Beschleunigter Vortrag

Längst ist der Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises zu Schuljahresbeginn eine feste Größe im Veranstaltungskalender. In einem Festvortrag von Professor Hartmut Rosa vor 150 Menschen ging es um die Beschleunigungsgesellschaft - in Hochgeschwindigkeit referiert.

 Der Soziologe Professor Hartmut Rosa (Zweiter von links) brachte seine Zuhörer, darunter Superintendent Christoph Pistorius (links) sowie den ADD-Präsidenten Josef Peter Mertes und Pfarrer Paul Krachen (rechts) in seinem Vortrag häufig zum Schmunzeln. TV-Foto: Gabriela Böhm

Der Soziologe Professor Hartmut Rosa (Zweiter von links) brachte seine Zuhörer, darunter Superintendent Christoph Pistorius (links) sowie den ADD-Präsidenten Josef Peter Mertes und Pfarrer Paul Krachen (rechts) in seinem Vortrag häufig zum Schmunzeln. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. (gsb) "Mama, welche Religion passt zu mir?!" Unter dieser Überschrift stand das Thema von Professor Hartmut Rosas Vortrag. Wer geglaubt hatte, auf die Frage eine klare Antwort zu erhalten, wurde im Laufe des mehrstündigen Abends eines Besseren belehrt und mit den Phänomenen unserer heutigen "Multioptionsgesellschaft" konfrontiert. Denn Rosas - oft unterhaltsam und humorvoll vorgetragene - Ausführungen kreisten um die "Entscheidungskrise der Beschleunigungsgesellschaft". Dabei zeigte sich der Referent als ein Paradebeispiel der Beschleunigungsgesellschaft, indem er in Hochgeschwindigkeit seine durchaus interessanten Impulse vortrug - leider auf Kosten der akustischen Verständlichkeit in der Konstantinbasilika.

Zu Beginn informierte der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Josef Peter Mertes, über Neuerungen in der rheinland-pfälzischen Schullandschaft. Dazu gehören die neue Realschule plus (landesweit 122) sowie das erweiterte Angebot von Integrierten Gesamtschulen (landesweit 35). "Werteerziehung ist nicht auf den Religionsunterricht beschränkt", sagte Mertes.

Mit seinem anschließenden Vortrag verlangte der Soziologe Rosa aus Jena seinen Zuhörern viel ab. Infolge der "Explosion der Möglichkeiten" entstünden Entscheidungsprobleme. Ständig veränderten sich die äußeren Parameter. Spontan entscheide man sich dafür, was die meisten Optionen eröffne. Etwas hilflos ließ Rosa seine Zuhörer mit seinen Lösungsansätzen für das Entscheidungsdilemma zurück, die hauptsächlich im Finden eines gesunden Mittelwegs, der Schärfung des Bewußtseins und im Angebot von Zwischenlösungen lagen. Für Superintendent Christoph Pistorius beim abschließenden Dank eine Steilvorlage, Rosas Ausführungen nach langem Beifall aus dem Publikum den religiösen "Dreh" zu geben. Die solchermaßen "in die Welt geworfenen" Menschen hätten in der Kirche eine Möglichkeit der Begegnung, sagte Pistorius.

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