Besorgte Denkmalschützer

TRIER. (rm.) Mit Sorge betrachtet der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) das Projekt einer großen Einkaufspassage auf dem Paulinus-Gelände. Er plädiert für einen Architektenwettbewerb.

Wie der TV mehrfach berichtete, plant der Berliner Investor Trigon auf den Grundstücken der ehemaligen Paulinus-Druckerei und des alten City-Parkhauses eine Einkaufspassage. Die Eckdaten: 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche; Investitionsvolumen rund 63 Millionen Euro; geplante Eröffnung im Herbst 2005. "Wir anerkennen das Bemühen, Kaufkraft in die City zurück zu holen, haben aber die Sorge, dass Denkmalrat und Bürger wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt werden", so der Trierer RVDL-Vorsitzende Albrecht Wien. Wichtig: Anpassung an die Umgebung

Insbesondere die Dimensionen bereiten den Denkmalschützern Bauchschmerzen. Das Einkaufszentrum bedeute einen Eingriff in die Altstadt wie zuletzt der Neubau der Großkaufhäuser in den 60er und 70er Jahren. Wien: "Die Paulinus-Passage wird eine eine Fläche bedecken, die etwa dreimal so groß ist wie der Kornmarkt. Wir können uns nur schwer vorstellen, wie dieser Gigant proportional in das kleinteilige Gefüge der Umgebung integriert werden soll." Der architektonische Ansatz von vier durchgehenden großflächigen Etagen und eine ostwestlich ausgerichtete Passage genügt nach Auffassung des RVDL nicht: "Der Gebäudekomplex sollte unbedingt durch Innenhöfe gegliedert werden, die alle Geschosse erfassen." Der RVDL-Vorschlag zur Gestaltung der Dachfläche: "Sie muss sich nach Form, Material und Proportion der traditionellen Dachlandschaft Triers anpassen." Eine einfühlsame architektonische Lösung fordern die Denkmalschützer auch für die Überreste des mittelalterlichen Schöffenhofes "Zur goldenen Sonne" auf dem Ex-Druckerei-Gelände. Albrecht Wien: "Die beiden Giebelmauern, die schön ausgestaltete Nordwand und die historischen Keller stehen unter Denkmalschutz und müssen unbedingt erhalten werden." Um der Problematik gerecht werden zu können, fordert der RVDL eine breite öffentliche Diskussion - und einen Architektenwettbewerb. Den sehen Stadt und Investor nicht vor. Nach Vorstellungen des Rathauses soll in der zweiten öffentlichen Info-Veranstaltung Ende Juni der Stand der Dinge diskutiert werden. In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause (17. Juli) könnte der Stadtrat dann den Offenlage-Beschluss zum Bebauungsplan fassen, der wiederum die Möglichkeit gibt, Bedenken und Anregungen zu äußern.

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