätigen können, der das Relikt am Barbara-Ufer mal von innen gesehen hat. An diesem Hauptproblem ändern auch das geplante Zentrum in Ehrang und sein provisorischer Vorläufer nichts. Dieses Thema muss in Trier dringend vom als gottgegeben akzeptierten Problem zur Priorität werden. j.pistorius@volksfreund.deExtra

Wer einen Brand meldet und nachweisen kann, dass die Feuerwehr die Einsatzfrist von acht Minuten überschritten hat, kann daraus keine Schadenersatzansprüche ableiten. Das meldet das Innenministerium Rheinland-Pfalz. "Die Feuerwehrverordnung begründet keine Rechte von Privatpersonen, denn aus der Organisation der im öffentlichen Interesse vorgehaltenen Feuerwehr sollen keine unmittelbaren Rechtsansprüche Dritter erwachsen. Bei einer engen Auslegung der Feuerwehrverordnung und einem fachlich ungerechtfertigten Bestehen auf acht Minuten hätte die Stadt Trier drei Feuerwachen bauen müssen." jp

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