Bessere Bildung mit neuer Schule?

Verstärkte individuelle Förderung, neue Perspektiven für den Bildungsgang Hauptschule und schulische Aufstiegsmöglichkeiten in zumutbarer Entfernung soll die Reform der Schullandschaft und die neue "Realschule plus" bringen. Die Reformpläne stoßen bei Landtagsopposition und Lehrerverbänden auf unterschiedliche Reaktionen.

Mainz. Das Konzept von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) setzt auf eine neue Schulstruktur mit einem nur noch zweigliedrigen System. Die zentralen Punkte: Gymnasien und Integrierte Gesamtschulen bleiben erhalten (für IGS werden jedoch die Errichtungsbeschränkungen aufgehoben).Unter dem Dach "Realschule plus" gibt es mit den bereits existierenden Regionalen Schulen und der neuen kooperierenden Realschule (Hauptschul- und Realschul-Bildungsgang an einer Schule mit gemeinsamer Orientierungsstufe) zwei Schulformen.In der Orientierungsstufe (Klasse fünf und sechs) wird die Klassen-Messzahl auf 25 Schüler gesenkt. Einen Abschluss gibt es nach Klasse neun oder als mittlere Reife nach Klasse zehn.Schüler, die den Abschluss nach Klasse neun nicht schaffen, können ein zehntes Schuljahr im Hauptschulbildungsgang anhängen.Ein Wechsel zwischen den Bildungsgängen ist bei entsprechender Leistung nach jedem Schuljahr möglich. Gibt es genug Nachfrage, kann eine "Realschule plus" um zwei Klassen quasi zur Fachoberschule aufgestockt werden. Zum Schuljahr 2009/10 sollen die ersten "Realschulen plus" errichtet werden. Ab 2013/14 wird die neue Schulstruktur verbindlich.Die CDU sieht das neue Schulkonzept als diskussionswürdige Grundlage, da Realschule und Hauptschulabschluss bestehen bleiben. Sie fordert jedoch zentrale Abschlussprüfungen für alle Bildungsgänge. Ausdrücklich begrüßt wird die Absage an die Einheitsschule.Aus Sicht der FDP ist die "Realschule plus" lediglich Etikettenschwindel. Die erfolgreiche traditionelle Realschule stehe vor dem Aus, ungelöst blieben jedoch die Probleme der Hauptschüler. Die Liberalen vermissen den Praxisbezug der neuen Schule und plädieren stattdessen dafür, Hauptschulen zu berufsorientierten Dualen Oberschulen auszubauen.Der Realschullehrerverband VDR hält das Konzept für schwer verdauliche Kost, sieht aber diskussionswürdige Ansätze, wie etwa die Öffnung hin zum Fachabitur. Der VDR will generell abschlussbezogene Klassen und zentrale Abschlussprüfungen.Der Lehrerverband VBE begrüßt zwar, dass grundsätzlich die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden, doch gehen ihm die Pläne der Bildungsministerin nicht weit genug. Er schlägt einen Verzicht auf den Hauptschulabschluss und die Einführung der mittleren Reife für alle Schüler vor.Die Gewerkschaft GEW sieht nur einen kleinen Schritt nach vorn. Gemeinsames Lernen gebe es dabei nur in Ansätzen. Noch immer würden Kinder zu früh auf unterschiedliche Schularten aufgeteilt. Die GEW fordert eine Schule für alle.Die IHK Trier sieht das Ahnen-Konzept durchaus positiv. Für die Kammer ist jedoch vor allem entscheidend, ob die Schüler am Ende auch fit für das Berufsleben gemacht werden.

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